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Potsdamer Erfolgstrainer: Der Mann mit dem goldenen Plan

Ralph Welke ist der Paddel-Guru aus Potsdam. Der Kanutrainer hat riesige Erfolge produziert. Vor allem mit seinem Ausnahmeathleten Sebastian Brendel, dem er ein besonderes Versprechen gegeben hat.

Seit nunmehr 35 Jahren macht Ralph Welke seine Leidenschaft zum Beruf. Kanutrainer ist er. Ein Job, der ihn glücklich stimme. Einerseits, weil der Naturliebhaber seinen Arbeitsplatz bei frischer Luft auf dem Wasser herrlich findet. Doch der entscheidende Reiz des Ganzen, der in ihm über all die Zeit den Feuereifer auf höchster Stufe lodern lässt, ist uneingeschränkt: „Der Erfolg. Ihn zu bekommen, treibt mich an.“

Ralph Welke ist inzwischen reich an Erfolgen. Zig Titel und Medaillen bei Welt- sowie Europameisterschaften gehen auf seine Kappe. Über allem thronen jedoch die olympischen Meriten. „Da“, erzählt der 57-Jährige mit einem beseelten Lächeln, „hat es 2012 gekracht und 2016 dann nochmal richtig hinterher.“ Die Bilanz bei jenen beiden Sommerspielen ist tatsächlich überwältigend: Welke-Schützlinge vom KC Potsdam gewannen in der Canadierdisziplin vier von sechs möglichen Goldmedaillen. Sebastian Brendel siegte beide Male im Einer auf der 1000-Meter-Distanz, hinzu kommen die Zweiertriumphe von Peter Kretschmer/Kurt Kuschela und dieses Jahr nun von Brendel/Jan Vandrey. Obendrein hat Ralph Welke auch an den zwei Rio-Silbermedaillen von Franziska Weber seinen Anteil, schließlich betreut er die Kajakspezialistin seit Ende 2014 als Heimtrainer am Luftschiffhafen.

Für Welkes Arbeit "gibt es nicht genug Superlative"

Angesichts einer solch ertragreichen Arbeit gerät Thomas Konietzko in grenzenloses Schwärmen. „Es gibt gar nicht genug Superlative, um sein Wirken zu beschreiben“, sagt der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes über den Paddel-Guru aus Potsdam, der an einem sonnigen Novembermorgen in seinem Büro sitzt und von der Trainertätigkeit spricht, als es dreimal an der Tür klopft. Sebastian Brendel und Jan Vandrey treten ein. „Moin, Chef“, sagen sie. „Wir wollen alles Gute wünschen.“ Ihr Coach muss sich am nächsten Tag einer Knie-Operation unterziehen und fehlt daher auch einige Wochen später bei der Brandenburger Sportgala, wo Welkes Athleten die Preise abräumen und er zum dritten Mal nacheinander als märkischer Trainer des Jahres ausgezeichnet wird.

Sichtlich gerührt ist Ralph Welke von dem unerwarteten Bürobesuch. Das sind seine Jungs – sie hängen an ihm, haben ein ganz inniges Verhältnis zum „Chef“. Es sei dessen lockere und doch disziplinfordernde Art, die den Umgang mit ihrem Trainer so angenehm mache, erklärt Sebastian Brendel: „Er kann sich dabei sehr gut auf sein Gegenüber einstellen, weiß genau, wie man jeden Sportler individuell anpacken muss, um ihn optimal zu motivieren. Mit Lob geht er eher sparsam um. Das ist richtig, wie ich finde, denn so behält es einen besonderen Wert. Wenn ihm ein Lob über die Lippen geht, dann weißt du auch, dass du es wirklich stark gemacht hast.“ Als Athlet fühle man sich in Welkes Händen einfach bestens aufgehoben. „Wir vertrauen auf seine Erfahrung und wissen, dass er uns zum Wettkampfhöhepunkt in Top-Form bringt, denn er hat immer einen genialen Plan.“

Brendel ist der persönliche Jackpot für Welke

Oftmals ist es eben sogar ein goldener. Vor allem, wenn er auf Sebastian Brendel zugeschnitten ist. Zu drei Olympiasiegen, fünf Weltmeister- und zehn Europameistertiteln sowie zum Triumph bei den bislang einzigen Europaspielen hat Ralph Welke den 28-Jährigen geführt. Brendel ist für den Coach der persönliche Jackpot. „So einen fleißigen Ausnahmetypen wie Sebastian bekommt man nur einmal im Leben“, meint der Trainer.

Einst war er auch selbst aktiver Kanu-Rennsportler. Zunächst betätigte sich der gebürtige Potsdamer jedoch bei den Modernen Fünfkämpfern. Da die DDR dann aber die Sportförderung für den Pentathlon einstellte, wechselte Ralph Welke 1970 zu den Kanuten. Er besuchte die Sportschule, wurde Spartakiadesieger und Mitglied der B-Nationalmannschaft. 1979 nahm er dann ein Sportstudium auf, sammelte ab 1981 erste Erfahrungen als Kanutrainer und stieg drei Jahre später – nach Beendigung des Studiums – voll in diese Branche ein. Um dabei für beide Disziplinen ein gutes Verständnis zu haben, brachte sich der ehemalige Kajakathlet das Canadierfahren autodidaktisch bei. Heute ist Welke Bundestrainer des Canadierbereichs.

Der 57-Jährige ist ein Baumeister des Erfolgs

Zunächst war er über weite Strecken seiner Laufbahn in Potsdams Nachwuchsförderung tätig. „Jugend habe ich irgendwie am liebsten trainiert. Dort wird die Weiche gestellt, wohin die Reise in der Zukunft geht“, sagt Welke, der ab 2003 am hiesiegen Bundesstützpunkt Verantwortung für die Erwachsenenklasse übernahm. Ob nun Youngster oder Elite – der Grundsatz in seiner Arbeit war stets der gleiche. „Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst. Mein Ziel ist es, die Sportler dahin zu kriegen, dass möglichst alles auf Top-Niveau durchgeführt wird. Jede Trainingseinheit ist ein Baustein. Je mehr Bausteine fehlen, also die Dinge nicht gut genug gemacht werden, umso wackeliger wird die Mauer.“ Wie sich am Ende eine perfekte Statik erreichen lässt, überlegt sich Ralph Welke ausgiebig auf zwei Reifen. In der Regel legt er den Arbeitsweg von seinem Haus in Werder zum Luftschiffhafen radelnd zurück. „Das ist super“, erklärt der Coach, „auf der Hinfahrt bereite ich gedanklich den Trainingstag vor, auf der Rückfahrt folgt die Nachbereitung.“

Allerdings steht die Route Werder-Potsdam-Werder auch viele Wochen im Jahr nicht auf seinem Plan. Trainingslager und Wettkämpfe führen ihn oft weg von zu Hause. „Ich mag dieses Rumgereise eigentlich nicht“, sagt Ralph Welke, der deshalb auch nicht darauf erpicht ist, in die Ferne zu schweifen, wenn er Urlaub hat. Dann sei er lieber im eigenen Haus und Garten, möchte die Zeit mit seiner Frau Petra, die Kanu-Lehrertrainerin an der Sportschule ist, seinen Kindern und Enkelkindern genießen. „Für mich ist Erholung, wenn ich meine Liebsten um mich herum habe und sehen kann, wie sie sich erholen.“

Treuebekenntnis des Trainers für Sebastian Brendel

So tankt Ralph Welke Kraft, die dann in seine Arbeit fließt. Wie sich diese künftig gestaltet, hält er sich offen. „Ich muss nicht ewig Trainer für unsere Leistungsklasse-Athleten sein. Andere Aufgaben – zum Beispiel ein Koordinator der Geschicke am Stützpunkt zu sein – kann ich mir gut vorstellen.“ Eines ist aber klar – und dafür hat Ralph Welke ein Versprechen gegeben: „Solange Sebastian Brendel paddelt und er mich als Heimtrainer haben möchte, werde ich an seiner Seite stehen.“

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