Folgen des Kriegs in Potsdam: Geflüchtete müssen Hotels und Pensionen verlassen
Sozialdezernentin Meier erklärt, warum viele Ukrainer:innen nicht in Potsdam bleiben können. Für die Flüchtlinge ist ab Montag eine zentrale Anlaufstelle geplant.
Potsdam - Bis Ende April müssen mehr als 550 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ihre Zimmer in Potsdamer Hotels und Pensionen verlassen, in denen sie nach der Flucht aus ihrer Heimat untergekommen sind. Diese Menschen, vor allem Frauen und Kinder, werden dann in andere Regionen in Deutschland gebracht oder kommen noch vor Ostern zum Beispiel in der Metropolishalle unter. Das sagte Potsdams Sozialdezernentin Brigitte Meier (parteilos) am Freitagnachmittag bei einer Online-Pressekonferenz.
Verträge mit Hotels laufen gerade vor Ostern aus
Meier, die den Ukraine-Krisenstab im Rathaus leitet, erklärte, besonders wegen der anstehenden Osterferienzeit würden Verträge mit Hotels stufenweise auslaufen. Die Unterbringung der Geflüchteten dort sei von Anfang an als „deutschlandweit fast einmalige“ Übergangslösung gedacht gewesen, um ein ruhiges Ankommen zu ermöglichen, so Meier. Die Stadt werde für besonders vulnerable Menschen versuchen, weiter Zimmer in Potsdam zu buchen, versprach sie.
Doch auch die Verteilung der Geflüchteten in andere Regionen sei richtig. Zumal Potsdam laut Meier schon überdurchschnittlich viele Menschen aufgenommen habe: „Es macht keinen Sinn, Mütter und Kinder in großen Hallen unterzubringen, wenn in anderen Regionen gute Unterkünfte für sie bereitstehen und Helfer auf sie warten.“ Menschen, die eine behördliche Zuweisung für Potsdam hätten, würden aber hier untergebracht, ebenso „nach Möglichkeit“ auch Geflüchtete mit familiären oder anderen Bindungen in die Stadt. Bisher habe die Verwaltung rund 140 Ukrainer:innen in den Hotels und Pensionen befragt, rund die Hälfte habe eine Zuweisung für Potsdam.
Platz für 300 Menschen
Für diese Menschen soll vermutlich in der Woche vor Ostern die Metropolishalle öffnen. Man wolle den Aufenthalt in der Eventlocation am Filmpark „so angenehm wie möglich gestalten“, teilte das Rathaus mit. So werde die Halle durch einen Messebauer in 100 Wohnkabinen für jeweils drei Personen unterteilt, die mit Betten, Spinden, Stühlen und Tischen ausgestattet werden. Eingerichtet würden auch Aufenthalts-, Spiel-, Betreuungs-, Sanitär- und Essbereiche, hieß es. Zudem soll es Waschmaschinen und einen Außenspielplätz geben, wie das Rathaus mitteilte.
Zusätzlich werden kurzfristig zwei Gemeinschaftsunterkünfte erweitert. So sollen laut Rathaus ab nächster Woche an den Standorten Zeppelinstraße – nahe des Lidl-Markts – und an der Pirschheide jeweils Wohncontainer für rund 50 Personen errichtet werden. Auch wolle man eine frühere Kita in der Pietschkerstraße Am Stern für rund 40 unbegleitete Minderjährige nutzen, hieß es. Die kommunale Bauholding Pro Potsdam kündigte auf PNN-Anfrage an, dass im Wohnblock Staudenhof bis zum Jahresende 38 jetzt leerstehende Wohnungen zur Verfügung gestellt würden – danach soll das Gebäude bekanntlich abgerissen werden.
Auch eine frühere Sauna kommt als Notlager in Betracht
Sollte der momentan laut Meier etwas nachlassende Zustrom von Flüchtlingen wieder stark steigen, bleiben Einrichtungen wie die Orangerie der Biosphäre oder der Treffpunkt Freizeit als Notunterkünfte vorläufig in Alarmbereitschaft. 20 solcher Notplätze gibt es zudem in der früheren Sauna des Schlaatzer Bürgerhauses.
Registrierungsseite für Potsdamer, die Flüchtlinge aufnehmen würden
Für langfristigere Lösungen verwies Meier auf Verhandlungen mit privaten Anbietern, etwa der Josephinen-Wohnanlage in der Burgstraße. Weitere Wohnungen könnten auch in umgewandelten Büroräumen entstehen, so ihre Hoffnung. Zuletzt war von bis zu 2600 Menschen die Rede, die Potsdam mit seinem leergefegten Wohnungsmarkt aufnehmen müsste. Mehr als 1000 davon sind wie berichtet in Privathaushalten untergekommen. Ab nächster Woche soll die Wohntauschbörse in der Yorckstraße offiziell die Arbeit beginnen und jene unterstützen, die Ukrainer:innen bei sich aufnehmen wollen. Dafür gibt es nun eine offizielle Registrierungsseite: https://egov.potsdam.de/umfrage/l/Unterkunft4Ukraine
Zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge
Verbessern will Meier die Behördenarbeit. So soll das Sozialrathaus in der Behlertstraße 3a ab Montag die zentrale Beratungs- und Anlaufstelle für Geflüchtete werden. Dolmetscher stünden bereit, sagte sie. Die Stadt habe bereits 1400 Anträge für finanzielle Hilfen erhalten und in 750 Fällen ausgezahlt. Bei der offiziellen Asylregistrierung der Flüchtlinge, für die 90 Tage Zeit sei, setze Potsdam nun auf Amtshilfe durch die Polizei und dort verfügbare Geräte zur biometrischen Aufnahme, so Meier. Im Rathaus sind nicht genug Geräte vorhanden. Mit der Polizeihilfe könnte Geflüchteten der bisher nötige Weg in die zentrale Registrierung am Flughafen Schönefeld erspart werden.
Schuleingangsuntersuchungen werden "sehr gut nachgefragt"
Derweil gehen Bemühungen voran, Kindern aus der Ukraine den Schulbesuch zu ermöglichen. Die verpflichtende Schuleingangsuntersuchung zum Gesundheits- und Impfstatus werde „sehr gut nachgefragt“, sagte eine Stadtsprecherin. Bisher sei ein Spektrum an Erkrankungen zu beobachten, das mit dem der hiesigen Kinder und Jugendlichen vergleichbar sei. Mehrfach war Sorge artikuliert worden, Menschen aus der Ukraine könnten vermehrt Krankheiten wie Tuberkulose mitbringen.
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