Ukraine-Hilfe in Potsdam: Metropolishalle wird Flüchtlingsheim für 300 Menschen
Der Babelsberger Veranstaltungsort wird vor Ostern für bis zu 300 Ukrainer:innen geöffnet. Das hat der Hauptausschuss genehmigt. Dort wurden auch weitere neue Unterkünfte bekannt. Zugleich beginnt der Zustrom an die Schulen
Potsdam - Noch vor Ostern wird das Rathaus die Babelsberger Metropolishalle mieten und für 300 Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung stellen. Das haben die Stadtverordneten im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses am Mittwochabend genehmigt. Es geht laut einer Mitteilung der Stadt um 100 Wohnkabinen mit durchschnittlich drei Betten, dazu kommen Tische, Stühle und Spinde – was zumindest für einen gewissen Grad Privatsphäre sorgen soll. „Dazu ist geplant, den Außenbereich mit Spielplatz und Außenanlagen herzurichten“, sagte Bernd Richter, Chef des Kommunalen Immobilienservice (Kis).
Bis Ende September keine Veranstaltungen
Bis Ende September wolle man die Veranstaltungshalle, die in der Pandemie zuletzt auch als Impfzentrum diente, in Betrieb nehmen, hieß es. Die Vorbereitung für die Unterbringung erfolge sofort. Nach PNN-Informationen geht es um rund 60 000 Euro Miete pro Monat für den Filmpark, der die Halle betreibt.
Die Situation ist durchaus kritisch. Wie bereits am Dienstagabend im Sozialausschuss mitgeteilt wurde, sind die Kapazitäten der Stadt im Grunde erschöpft. Bisher sind mehr als 600 Geflüchtete in Hotels untergebracht, wegen der Osterreisesaison müssen viele von ihnen dort bald ausziehen. Auch in den existierenden Gemeinschaftsunterkünften hatte es bei Kriegsbeginn nur freie Plätze im niedrigen zweistelligen Bereich gegeben. Zugleich hätten aber schon allein bis vergangenen Freitag 1839 vor dem Krieg aus der Ukraine geflohene Menschen bei der Potsdamer Ausländerbehörde vorgesprochen, sagte Kis-Chef Richter – der die erkrankte Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) vertrat. An mehr als 520 Menschen seien auch schon Asylhilfen ausgezahlt worden.
Raumnot in Potsdams leergefegtem Wohnungsmarkt
Dass überhaupt so viele Ukrainer:innen in Potsdam untergekommen sind, liegt vor allem an der privaten Aufnahmebereitschaft vieler Potsdamer. Das Rathaus schätzt, dass mehr als 1000 Geflüchtete aus der Ukraine auf diese Weise in der Stadt eine Bleibe gefunden haben. Allerdings geht man auch davon aus, dass ein großer Teil dieser Quartiere nicht dauerhaft genutzt werden können, ab Juni nur noch 400 Plätze so zur Verfügung stehen. Bis zum Sommer benötigen also zusätzlich mehrere Hundert Menschen eine andere Unterkunft.
Weitere Unterkünfte in Planung
Neben der Metropolishalle will die Stadt kurzfristig an den Standorten von zwei bestehenden Gemeinschaftsunterkünften in der Zeppelinstraße und in Pirschheide zusätzliche Container mit jeweils 50 Plätzen aufstellen. Darüberhinaus werden sieben Standorte für eine Erweiterung der Kapazität vorbereitet. Dort könnten ebenso Container für eine familientaugliche Unterbringung aufgestellt werden. Allerdings sei die Nachfrage nach diesen Containern hoch und die Aufträge müssen europaweit ausgeschrieben werden, so Richter. Deshalb würden weitere Kapazitäten vermutlich teilweise erst im nächsten Jahr zur Verfügung stehen. Auch an der Birnenplantage in Neu Fahrland könnte so ein Containerstandort für bis zu 100 Personen entstehen, so Richter. Solche Standorte würden bis zu fünf Millionen Euro kosten, machte Richter die Dimension deutlich.
Bürgerhäuser nur im Notfall
Für absolute Notfälle sollen die Bürgerhäuser im Schlaatz und in Bornim teilweise als kurzfristige Schlafplätze genutzt werden. Dafür sollen vor Ort Sanitärcontainer aufgestellt werden. Als Notfallquartier sollen auch die Orangerie der Biosphäre und der Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten dienen, der das zwischendurch schon einige Tage war. Eine Absage erteilte Kis-Mann Richter den Überlegungen zum alten Landtag am Brauhausberg: Der Aufwand dort sei zu groß, zudem wolle der Investor dort in Kürze mit Sanierung und Umbau beginnen.
Die Platzprobleme sind also groß. Die Stadt versuche für Menschen, die Verwandte in Potsdam haben oder zu vulnerablen Gruppen gehören, Ersatz in Potsdam zu finden. Auch wer vom Land nach Potsdam zugewiesen wurde, werde bleiben. Andere Geflüchtete müssten dann bundesweit verteilt werden.
Bis zu 2600 Flüchtlinge für Potsdam
Gleichwohl könnte die Zahl der Menschen noch steigen: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte wie berichtet kürzlich von rund 40 000 Geflüchteten aus der Ukraine für Brandenburg gesprochen. Für Potsdam würde das anteilig bis zu 2600 Menschen bedeuten, davon voraussichtlich zwei Drittel Kinder. Daher geht die Stadt von rund 800 Wohnungen aus, die geschaffen werden müssten, sollten die Menschen in Potsdam bleiben.
Erste Kinder in Kitas und Schulen
Inzwischen kommen auch erste Kinder in Kitas und Schulen an. Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) sagte, erste Kinder seien schon in Kitas. Sorgen bereite vor allem die personelle Ausstattung. Das Bildungsministerium zeige sich zwar flexibel beim Platz in den Kitas, aber es beharre aus Kinderschutzgründen auf dem gültigen Personalschlüssel – daher suche man nun Erzieher:innen auch unter den geflüchteten Frauen. Aubel sagte auch, schon 112 potenzielle neue Schüler hätte Anträge auf Unterricht gestellt, „das ist schon eine größere Zahl“. 22 Kinder hätten dafür auch schon die nötigen Untersuchungen im Gesundheitsamt erhalten.
Ebenso stellte das Rathaus im Hauptausschuss dar, dass es nun eine neue Task Force gebe – mit betroffenen Ämtern wie der Ausländerbehörde, um Prozesse zu schärfen und für eine bessere Kommunikation mit den Betroffenen zu sorgen.
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