zum Hauptinhalt
Eines der Notlager in Potsdam: Die Orangerie der Biosphäre
© Andreas Klaer

Wenig Wohnraum in Potsdam: Mehr Schlafplätze für Geflüchtete benötigt

Potsdamer Bürgerhäuser fordern Alternativen, weil Hotels für Ukrainer nicht dauerhaft zur Verfügung stehen. Zugleich kann die Stadtverwaltung eine gute Nachricht verkünden.

Potsdam - Die Platzprobleme bei der Unterbringung von hunderten Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine spitzen sich zu. In einem gemeinsamen Schreiben an die Stadt Potsdam, das den PNN vorliegt, schlagen mehrere Bürgerhäuser und soziokulturelle Zentren Alarm. So gebe es für die mehr als 600 Menschen, die das Rathaus für begrenzte Zeit in Hotels und Pensionen untergebracht hat, noch viel zu wenige Möglichkeiten, wo diese danach unterkommen könnten. Der Potsdamer Wohnungsmarkt ist bekanntlich fast leergefegt.

Mit dem Bus nach Eisenhüttenstadt?

Für Menschen, die aktuell aus diesen Unterbringungen ziehen müssten, „bedeutet das, dass sie in einen Bus nach Eisenhüttenstadt gesetzt und neu verteilt werden“, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem der Treffpunkt Freizeit, der Lindenpark, das Freiland-Zentrum und der Quartierstreff Staudenhof aufgesetzt haben. Die Unterzeichner warnen, ohne neue Unterbringungsmöglichkeiten würden Menschen, die sich gerade in der Stadt eingelebt hätten, „erneut in eine für sie völlig unklare Situation geworfen“.

Wird die Metropolishalle geöffnet?

Dabei hatte die Stadt wie berichtet zuletzt erwogen, mehrere Bürgerhäuser als Notlager zu nutzen, wie dies in der Orangerie der kommunalen Biosphäre und beim Treffpunkt Freizeit bereits praktiziert wird. Das sei aber nur die „allerletzte Möglichkeit“, so die Träger. Denn eigentlich sei man mit anderen Problemen der Geflüchteten beschäftigt, etwa Antragshilfen zu leisten oder Integrationsangebote zu schaffen. Dies fiele neben allen anderen Angeboten für die einzelnen Stadtteile weg, wenn man als Unterkunft dienen müsse, hieß es. Als Alternative nannten die Autoren unter anderem den alten Landtag auf dem Brauhausberg.

Dort hatte die Stadt bereits ab 2015 für drei Jahre mehr als 400 Flüchtlinge untergebracht. Dem neuen Inhaber, der die Immobilie wenige Monate zuvor vom Land erworben hatte, bescherte das damals rund fünf Millionen Euro Mieteinnahmen. In diesem Januar hatte die Sanus AG erklärt, man wolle eigentlich noch bis Ende des Jahres mit dem schon lange geplanten Umbau des Gebäudekomplexes in ein Wohn- und Gewerbequartier beginnen. Ob der Bau dennoch zur Verfügung stünde, blieb am Freitag unklar. Als eine ähnlich großflächige Option gilt auch die Metropolis-Veranstaltungshalle am Filmpark Babelsberg. Allerdings sei diese Alternative vergleichsweise teuer, hieß es aus Rathauskreisen. Gleichwohl sei eine größere Halle wie diese die Wunschoption von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) – um die Bürger- und Integrationsarbeit zu ermöglichen.

Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD)
Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD)
© Ottmar Winter PNN

Bürgerhäuser wollen sich auf Integrationsarbeit konzentrieren

Entschieden ist noch nichts. Mit den Autoren des Briefs habe Krisenstabschefin und Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) aber bereits am Freitag kurzfristig „Lösungen besprochen“, sagte eine Stadtsprecherin auf PNN- Anfrage. „Wir bemühen uns um Lösungen, die die Arbeit der Bürgerhäuser weiterhin möglich macht.“ Ab sofort werde es einen festen Ansprechpartner im Rathaus für die Einrichtungen geben. Für kommende Woche kündigte die Sprecherin eine Pressekonferenz zu dem Thema an – sowie für den Mittwoch eine Krisensitzung mit Stadtverordneten zur Lage.

Daran gibt es Bedarf. So erklärte die Linken-Sozialexpertin Isabelle Vandré unter Bezug auf den besagten Brief, dass die Unterstützung für die Flüchtlinge „nicht allein über ehrenamtliche Strukturen geleistet werden kann und dringend einer stärkeren Koordination und Unterstützung seitens der Stadt bedarf“. Gerade die Bürgerhäuser dürften nicht mit einer täglichen Betreuung von Geflüchteten überfordert werden, machte auch Linken-Fraktionschefin Sigrid Müller deutlich.

Problem: Wäsche waschen

Als zunehmendes Problem hatte sich in den vergangenen Tagen erwiesen, dass die Flüchtlinge keine Wäsche waschen können. Um dem entgegenzuwirken, sei ein Container mit sechs Waschmaschinen am Treffpunkt Freizeit geplant, hieß es in dem Brief der Bürgerhäuser. Ähnliches sei am Bassinplatz denkbar, schlugen die Unterzeichner vor.

Nun doch Geld für Hilfsbereite

Eine gute Nachricht gab es am Freitag für jene Potsdamer, die schon Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Sie können nun Geld beantragen. Dafür steht unter ukraine-wohnungsangebote@rathaus.potsdam.de eine E-Mail- Adresse zur Verfügung, heißt es auf der Internetseite des Rathauses. Es müsse sich gleichwohl um „angemessene Kosten“ handeln. Bisher hatte das Rathaus solche Hilfen nicht gewährt.

Zur Startseite