SV Babelsberg 03: Falsches Zeichen zum falschen Zeitpunkt
Inmitten des juristischen Gefechts zwischen dem Regionalligisten SV Babelsberg 03 und Nordostdeutschen Fußballverband vernebeln SVB-Fans nicht nur den Sieg ihrer Mannschaft gegen Union Fürstenwalde - sondern auch die Argumente der Nulldrei-Vereinsführung vor dem Gericht.
Sportlich war der vergangene Freitagabend ein Gewinn. 1:0 besiegte der SV Babelsberg 03 im märkischen Regionalligaderby den FSV Union Fürstenwalde. Ein Kopfball von Sven Reimann (62.) nach einer Ecke bescherte der Mannschaft von Trainer Alemedin Civa den zweiten Erfolg im zweiten Heimspiel der Saison. Die Pyroshow einiger Fans in der Nordkurve, die in der 76. Minute zu einer knapp fünfminütigen Spielunterbrechung führte, wird sich für den Verein in seiner aktuellen Auseinandersetzung mit dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) indes kaum als gewinnbringend entwickeln. Mitten im Gefecht der Vereinsführung mit dem NOFV-Gericht, das harte Urteil nach dem Cottbus-Spiel vom vergangenen April aufzuheben und neu zu verhandeln, zündeten Nordkurven-Fans Bengalos und Feuerwerkskörper.
Almedin Civa frustriert: "Das schadet uns"
„Das war unser Ausdruck des Protests gegenüber dem NOFV“, begründeten sie die Aktion. „Wir haben jegliches Vertrauen in den Verband und dessen Gerichtsbarkeit verloren.“ Neben brennenden Bengalos demonstrierten sie ihre Haltung mit großflächigen Bannern, dass sie sich „Nazischweine raus“-Rufe nicht verbieten lassen. Unter anderem mit diesem Ruf eines Nulldrei-Fans während des Cottbus-Spiels begründet der NOFV die 7000-Euro-Strafe und die Androhung eines Geisterspiels für den SVB, sollte es bis Ende des Jahres erneut zu Verstößen kommen.
In der Nordkurve mag die Aktion das Protestbegehren einiger weniger befriedigt haben, den Belangen des Vereins in der aktuellen Auseinandersetzung hilft sie nicht, im Gegenteil: „Zum jetzigen Zeitpunkt war das absolut unnötig und schadet uns“, versuchte Civa gut eine Dreiviertelstunde nach Spielschluss etwa 20 aufgebrachten Nordkurven-Fans die Konsequenzen klar zu machen, als diese sich vor dem Kabineneingang lautstark beschwerten, dass die Mannschaft sich nach Abpfiff nicht wie üblich vor der Kurve für den Support bedankt hatte. Schließlich hätten sie 90 Minuten im strömenden Regen gesungen und angefeuert.
SVB-Kritiker dürften sich bestätigt fühlen
Doch war Civa in dem Moment klar, als die Bengalos zu brennen begannen, dass dies mehr Schaden bringt als zuvor die Fangesänge Unterstützung. Deshalb beorderte er seine Spieler nach dem Schlusspfiff sofort zum Kabinengang. „Das tat mir im Herzen weh, denn sie hätten es nach ihrer kämpferischen Leistung verdient, mit den Fans zu feiern.“ Auch gegenüber den Fans sei ihm diese Entscheidung nicht leichtgefallen. „Die sind immer für uns da, unterstützen uns selbst im strömenden Regen“, sagte er und betonte, dass es eine „emotional schwierige Entscheidung war“, auf den Gang zu den Fans zu verzichten. Aber ihre Aktion sei das falsche Zeichen zum falschen Zeitpunkt. „Niemand ist größer als der Verein“, sagte Civa. Doch an den Verein hätten die Fans mit ihrer Pyroshow nicht gedacht. „Ihr hättet vieles andere machen können, um euren Protest zu zeigen, aber nicht das“, sagte Civa im zuweilen hitzigen und lautstarken Dialog mit den Fans.
Die Hoffnung, dass sich der NOFV der aktuellen Politik des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) anschließt, von Kollektivstrafen wie Geisterspielen abzusehen und bereits verurteilte Vereine – wie Hansa Rostock – begnadigt, ist zumindest vernebelt worden. Als eigenständiges Rechtsorgan muss der NOFV dem Vorbild des DFB ohnehin nicht folgen. Die Argumente, die der SVB-Vorstand im aktuellen Rechtsstreit juristisch gegenüber dem Verband anführt, sind zwar nicht in Rauch aufgegangen, doch sind sie vom Verhalten der Fans alles andere als gestärkt worden. Bestärkt dürften sich vielmehr jene NOFV-Funktionäre sehen, die die Bestrafungsspirale nach oben drehen. Bestätigt fühlen dürften sich auch jene, die eine Hilfestellung der Stadt Potsdam bei der Entschuldung des SVB kritisch sehen. „All die zeigen jetzt mit dem Finger auf uns und reiben sich die Hände“, ärgerte sich Civa.
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