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Chaos im "Karli". Beim Regionalligaderby kam es zu schweren Ausschreitungen - die Polizei musste einschreiten.
© Presseservice Rathenow

SV Babelsberg 03 gegen Energie Cottbus: Nach der Randale

Hitlergrüße, Platzsturm und Feuerwerk: Der SV Babelsberg 03 kündigt eine Aufarbeitung der negativen Ereignisse vom Fußball-Regionalligaderby gegen den FC Energie Cottbus an. Fraglich ist unter anderem, wie eine verbotene Cottbuser Fangruppe überhaupt ins Stadion gelangen konnte.

Am Tag danach illustrieren die Hinterlassenschaften eine deutliche Sprache. Die Geländer im Gästeblock des Karl-Liebknecht-Stadions waren voll mit Neonazi-Aufklebern, darunter der Fangruppe „Inferno Cottbus“. Auch im WC-Häuschen klebte die rechte Gesinnung an den Kacheln. Spülkästen und Papierständen waren demoliert. Am Freitagabend waren beim Regionalligaspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Energie Cottbus im Gästeblock Nazi-Parolen gerufen und mehrfach der Hitlergruß gezeigt worden. Vermummte stürmten den Platz – zuerst aus dem Energieblock, kurz danach ein Babelsberger Fanklub vom Rand der Sitzplatz-Tribüne, der von den Ordnern schnell zur Umkehr bewegt werden konnte. Feuerwerkskörper flogen zwischen Gästeblock und Nordkurve, der Bühne der linksalternativen SVB-Fanszene, hin und her. Pyrotechnik brannte. Chaotische Szenen eines Fußballspiels, dessen Brisanz und Risiko allen im Vorfeld klar war. Die Vorkehrungen verhinderten, dass Schlimmeres passiert ist.

Beschudigte teilweise namentlich bekannt

Inzwischen ermittelt die Polizei. 19 Strafanzeigen waren nach der Partie, die zweimal unterbrochen werden musste, aufgenommen worden. 13 Beschuldigte, Cottbuser und Babelsberger Fans, sind der Polizei namentlich bekannt. Eine Person sei verletzt worden. Die Strafanzeigen lauten auf Landfriedensbruch, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Körperverletzung.

Der SV Babelsberg 03 bedauerte die Vorfälle und kündigte eine intensive Aufarbeitung an. Die Vereinsspitze verwies auf die Maßnahmen im Vorfeld des Derbys. Drei Sicherheitsberatungen habe es vorab mit Polizei und Cottbuser Vertretern gegeben. Üblich sei bei anderen Spielen eine Beratung. Es habe verstärkte Einlasskontrollen gegeben, die Mitnahme von Taschen sei verboten worden. Vor dem Spiel seien das Stadiongelände und die nahe Umgebung mithilfe der Polizei und Spürhunden nach Pyrotechnik abgesucht worden. Ein extra Trennzaun zwischen Gästeblock und Pufferblock verhinderte das Übersteigen. Insgesamt waren am Spieltag 150 Ordner im Einsatz, darunter 18 Ordner des bei Energie-Heimspielen eingesetzten Ordnungsdienstes. Fraglich ist jedoch, wie „Inferno“-Anhänger, die in Cottbus Stadionverbot haben, ins Babelsberger Stadion gelangen konnten.

Bereits die erste Konsequenz gezogen

Der SVB-Vorstand kündigte an, sich kritisch mit der Fanszene in der Nordkurve zur Pyroaktion bei Spielbeginn auseinandersetzen. Es seien „Regeln missachtet und Grenzen überschritten worden“. Die SVB wehrte sich aber strikt dagegen, dass in einzelnen Berichten die „nicht zu duldende“ Pyroshow zu Spielbeginn mit Randalen der Gäste gleichgesetzt werde.

Eine der ersten Konsequenzen aus den Vorfällen: Der SVB wird den Nordostdeutschen Fußballverband bitten, die Derbys gegen Cottbus in der nächsten Saison spät anzusetzen, um ausreichend Abstand zu gewinnen. Durch den 2:1-Sieg (0:1) des SVB ist der sofortige Cottbuser Wiederaufstieg in die dritte Liga passé – der FC Carl Zeiss Jena durch sein 2:2 bei RB Leipzig II die Meisterschaft in der Nordoststaffel drei Spieltage vor Schluss perfekt machte. Für den SVB ging es abseits der chaotischen Szenen ums sportliche Prestige. Andis Shala mit seinem 15. Saisontor und Apo Beyazit mit der ersten Ballberührung nach seiner Einwechslung in der 90. Minute sicherten dem SVB nach zuletzt vier Niederlagen den Derby-Sieg, der allen widrigen Umständen zum Trotz ausgiebig bejubelt wurde.

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