zum Hauptinhalt

Verkehrsprobleme in Potsdam: Einbahnstraße gegen Durchgangsverkehr

Problemfall Zeppelinstraße: Um den Vermeidungsverkehr durch das Wohngebiet der Brandenburger Vorstadt zu unterbinden, gibt es Vorschläge, eine Einbahnstraßenregelung zwischen der Kastanienallee und der Kantstraße bis zur Hans-Sachs-Straße festzulegen.

Potsdam-West - Ein Tempolimit in der Geschwister-Scholl-Straße besteht bereits seit der vergangenen Woche, eine Ausweitung der Einbahnstraßenregelung könnte bald hinzukommen: Die städtischen Verkehrsplaner wollen den Umgehungsverkehr in der Brandenburger Vorstadt eindämmen. Die Vorschläge dazu sollen am nächsten Montag bei einer Informationsveranstaltung für Anwohner diskutiert werden, wie die Stadt ankündigte. Wie berichtet klagen Anwohner seit der Einengung der Zeppelinstraße über Probleme mit deutlich mehr Verkehr im Wohngebiet.

Eine Erhebung der städtischen Verkehrsplaner untermauert die Beschwerden: Die entsprechenden Ergebnisse einer Verkehrszählung und mögliche Gegenmaßnahmen stellte der Chef- Verkehrsplaner Norman Niehoff am Dienstagabend im Bauausschuss vor. Er und seine Kollegen haben demnach an einem Morgen im Berufsverkehr zwischen 7 Uhr und 10.15 Uhr an verschiedenen Punkten im Wohngebiet die Kennzeichen der vorbeifahrenden Fahrzeuge erfasst. Das gibt Aufschluss darüber, wie viele Autos in und aus dem Wohngebiet fahren – der sogenannte Zielverkehr – und wie viele das Wohngebiet lediglich durchfahren – sprich: es als Ausweichroute für die stauanfällige Zeppelinstraße nutzen.

531 Fahrzeuge in drei Stunden

Die Ergebnisse sind insbesondere auf der Strecke Kastanienallee, Kantstraße, Maybachstraße und Geschwister-Scholl- Straße eindeutig: Dort überwog der Durchgangsverkehr mit 56 Prozent der erfassten Fahrzeuge, erklärte Niehoff. Die Verkehrsplaner zählten in den gut drei Stunden insgesamt 531 Fahrzeuge, 299 davon im Durchgangsverkehr. Rund die Hälfte der durchfahrenden Autos hätte sich sogar auf nur eine Stunde konzentriert, so Niehoff. An der Knobelsdorffstraße stellten die Verkehrsplaner einen Anteil von 36 Prozent Durchgangsverkehr fest – jedoch mit niedrigeren absoluten Zahlen: Dort waren es 57 durchfahrende Autos in gut drei Stunden, was als weniger problematisch bewertet wird.

Dem Vermeidungsverkehr wollen die Verkehrsplaner künftig den Riegel vorschieben. Sie schlagen dazu vor, die in der Geschwister-Scholl-Straße bereits bestehende Einbahnstraßenregelung zwischen der Kastanienallee und der Kantstraße bis zur Hans-Sachs-Straße zu verlängern. Dann dürften dort nur noch Autos stadtauswärts fahren. Damit werde der Schleichweg durch das Wohngebiet für Autos, die die Zeppelinstraße stadteinwärts nutzen, unmöglich, erläuterte Niehoff. Ein Nebeneffekt wäre, dass mit abnehmendem Verkehr auf der Geschwister-Scholl-Straße für Anwohner auch die Querung an den Kreuzungen wieder einfacher werden würde, so Niehoff. Komplettiert werden könne die Maßnahme mit einer ampelgesteuerten Verlegung des Rückstaubereiches in Richtung Stadtrand, sodass für Autofahrer der Anreiz, Wohngebietsstraßen zu nutzen, wegfalle.

„Wäre eine Querungshilfe nicht besser?“

Für die Anwohner sei die erweiterte Einbahnstraße aber auch mit einem Nachteil verbunden, räumte der Verkehrsplaner ein: Die Zufahrt ins Wohngebiet aus Richtung Südwesten würde entsprechend komplizierter. Die Verkehrszählung habe ergeben, dass das in der Hauptverkehrszeit nur relativ wenige Fahrzeuge betreffen, so Niehoff. Dennoch wolle man den Vorschlag nun zunächst mit den Anwohnern bei der Versammlung am Montag diskutieren.

Im Bauausschuss stieß der Vorschlag auf Kritik von Linke und CDU. Ralf Jäkel (Linke) hält eine erweiterte Einbahnstraße für kontraproduktiv: „Weil jedes Fahrzeug, das sie jetzt dort verhindern, sich in den Stau in der Zeppelinstraße einreiht.“ Denkbar sei eine Einschränkung „eventuell probeweise nur in der Spitze des Berufsverkehrs“. Das wiederum hält Niehoff für unpraktikabel – denn eine zeitliche Einschränkung werde dazu führen, dass die Regelung leicht umgangen werden könne. Lars Eichert (CDU) verwies auf Hamburg, wo auf einer Hauptverkehrsstraße die Einbahnstraßenregelung je nach Tageszeit in jeweils unterschiedliche Richtung gilt. Eichert zeigte sich – wie Jäkel – auch skeptisch, dass die Querung der Geschwister-Scholl-Straße durch die Einbahnstraßenregelung allein einfacher werden wird: „Wäre eine Querungshilfe nicht besser?“

Die als Alternative zum Autoverkehr auf der Zeppelinstraße geplante Busspur zwischen Geltow und Potsdam soll in diesem Jahr geplant werden und Ende 2019 kommen, sagte Niehoff auf Nachfrage der Grünen-Stadtverordneten Saskia Hüneke. Die Stadt hatte die Zeppelinstraße im vergangenen Jahr auf eine Spur eingeengt, um die seit Jahren erhöhten Schadstoffwerte in den Griff zu bekommen. Die Maßnahme ist umstritten.

+++

Infoveranstaltung für Anwohner am Montag, dem 2. Juli, 19 Uhr in der Aula des Einstein-Gymnasiums, Hegelallee 30

+++

Lesen Sie weiter: Künftig sollen Autofahrer stadteinwärts nicht mehr die Ausweichroute über die Kastanienallee und durchs Wohngebiet nehmen können. Berechtigterweise, findet PNN-Redakteurin Jana Haase.

Zur Startseite