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Arbeiter befestigen im Stadtkanal schwarze, rote und gelbe Stoffbahnen. Der Stoff ist Teil einer Ausstellung zum Einheitsjubiläum.
© Sören Stache/dpa

Einheitsfest in Potsdam: Die Innenstadt wird zur Freiluft-Ausstellung

Zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung wird in Potsdam für 30 Tage die Einheits-Expo aufgebaut. Die PNN geben einen Überblick, was die Potsdamer ab Samstag erwartet - und wo sich ein Besuch lohnt.

Potsdam - Die Vorbereitungen für die einmonatige Großveranstaltung sind unübersehbar: In Potsdams Innenstadt wird ab Samstag (5.9.) ein große Freiluftausstellung zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit präsentiert. Im Mittelpunkt der sogenannten Einheits-Expo stehen dabei zwischen Luisenplatz und Alter Markt gläserne „Event-Cubes“ der 16 Bundesländer und wichtigen deutschen Institutionen, die von außen betrachtet werden können. 

[ > Kritik: Opfer der SED-Diktatur kritisieren das Programm des Einheitsfests]

Dazu kommen diverse Infosäulen, sogenannte „Expo-Tower“, die Besuchern emotionale Momente deutscher Geschichte nahe bringen sollen. Die PNN geben Tipps, was die Potsdamer bis zum 3. Oktober mit der Einheits-Expo erleben können, und verschaffen einen Überblick im Programmpunkte-Dschungel.

Die Einheits-Expo wird am Samstag eröffnet.
Die Einheits-Expo wird am Samstag eröffnet.
© Sebastian Rost

Der prinzipielle Aufbau

Für die Vielzahl an Exponaten, mit denen sich die Bundesländer präsentieren, sollte man sich zwei Nachmittage reservieren, gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist. 16 der Expo-Glaskästen sind zwischen Luisenplatz und entlang der Hegelallee zu finden - eine gute Spazierstrecke. Ein zweiter Schwerpunkt mit 13 Kästen befindet sich zwischen Stadtkanal, Platz der Einheit, Alter Markt und am Filmmuseum. In diesem Bereich befinden sich auch knapp zehn multimediale Expo-Tower. 

Das Ganze ist auch eine Art Notprogramm: Die 30-tägige Veranstaltung unter dem Motto „30 Jahre - 30 Tage - 30 x Deutschland“ ist der Corona-Ersatz für die ursprünglich geplante Einheitsfeier am ersten Oktoberwochenende, zu der hunderttausende Gäste erwartet worden waren. Das Land Brandenburg, das derzeit den Vorsitz im Bundesrat innehat und daher Gastgeber der diesjährigen Einheitsfeier ist, musste sich schnell Neues überlegen.

Die Internetseite

Im Internet befinden sich unter www.tag-der-deutschen-einheit.de viele Fakten zu den Feierlichkeiten und auch ein amüsantes Deutschland-Quiz. Zu den zahlreichen Stationen gibt es jeweils kurze Erklärungen, manche sind allerdings noch ein wenig schwammig, etwa wenn sich über Bremens Präsentation am Platz der Einheit nur lesen lässt: "Schlendern Sie durch die Altstadt und erkunden Sie auf den Spuren der Stadtmusikanten die Hansestadt. Oder lassen Sie sich frischen Wind um die Nase wehen und erkunden Sie die Seestadt Bremerhaven." 

Wegen der Corona-Pandemie musste das Konzept für die Feierlichkeiten geändert werden.
Wegen der Corona-Pandemie musste das Konzept für die Feierlichkeiten geändert werden.
© Sebastian Rost

Vor allem aber werden Besucher wohl Filme zu sehen bekommen. So wirbt zum Beispiel das Saarland für seinen Stand in der Hegelallee mit einem "interaktiven Rundflug" über "die Schönheit und Vielfältigkeit" des Bundeslandes, in der Nähe preist Bayern eine "multimediale Rundreise" zu "Lieblingsplätzen" im Freistaat an. 

Besondere Ausstellungsstücke

Allerdings gibt es auch anderes zu sehen - zum Beispiel das Modell eines Forschungsschiffs am Stand von Schleswig-Holstein in der Schopenhauerstraße. Auf dem Steubenplatz am Alten Markt wiederum zeigt der tschechische Bildhauer David Cerny eine riesige Trabi-Skulptur mit dem Titel "Quo vadis". Das Land Brandenburg will sich dort in einem Hausboot präsentieren. 

Auch diese Trabant-Skulptur ist Teil der Expo.
Auch diese Trabant-Skulptur ist Teil der Expo.
© Sebastian Rost

Für Kinder und Jugendliche könnte ein Stand der Stadt Potsdam am Filmmuseum interessant sein: In zwei 3D-TrickArt-Kunstwerken kann man sich in besonderen Posen fotografieren - als Agent auf einem Modell der Glienicker Brücke oder auf einem fliegenden Teppich mit dem Sandmännchen. Dort befindet sich auch die Fotoausstellung "30 Jahre - 30 Paare": Ein Fotografen- und Autoren-Team hat dazu in den 16 Landkreisen Brandenburgs nach 30 Ost-West-Paaren gesucht, um mit Kamera und Interviews der Frage nachzugehen, ob und wenn ja wie sich die unterschiedlich geprägte Herkunft noch bemerkbar macht.

Auch die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ unter der Leitung von Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) präsentiert sich: auf dem Luisenplatz mit einer „Galerie der Einheit“ und am Stadtkanal in der Yorckstraße mit der begehbaren Ausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“. Die „Galerie der Einheit“ ist dabei ein wachsendes Kunstprojekt aus einer Kubus-Installation und einem begleitenden virtuellen Ausstellungsraum, jeweils drei Tage lang werden ausgewählte Künstler das Projekt weiter gestalten. 

Eine Bildergalerie findet sich am Bauzaun am Alten Markt.
Eine Bildergalerie findet sich am Bauzaun am Alten Markt.
© Manfred Thomas

Werbung für das Einheitsbuddeln 

Mit der Website wird auch die Initiative Einheitsbuddeln beworben. Diese hatte Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Dabei wurden nach Angaben der Staatskanzlei im vergangenen Jahr 130 000 Bäume gepflanzt. Das soll sich nun wiederholen. "Machen Sie mit, wenn auch in diesem Jahr zum Tag der Deutschen Einheit tausende neue Bäume gepflanzt werden", heißt es auf der Internetseite. Vorgeschlagen werden zum Beispiel Pflanzpartys im eigenen Garten. 

Viele Termine, viele Filme

Offiziell eröffnet wird die Einheits-Expo am Samstag (5.9.) mit einem Stadtspaziergang ab 12 Uhr von Ministerpräsident Dietmar Woidke und dem immer noch an einer hartnäckigen Augenverletzung laborierenden Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD). Startpunkt ist der Luisenplatz. Dann sind 30 Tage lang Thementage zu den einzelnen Bundesländern geplant, konkrete Termine werden auf der Internetseite noch veröffentlicht. 

Bei einigen der geplanten Veranstaltungen könnte sich das Publikumsinteresse jedoch eher in Grenzen halten: Der Bundesrat plant zum Beispiel am 18. September auf einer LED-Wand in seinem Cube am Luisenplatz, eine Sitzung der Länderkammer live zu übertragen. 

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In Potsdamer Kinos hingegen werden im Rahmen der Aktion "Boulevard des Films" 50 Filme gezeigt, die seit 1912 in Babelsberg gedreht wurden - zum Beispiel die Komödie "Sonnenallee" am 27. September oder die düstere Dystopie "V wie Vendetta" am 30. September jeweils ab 19 Uhr im Filmmuseum. Weiteres teilnehmendes Kino ist das "Thalia" in Babelsberg, aber auch in Groß Glienicke und im Oskar-Zentrum in Drewitz werden Filme gezeigt. Der Eintritt ist frei, bei 30 bis 50 erlaubten Besuchern wird um Anmeldung gebeten. Das Programm findet sich - etwas versteckt - unter www.potsdam.de

Festkonzert in der Nikolaikirche

Auch das alljährliche Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit in der Nikolaikirche wird es geben - am 2. Oktober ab 18 Uhr werden sich Künstler aus den deutschen Nachbarländern Polen, Frankreich, Schweiz, sowie aus Potsdams italienischer Partnerstadt Perugia präsentieren.  

Blick auf die Nikolaikirche.
Blick auf die Nikolaikirche.
© Manfred Thomas

Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober soll mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Propsteikirche St. Peter und Paul am Bassinplatz beginnen. Der Gottesdienst mit dem Evangelischen Landesbischof Christian Stäblein und dem katholischen Berliner Erzbischof Heiner Koch wird vom ZDF live übertragen - auch hier ist die Gästezahl wegen der Pandemie stark reduziert worden. 

Der anschließende Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird ab 12 Uhr in der Metropolishalle am Filmpark Babelsberg stattfinden und von der Schauspielerin Anna Loos und dem Potsdamer TV-Journalisten Günther Jauch moderiert. Das Programm wird in der ARD übertragen. Ein Programmteil heißt „Drei deutsche Leben“, dabei sollen drei Bürger - einer 30, einer 60 und einer 90 - ihre Sicht auf das wiedervereinigte Deutschland vorstellen.

Moderator Günther Jauch
Moderator Günther Jauch
© Daniel Reinhardt/dpa

Die Kosten für das einmonatige Einheitsfest liegen voraussichtlich deutlich unter der Summe, mit der vor Corona geplant worden war, hieß es zuletzt aus der Staatskanzlei. Statt der zunächst vorgesehenen rund sechs Millionen Euro wird derzeit von etwas mehr als vier Millionen Euro ausgegangen.

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