Einheitsfeier in Potsdam: Weiträumige Ausstellung statt engem Bürgerfest
Wegen der Corona-Pandemie ist geplant, die Einheitsfeier im Herbst zeitlich und räumlich zu entzerren. Das Konzept wurde heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt
Potsdam - Es sei keine Absage der Einheitsfeier, betonte Kathrin Schneider (SPD), Ministerin und Chefin der Staatskanzlei gestern auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Pläne für die Feierlichkeiten im Oktober. Vielmehr würde man den Tag der Deutschen Einheit wegen der Corona-Pandemie „auf eine andere Art innovativ und kreativ“ begehen. „Das ist ein Experiment, das wir wagen“, so Schneider. Statt eines großen Bürgerfestes, bei dem sich die Bundesländer und Verfassungsorgane präsentieren, soll es nun eine sowohl räumlich als auch zeitlich entzerrtere Version der Feier geben – eine Ausstellung im Stadtraum, wie Schneider sagt. Sie soll unter dem Namen Einheits-Expo zwischen Freundschaftsinsel, Bassinplatz, Hegelallee, Luisenplatz und Lustgarten stattfinden und 30 Tage dauern. Beginn ist der 5. September dieses Jahres, das Ende ist für den 4. Oktober vorgesehen.
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Bundesländer und Verfassungsorgane erhalten jeweils 30 Quadrameter
Insgesamt habe man 40 Flächen identifiziert, auf denen unter anderem die einzelnen Bundesländer und die Verfassungsorgane Präsentationen, Installationen oder Soloexponate aufbauen können. Sie bekommen dafür jeweils eine Fläche von 30 Quadratmetern. „Wie genau die einzelnen Ausstellungsflächen gestaltet werden, haben wir freigestellt“, sagte Thomas Braun, Chef des Landesmarketings. „Bis zum 30. Juni haben die Partner Zeit, uns ihre Entwürfe vorzulegen.“ Die Möglichkeiten seien vielseitig. So könnten die Aussteller unter anderem auch auf durchsichtige City Cubes zurückgreifen, quadratische Ausstellungsräume mit 15 Quadratmetern Fläche, deren Inhalte von außen betrachtet werden können.
Darüber hinaus sollen 20 fünf Meter große sogenannte Digitalstelen installiert werden. „Sie werden die Wege leiten, informieren, aber auch kurze historische Filme werden dort zu sehen sein“, so Braun. Gleichzeitig sollen die Digitalstelen auch helfen, die Hygieneregeln durchzusetzen. Vier von ihnen sollen mit Kameras ausgestattet werden, die nicht nur die Besucherzahlen registrieren, sondern auch Hinweise geben, wo sich im Moment wenig Menschen aufhalten.
Große Straßensperrungen wird es nicht geben
Für Entlastung dürfte das neue Konzept auf Potsdams Straßen sorgen. Größere Sperrungen, wie ursprünglich in der Breiten Straße oder auf der Langen Brücke geplant, gebe es durch die Änderungen nun nicht mehr. „Es wird lediglich beim An- und Abbau zu kleineren Einschränkungen kommen“, sagte Schneider.
Der Höhepunkt, der Festakt zum 3. Oktober in der Metropolis-Halle mit Ansprachen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des Brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) soll wie geplant um 12 Uhr stattfinden – wenn auch mit deutlichen weniger geladenen Gästen. Der Grund dafür sind die geltenden Abstandsregeln. Ursprünglich habe man mit 1400 Gästen geplant, 240 Menschen werden man nun stattdessen einladen. Zuvor wird es um 10 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul den traditionellen ökumenischen Gottesdienst geben.
Trotz des veränderten Programms in diesem Jahr, freue sich Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), dass es zu keiner Komplettabsage gekommen ist und sich die Stadt Potsdam nun trotzdem präsentieren kann. „Wir wollen zeigen, dass wir mehr als nur ein Weltkulturerbe sind.“ Man wolle auch die Themen Weltoffenheit, Wissenschaft und die Marke Potsdam mit ihren Veränderungen seit der Wende vorstellen. Auch den neuen Titel als erste deutsche „Unesco Creative City of Film“ wolle man herausstellen. Die Ausstellung soll im Bereich des Filmmuseums zu finden sein.
Potsdamer Gastronomen sorgen für das leibliche Wohl
Angst, dass sich zu viele Besucher auf zu engem Raum aufhalten werden, habe man nicht, so Schneider. „Wir gehen davon aus, dass wir den Ausstellungsgedanken in die Köpfe bringen und sich die Besucher verteilen. Braun ergänzt: „30 Tage sind eine lange Zeit. Wenn 1000 an einem Tag kommen würden, wäre das ein großer Erfolg für das neue Konzept und die Besucher geben sich bei diesen Zahlen in keine gesundheitliche Gefahr."
Ein gesondertes gastronomisches Angebot in Form von Ständen soll es in den 30 Tagen nicht geben. Man wolle diesen Aufgabenbereich ganz bewusst den Potsdamer Gastronomen überlassen, so Schubert. Das bisherige Jahr sei aufgrund der Corona-Pandemie schwer genug für sie gewesen. „So können Besucher außerdem die Stadt noch einmal auf eine andere Art erfahren.“