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Marlene Galandi wurde Europa- und Weltmeisterin der U18-Altersklasse und belegte Rang drei bei der U21-EM.
© imago/Agentur 54 Grad

Potsdamer Talente: Judoka Marlene Galandi: Der Weg zum Sieg führt nur über sie

Marlene Galandi ist eine selbstbewusste und erfolgreiche Judoka aus Potsdam. Aufgrund ihrer herausragenden Fähigkeiten bemühen Experten bereits den Vergleich mit einer ganz Großen der Judozunft.

Potsdam - Wo treiben sich Dreijährige am liebsten herum? Im Sandkasten? Zwischen ganz vielen Spielzeugen? Oder vielleicht auf dem Klettergerüst? Im Fall von Marlene Galandi war es: die Judohalle. „Das ist einfach ein wunderbarer Ort, an dem ich mich von klein auf wohlgefühlt habe“, erzählt die 18-Jährige, die vor 15 Jahren ihren älteren Brüdern Philipp und Fabian auf die Matte zum UJKC Potsdam folgte. Ihre Eltern waren Leistungssport-Ruderer, die Galandi-Geschwister wurden Judoka. „Ich bin glücklich, dass ich den beiden nacheifern konnte“, sagt sie. Trainer sowie Funktionäre aus Potsdam, Brandenburg und Deutschland freuen sich auch darüber. Denn Marlene Galandi gilt als große Hoffnung im Judo. Unlängst wurde sie auf Brandenburgs Sportgala zur märkischen Nachwuchsathletin des Jahres 2018 gekürt.

Marlene Galandi ist Brandenburgs Nachwuchssportlerin des Jahres 2018.
Marlene Galandi ist Brandenburgs Nachwuchssportlerin des Jahres 2018.
© Manfred Thomas

Dabei erlebte sie – rein von den Fakten gesehen – bereits in der vorhergehenden Saison ihre bisher beste. Die Potsdamer Sportschülerin, die im Gewichtslimit bis 70 Kilogramm antritt, wurde Europa- und Weltmeisterin der U18-Altersklasse. Dieses Jahr nun war Bronze bei der U21-EM der größte Erfolg. „Das klingt vielleicht insgesamt schlechter, aber es ist schon etwas Besonderes“, sagt Marlene Galandi. Beim Übergang von den Kadetten zu den Junioren gleich als jüngster Jahrgang der neuen Altersstufe wieder international top zu sein, schaffen nur ganz wenige. „Das ist ein großer Sprung. Das Judo wird komplexer, athletischer“, erklärt sie. Trotzdem habe sie sich selbst einen gehörigen Druck auferlegt, „denn ich wollte, dass es genauso super weiterläuft wie zuvor“.

Auf den Spuren von Olympiasiegerin Yvonne Bönisch?

Unbändiger Ehrgeiz trifft bei dieser Einstellung auf Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein. „Marlene zweifelt nicht“, sagt ihr Coach Mario Schendel. „Wenn sie auf die Matte geht, dann drückt sie ganz klar aus: Wer hier irgendwas reißen möchte, der muss erst einmal mich schlagen.“ Und das ist für viele eine sehr schwierige Aufgabe. Die 1,76 Meter große Zwölftklässlerin glänzt mit starker Physis und Raffinesse. „Sie macht ein tolles Judo“, schwärmt ihr ältester Bruder Philipp, der Dritter bei der U21- und U23-EM sowie der Universiade wurde. „Gerade im Frauenbereich sticht sie durch einen sehr technischen, schnellen und dynamischen Kampfstil hervor.“ Qualitäten, die sie auch bereits bei den Erwachsenen imposant einsetzt. Marlene Galandi holte Anfang dieses Jahres Bronze bei der Deutschen Elite-Meisterschaft und überraschte als Fünfte beim international hochwertigen Grand-Slam-Turnier in Düsseldorf. Weil der UJKC kein eigenes Frauenteam hat, kämpft sie in der anspruchsvollen Bundesliga für den amtierenden Vizemeister JSV Speyer.

Bei all dem Talent zieht so mancher Judoexperte bereits einen vielversprechenden Vergleich. Marlene Galandi wandle auf den Spuren von Yvonne Bönisch, heißt es, der Potsdamerin, die bisher als einzige deutsche Judoka einen Olympiasieg schaffte. Der Youngster trainierte auch einige Zeit unter der Anleitung von Bönisch, ehe diese Nationalcoach in Israel wurde. Die Entwicklung von Galandi verfolgt und begleitet sie aber auch weiterhin von dort aus. „Marlene ist für ihr Alter auf jeden Fall unglaublich weit. Und ja, sie hat das Potenzial, in die Richtung wie Yvonne zu gehen“, meint Mario Schendel. Doch sei das ein sehr weiter Weg, Galandi habe noch eine Menge zu lernen. „Sie muss rigoroser und abgeklärter werden. Manchmal will sie zu viel.“

Die Sommerspiele 2024 sind "ein festes Ziel"

Das wurde ihr dieses Jahr auch zum Verhängnis. Bei einigen Wettkämpfen agierte sie nicht clever genug und verpasste gute Platzierungen. Vor allem das Aus in Runde eins der U21-WM ärgerte die dreifache Deutsche Nachwuchsmeisterin. Doch die Enttäuschung ist zugleich Ansporn. „In meinen nächsten beiden Juniorenjahren will ich noch einige Medaillen sammeln“, sagt Marlene Galandi, die die Vielseitigkeit ihres Sports als besonders reizvoll empfindet. „Man braucht Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, aber muss auch mit Köpfchen kämpfen.“ Und im Kopf der smarten UJKC-Athletin steckt nicht nur Judoverstand, sondern auch eine klare Vorstellung zur eigenen Perspektive: „Ich will zu Olympia. 2020 wird ein bisschen eng, aber 2024 ist ein festes Ziel.“

Dafür wird hart gearbeitet. In der Judohalle. Dort, wo sich die Trägerin des schwarzen Gürtels einfach am wohlsten fühlt. 

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