Crowdfunding in der Coronakrise: Der VfL Potsdam sammelt Geld mit Kapitänsdinner, Klimmzügen und Gartenarbeit
Wie bereits andere Potsdamer Sportvereine hat sich nun auch Handall-Drittligist VfL eine Aktion überlegt, um seine wirtschaftlichen Probleme durch die Coronakrise etwas zu mildern.
Potsdam - Die Drittliga-Handballer des VfL Potsdam bei der Gartenarbeit erleben oder deren ganz private Lieblingsorte in der Stadt kennenlernen? Das geht. Mit einer Crowdfunding-Aktion bieten die Adler ihre Dienste und ihren Einsatz an. Um die Folgen der Coronavirus-Krise etwas zu mindern, hat sich
Rückraumspieler Robin Huntz das Projekt ausgedacht, durch das der Verein 7777 Euro einnehmen möchte. 28 Prämien im Wert von 10 bis 500 Euro können erworben, zusätzlich kann gespendet werden, um bis zum 19. April auf die Summe zu kommen. Klappt das nicht, gehen alle Beträge zurück
an Käufer und Spender. „Alles oder nichts“, sagt Robin Huntz.
Wie viele andere Mannschaftssportler hält sich der 25-Jährige derzeit mit Lauf- und Krafttraining fit. Sein Praktikum im Online-Marketing absolviert der BWL-Student im Homeoffice. „Es ist schon eine Herausforderung, gegen Langeweile anzukämpfen“, gesteht er. Kreativ ist er trotzdem. Weil für den VfL über Wochen aufgrund der Corona-Pandemie Einnahmen ausbleiben, hat er sich gemeinsam mit seinen Spielerkollegen Caspar Jacques und Philip Joachimsen überlegt, „wo wir Geld herbekommen“, sagt Huntz.
Aktion über das Stadtwerke-Portal Potsdam-Crowd
Das Ergebnis findet sich auf der Online-Plattform der Potsdamer Stadtwerke potsdam-crowd.de. Per WhatsApp hat Huntz von seinen Mannschaftskollegen, Chefcoach Daniel Deutsch, den Athletiktrainern und Physiotherapeuten Ideen eingeholt, wie sie sich jenseits der Handball-Platte vermarkten können. Den VfL-Handballern bekannten Eigenschaften wie Physis und Humor spiegeln sich in den Angeboten wider. 15 Euro kostet es, seinen Lieblingsadler 15 Klimmzüge machen zu sehen. 50 Euro kostet ein Mannschaftskuchen, den die Spieler der ersten Mannschaft selbst gebacken haben und der bei einem Heimspiel übergeben werden soll. Das eigentliche Kuchenamt der Adler hat Christian Schwarzer inne. Der Kreisläufer ist dafür verantwortlich, dass es bei Auswärtsspielen unterwegs eine süße Pause gibt. Diesmal seien die kollektiven Backkünste gefragt, so Huntz.
Wahre Leckerbissen für Handballfreunde dürften Prämien sein wie ein Training mit VfL-Sportchef Alexander Haase, ein Torwarttraining mit den beiden VfL-Keepern Jan Jochens und Fabian Pellegrini, ein Meet & Greet mit Cheftrainer Daniel Deutsch oder ein exklusiver Einblick in die Mannschaftskabine beim ersten Heimspiel der kommenden Saison. Von recht privater Seite kann
man Caspar Jacques kennenlernen, der zu einer zweistündigen Fahrradtour zu seinen Lieblingsorten in Potsdam einlädt. Oder Yannik Münchberger, der zum Kapitänsdinner ausführt. Robin Huntz, der auf dem Handballparkett fürs festes Zupacken bekannt ist, bietet seine Fähigkeiten bei der Gartenpflege an: In einem dreistündigen Einsatz macht er den Garten eines Prämienkäufers fit für
den Sommer.
Für die Teams und Projekte des Vereins
Einige Prämie stehen mehrmals zum Verkauf – allen voran 2015 virtuelle Tickets für ein VfL-Heimspiel in der MBS-Arena. Andere Angebote sind im besten Wortsinn einmalig. „Wie nie zuvor sind wir als Verein gefordert, denn neben der Fortsetzung des regelmäßigen Trainings- und Spielbetriebs wollen wir auch in Zukunft solch großartige Projekte wie das Fritze-Camp oder die Grundschul AG´s anbieten“, beschreibt Robin Huntz Ziele hinter dem Crowdfunding-Gedanken. Immerhin hat dieser dazu beigetragen, mit seinen Mannschaftskollegen in Kontakt und Austausch zu sein. Aber das Miteinander beim Training und bei Spielen fehlt uns“, sagt Robin Huntz. „Das ist nicht zu ersetzen.“ Nun soll das Spendenbarometer dazu beitragen, dass die Stimmung etwas steigt.
Wer die Aktion des VfL Potsdam unterstützen möchte, findet diese hier.
+++ Kurzarbeit beim VfL Potsdam +++
Auch der Handball-Drittligist VfL Potsdam hat Kurzarbeitergeld beantragt. Das bestätigt Vereinspräsident Norbert Ahrend den PNN. Wie bereits berichtet haben der SC Potsdam, SV Babelsberg 03 und die Potsdam Royals diesen Schritt aufgrund der Coronakrise ebenfalls vollzogen. Beim VfL werde die Situation mit einem "sozialen Auge" betrachtet, sagt Ahrend. Für mehrere Spieler, Trainer und Mitarbeiter der Geschäftsstelle seien Anträge auf Kurzarbeit gestellt, Großverdiener gebe es bei den Adlern ohnehin keine. „Und diejenigen, die bei uns so schon wenig bekommen, werden normal weiterbezahlt", erklärt der Vorsitzende. "Ansonsten können sie sich das Brot nicht mehr kaufen." In den anderen Fällen sei "Verzicht das Zeichen der Zeit, damit die Kapelle in Zukunft immer noch spielen kann".
Auch auf Notfallprogramme von Stadt, Land und Bund wolle der Handballverein zurückgreifen. Für viele Clubs sei die Lage „existenziell", betont Ahrend. "Wenn nicht bald Licht am Ende des Tunnels erscheint, muss wohl leider infrage gestellt werden, ob Strukturen abgebaut werden müssen."
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