Robin Huntz ist Leistungsträger bei Handball-Drittligist VfL Potsdam: Nicht verhandelbar
Beim Handball kennt Robin Huntz keine Kompromisse. Genau deshalb ist er für den Drittligisten VfL Potsdam unverzichtbar. Der 24-Jährige ist jemand, den man lieber im eigenen als im gegnerischen Team haben möchte.
Potsdam - Robin Huntz hat sich ein interessantes Thema rausgesucht. Über „Verhandlungsmanagement“ schreibt der Marketingstudent seine Masterarbeit. „Also darüber, wie die Leute so ticken“, erklärt er. In seiner Praxis als Handballer kennt der 24-Jährige kaum Verhandlungsbereitschaft. Verrichtet er in der Abwehr des Drittligisten 1. VfL Potsdam seine Arbeit, kennt er keine Kompromisse. Und vor dem gegnerischen Tor fackelt er nicht lange. „Ich bin ein Gegenspieler, der nicht so viel Spaß macht. Ich glaube, ich würde mir selbst eher ungern auf der Platte begegnen“, sagt Huntz. Sein VfL-Kollege Matti Spengler kann das aus Trainingsspielen nur bestätigen: „So einen will man lieber in seinem Team wissen.“
Grün-Weiß Werder als wertvolle Zwischenstation
Den Trainern und Verantwortlichen beim VfL ebenso den Zuschauern dürfte Huntz hingegen viel Spaß machen in dieser Saison. Die Leistungs- und Lernkurve des 1,90-Meter-Recken geht unverkennbar nach oben. „Er hat eine überragende Trainingseinstellung, ist ein absoluter Kämpfertyp und schwer ersetzbar“, sagt Trainer Daniel Deutsch über seinen Rückraumspieler. Huntz gehört zum unverzichtbaren Stammpersonal bei den Adlern und ist auf dem besten Weg zum Führungsspieler. Diese Rolle kennt Huntz aus seiner Zeit beim HV Grün-Weiß Werder. Zudem wechselte er nach dem Abitur an der Potsdamer Sportschule. Die Rückrunde der damaligen Saison hatte er als A-Jugendlicher des VfL noch in der ersten Potsdamer Mannschaft gespielt. Dort waren Spieler wie Alexander Urban und Stephan Mellack gesetzte Größen, an denen der Youngster nicht vorbeikam. „Ich wollte Spielzeit und mich entwickeln und bin deshalb nach Werder gegangen“, so Huntz. „Und es hat auf Anhieb gepasst.“
Als junger Spieler habe er viel Verantwortung übertragen bekommen. „Das hat geprägt und daran konnte ich wachsen“. In der Oberliga und 3. Liga avancierte er zum Kanonier für Grün-Weiß, nach seiner Rückkehr zum VfL vor zwei Jahren kam er mit seinen Abschlussqualitäten zunächst weniger zum Zuge. „Daran hat er gearbeitet und er hat sich entwickelt“, bescheinigt Deutsch. „So schlecht stehe ich nicht da“, meint Huntz selbst. Tatsächlich rangiert er mit aktuell 74 Treffern unter den Top 50 der besten Drittliga-Torschützen der Nordstaffel, mit dem zweitbesten Liga-Shooter Yannik Münchberger (172) und Matti Spengler (74) gehört er zu den Tor-Garanten des VfL.
Viele Zeitstrafen, aber kein Raubein, sondern "immer fair"
Eine andere aktuelle Statistik spiegelt die Leidenschaft wider, die Huntz in jede Abwehraktion steckt. In der Nordstaffel hat er während der laufenden Saison die drittmeisten Zeitstrafen kassiert – in fast jedem Spiel musste Huntz mindestens einmal für zwei Minuten auf die Bank. „Da sitze ich dann und überlege kurz, ob die Strafe berechtigt ist“, gibt Huntz Einblick in seine Gedankenwelt im Moment der Verbannung. Meist komme er zu dem Ergebnis, „dass ich zu Unrecht zwei Minuten bekommen habe“, sagt er schmunzelnd. Er bevorzuge eine härtere Gangart, „die gehört nun mal zu unserem Sport“. Bei manchen Referees habe er den Eindruck, dass die inzwischen ein gewisses Vorurteil gegen ihn haben und er sich anscheinend einen Namen gemacht habe. „Neulich hat mich ein Schiedsrichter während des Spiels tatsächlich mit Robin angesprochen. Das war schon ungewöhnlich“, erzählt Huntz. Doch war die direkte Ansprache des Referees gut gemeint: „Er hat mich gewarnt, dass ich kurz vor einer Zeitstrafe stehe.“
Robin Huntz ist alles andere als ein Raubein. „Es ist immer fair“, beurteilt Spengler, der den Abwehrchef inzwischen zur Führungscrew des VfL zählt. „Vor einem Spiel ist er immer sehr fokussiert und ruhig. Bei einer Niederlage ist er einer der ersten, der kritisch analysiert und hinterfragt.“ Und nach einem Sieg sei Huntz auch schon mal ein ausgiebiges Feierbiest – da stecken dann ein paar rheinländische Gene in dem gebürtigen Kölner, der als Fünfjähriger mit seiner Familie ins Berliner Umland zog und bei Lok Rangsdorf mit dem Handspielen begann. Nach der 7. Klasse hatte er die Wahl, ins Sportinternat zu den Füchsen Berlin oder zum VfL Potsdam zu gehen. Er entschied sich für die Havel, „das Gesamtpaket war stimmiger“, begründet er. Höherklassigen Handball zu spielen, ist dabei nicht aus seinem Fokus geraten. „Am liebsten mit dem VfL in der zweiten Liga“, sagt Huntz. Für einen Aufstieg „brauchst du einen ausgeprägten Teamspirit. Und den haben wir“, versichert der 24-Jährige. Und es braucht Kämpfertypen, denen der Gegner lieber aus dem Weg geht oder in seiner Mannschaft wissen möchte. Auch so einen hat der VfL.
Der VfL Potsdam spielt am Sonntag um 16 Uhr gegen Tabellenführer HC Empor Rostock in der MBS-Arena.
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