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Die Baustelle für den Turm der Garnisonkirche und das Rechenzentrum. 
© Ottmar Winter PNN

Vorschau auf 2020: Das steht in Potsdam im neuen Jahr an

Potsdams Debattenkultur wird dieses Jahr auf eine harte Probe gestellt. Außerdem stehen wichtige Entscheidungen, hohe Ausgaben und sensible Gedenktage an.

Potsdam - Höhere Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr bringt das Jahr 2020 in jedem Fall, ebenfalls viele sensible Gedenktage. Und auch zahlreiche andere Themen sind bereits gesetzt, von der Garnisonkirche bis zum Klinikum oder zur Biosphäre. Die PNN geben einen Überblick zu den wichtigsten Terminen und Themen, die das jetzt beginnende Jahr bringen wird. 

STADTPOLITIK

Politisch stehen einschneidende Entscheidungen an, im zweiten Amtsjahr von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) drohen ihm erste herbe Rückschläge – oder winken eben auch wichtige Siege. So will Schubert von den Stadtverordneten eine Grundsatzentscheidung dazu, wie die Stadt nun mit ihrem Bergmann-Klinikum und der geplanten Rückkehr zur Tarifstruktur des öffentlichen Dienstes umgeht. Je nach Ausgestaltung könnte das den städtischen Haushalt mit Millionenbeträgen belasten – was dann für andere Projekte nicht zur Verfügung stünde. Dieses Votum wird auch als einer von mehreren Härtetests für die rot-grün-rote Rathauskooperation gewertet. Anlass ist auch das jetzt beendete Bürgerbegehren, mit dem mehr als 17.000 Potsdamer für sofort bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn in dem kommunalen Unternehmen gestimmt haben. 

Das Thema könnte auch in die begonnene Debatte zum Doppelhaushalt 2020/2021 passen, mit dem die Stadtverordneten dank Millionenmehreinnahmen in den vergangenen Jahren eigentlich ein Füllhorn ausschütten könnten. Doch die Aufgaben der Stadt sind angesichts des Wachstums riesig, da muss man nur auf die 200-Millionen-Euro Pläne für die Tram nach Krampnitz sehen. Immerhin könnte das Viertel angesichts der stetig steigenden Mieten in der Stadt neue Wohnfläche bringen. 

Auch der Dauerpersonalengpass im Rathaus wartet weiter auf eine Lösung, zumal man gerade für eine dreistellige Millionensumme noch einen neuen Verwaltungscampus für mehr als 2000 Mitarbeiter erwägt. Dazu kommt noch der Dauerbrenner Kita-Gebührensatzung. Die derzeitige ist laut Jugendministerium rechtswidrig, im vergangenen Jahr hatte die Stadtverwaltung aber keine neue Satzung vorgelegt und schlichtweg kapituliert angesichts viele ungelöster Fragen. Nun soll vielleicht dieses Jahr eine neue Satzung kommen. 

Nebenbei gilt es auch weitere Grundsatzentscheidungen zu treffen, die viele Millionen Euro kosten können: Wie weiter mit dem gesperrten Uferweg am Griebnitzsee nach der erneuten juristischen Niederlage der Stadt gegen Anrainer? Und wie weiter mit der Biosphäre? Hier wird eine Machbarkeitsstudie erwartet, die zeigen soll, wie teurer die Sanierung der Tropenhalle der Umbau zu einer Klimaerlebniswelt wäre. Ob sich Potsdam all das leisten kann? Zumal die Kooperation erklärtermaßen auch die Spaltung der Stadt in Arme und Reiche besser bekämpfen will.

SPEZIALFALL GARNISONKIRCHE

Jenseits solch kniffeliger Fragen muss sich die Stadtverordnetenversammlung ab Jahresanfang auch gleich mit Schuberts umstrittenen Vorschlag zur Garnisonkirche auseinandersetzen. Schubert hatte neben dem gerade im Bau befindlichen Turm eine Jugendbegegnungsstätte als mögliches Kirchenschiff ins Spiel gebracht – was inzwischen sowohl von Gegnern wie Befürwortern des Baus kritisiert wird. Und auch die Grünen in der Kooperation hatten sich schon gegen Schubert gestellt und ein eigenes Konzept vorgeschlagen. 

Am 24. Januar ist eine öffentliche Anhörung im Hauptausschuss dazu geplant, dann wird weiter im Stadtparlament debattiert. Der Ausgang ist völlig offen – nicht zuletzt weil auch noch um die Sanierung oder den Abriss des Künstlerhauses Rechenzentrum neben der Kirche debattiert wird. Das können sich manche ebenfalls als eine Art Kirchenschiff zum im Bau befindlichen Garnisonkirchturm vorstellen, als architektonisch sichtbarer Bruch mit der Geschichte des Ortes.

GEDENK- UND FEIERTAGE

Ein sensibler Umgang ist auch für die wichtigsten runden Gedenktage des Jahres nötig. 2020 jährt sich zum 75. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges – zu der damals folgenden Potsdamer Konferenz wird es ab Mai eine Sonderausstellung der Schlösserstiftung am damaligen Tagungsort geben, dem sanierten Schloss Cecilienhof. 

Auch das Rathaus plant mehrere Veranstaltungen. Am 27. Januar 2020 finden mehrere Gedenkveranstaltungen, etwa auf dem Babelsberger Willi-Frohwein-Platz und in der Gedenkstätte Lindenstraße anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Am 14. April wird der Bombardierung Potsdams 1945 gedacht, am 8. Mai dem Ende des Zweiten Weltkrieges. 

Am 3. und 4. Oktober steht dann der 30. Jahrestag der Deutschen Einheit an, der diesmal in der Potsdamer Innenstadt gefeiert wird – vom Bund und allen deutschen Bundesländern. Wie vor 15 Jahren, als so ein Fest schon einmal in Potsdam stattfand, werden hunderttausende Besucher erwartet. Weniger publikumsträchtige halbrunde Geburtstage sind übrigens: 35 Jahre Zweigbibliothek Waldstadt oder 15 Jahre Kommunaler Immobilienservice.

PREISE STEIGEN 

Auch die Mieten werden im nächsten Jahr steigen. So plant Potsdams größter Vermieter, die kommunale Pro Potsdam laut einer Sprecherin „moderate Mietanpassungen gemäß dem aktuellen Mietspiegel und der Mietpreisbremse“. Man gehe allerdings von weniger als zwei Prozent Preisänderung beim überwiegenden Teil der Bestandswohnungen aus, so die Sprecherin. Unter anderem verwies sie auf jährlich steigenden Baukosten von aktuell knapp sechs Prozent zu tun, wodurch Neubau- und Sanierungsvorhaben von Jahr zu Jahr teurer würden. Dennoch wolle man möglichst viel Wohnraum sozialverträglich anbieten, so die Sprecherin. 

eichte Erhöhungen gibt es für die Potsdamer wie berichtet auch bei den Müllabholgebühren und der Straßenreinigung. Teurer wird wie berichtet auch der öffentliche Nahverkehr, gerade die Tages- und Monatskarten. Allerdings gelten Busse und Trams laut Vergleichsstudien deutschlandweit noch als günstig. 

SOMMERWETTER, KLIMAWANDEL

Nachdem es in den vergangenen beiden Jahren in Potsdam über viele Monate überdurchschnittlich warm war ist vor allem bei der Schlösserstiftung die Frage, ob es wieder so heiß wird und wie damit umgegangen wird. Müssen wieder Teile der Welterbeparks gesperrt werden, weil abgestorbene Äste herabzustürzen drohen? 

Dazu kommt die prekäre Situation am Heiligen See, wo tausende Badegäste im vergangenen Sommer den Neuen Garten Tag für Tag ein Stück verwüsteten. Ob auf diese Massen mit Badeverboten reagiert wird, will Stiftungschef Christoph Vogtherr dieses Jahr entscheiden. Und auch die Stadtpolitik will den im vergangenen Jahr beschlossenen Klimanotstand mit konkreten Projekten unterfüttern – auch hier ist Streit vorprogrammiert, wie viel die Stadt das kosten darf.

BAUPROJEKTE

In Potsdam wird auch dieses Jahr viel gebaut, gerade in oder nahe der Innenstadt. 13 Bauanträge für das neue Wohn- und Geschäftskarree am Alten Markt sind gestellt, vermutlich noch 2020 beginnen die Arbeiten daran. Auch dieses Jahr könnte es mit dem Umbau der denkmalgeschützten RAW-Halle zu einem Digitalzentrum mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen losgehen. Der Bauantrag für das mehr als 115 Millionen Euro teure Projekt wurde im Herbst eingereicht. In der nördlichen Speicherstadt sollen sich bald auch die Kräne drehen. Zwischen Langer Brücke, Leipziger Straße, Havel und Bahntrasse sollen unter anderem ein 190-Betten-Hotel und Wohngebäude entstehen, hier geht es um 200 Millionen Euro Investitionen. 

Kleiner wird hingegen der Volkspark: 2020 soll mit der Erschließung des Areals zwischen Minigolfanlage und Biosphären-Parkplatz begonnen werden, das in insgesamt fünf Baufelder für Wohnungen, zwei Kitas und Gewerbe aufgeteilt wird. Auch auf der anderen Seite der Georg-Hermann-Allee beginnt der Bau von 500 Wohnungen.
Konkret wird es auch für das Minsk: In diesem Jahr sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit das frühere Terrassenrestaurant in ein Museum für DDR-Kunst umgebaut werden kann. Bis zum Sommer soll das beschleunigte Verfahren für die Änderung des dortigen Bebauungsplans abgeschlossen sein. Dann soll mit der Stiftung des Mäzens Hasso Plattner ein städtebaulicher Vertrag geschlossen werden.

Zumindest mit dem ersten Gebäude fertig wird wohl auch der Tierschutzverein für sein Tierheim an der Michendorfer Chaussee – Potsdam wird damit nicht länger die einzige Landeshauptstadt Deutschlands sein, die kein Tierheim besitzt. 

VERKEHR

Die angespannte Verkehrslage für Autofahrer in der Stadt wird dieses Jahr durch die Dauerbaustellen an Brücken der Nuthestraße und wegen des Umbaus des Leipziger Dreiecks nicht besser – das kann man mit Sicherheit prognostizieren. Weitere Baustellen will die Stadt noch im Januar verkünden. Auch ohne solche Arbeiten wird Ende April voraussichtlich die Gutenbergstraße für den dortigen Schleichverkehr mit Pollern gesperrt. 

SPORT

Aus sportlicher Sicht wird dieses Jahr zunächst die große Frage sein, wie viele Potsdamer Athleten es zu den Sommer-Olympiaspielen und zu den Paralympics nach Tokio schaffen. Und wie viele Medaille sie holen, nachdem bei den Sommerspielen 2016 in Rio eine starke Bilanz von viermal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze herausgesprungen war.

Im Regionalsport wird wichtig, ob der SV Babelsberg 03 nach seiner historisch schlechtesten Hinrunde mit dem neuen Trainer Predrag Uzelac den Klassenerhalt in der Fußball-Regionalliga Nordost schafft. Auch das Kontrastprogramm ist interessant: Die Volleyballerinnen des SC Potsdam haben wiederum ihre bislang beste Bundesliga-Hinrunde gespielt. Reicht es für sie nach dem Erreichen des Playoff-Halbfinales in der Vorsaison nun sogar noch eine Runde weiter bis in die Finalserie der Deutschen Meisterschaft? 

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