Brauhausberg: Minsk wird Plattner-Museum für DDR-Kunst
Die Stiftung des Mäzens Hasso Plattner will das Minsk auf dem Brauhausberg in Potsdam originalgetreu erhalten und nebenan günstige Wohnungen bauen.
Potsdam - Es ist ein sensationeller Durchbruch in einem jahrelangen Potsdamer Konflikt: Die Stiftung des Mäzens und Software-Unternehmers Hasso Plattner will das ehemalige DDR-Terrassenrestaurant Minsk auf dem Brauhausberg kaufen, sanieren und im originalgetreuen Bau ein Museum für DDR-Kunst einrichten. Über diese Pläne informierte Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) nach PNN-Informationen am Mittwochabend die Stadtverordneten im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschusses im Potsdamer Rathaus.
Demnach hat die Hasso-Plattner-Stiftung, die auch das renommierte Museum Barberini am Alten Markt gebaut hat und betreibt, der Landeshauptstadt das Angebot gemacht, das verfallene Minsk und das umgebende Areal auf dem Brauhausberg für 20 Millionen Euro zu erwerben. Das Minsk soll dann als wichtiger Bau der Ostmoderne erhalten bleiben – mit öffentlicher Nutzung als Museum. Auch der Blick auf das ehemalige Terrassenrestaurant, das einst eine beeindruckende Aussicht vom Brauhausberg hinunter auf die Stadt bot, soll frei bleiben: Neue Bebauung ist nur auf einer Seite neben dem Minsk - dem Standort des alten Schwimmbades - geplant. Dort sollen den Angaben nach „preisgedämpfte Mietwohnungen“ errichtet werden. Die Neubauten werden „architektonisch auf die Höhenstaffelung des Minsk Bezug nehmen“, hieß es weiter. Im Klartext: Die Neubauten sollen das Minsk nicht überragen, sondern der DDR-Bau würde weiterhin die Dominante am Brauhausberg sein.
Oberbürgermeister suchte das Gespräch
Die Initiative für das Vorhaben der Plattner-Stiftung geht auf Oberbürgermeister Schubert zurück, der erst seit etwas mehr als 100 Tagen im Amt ist. Er habe, so sagte Schubert nach PNN-Informationen im Hauptausschuss, bei der Suche nach Lösungen für den Erhalt des Minsk das Gespräch mit der Hasso-Plattner-Stiftung gesucht. Daraufhin habe die Stiftung ein Konzept entwickelt, das die gemeinnützigen Stiftungszwecke mit den Interessen der Landeshauptstadt verbinde. Zu den Kernpunkten gehöre neben dem Erhalt des Minsk und dem Bau preisgünstiger Mietwohnungen außerdem, dass der Brauhausberg als öffentlicher Raum erhalten bleibe. Wie zu DDR-Zeiten soll der Platz vor dem Minsk frei bleiben und Besuchern Aufenthaltsqualität bieten.
Die Weichen für das Vorhaben sind nach PNN-Recherchen schon gestellt: So hat die Plattner-Stiftung mit Klaas Vollbrecht bereits einen Verantwortlichen für das Projekt bestimmt; Vollbrecht, der mit seinem Unternehmen Asenticon bereits mehrfach für die Stiftung gearbeitet hat, stellte die Pläne auch im Hauptausschuss vor. Und mit Heinle, Wischer und Partner hat sich ein renommiertes Architekturbüro mit dem Minsk und den Wohnneubauten befasst und sie bereits geplant. Dem Vernehmen nach will die Stiftung auch die Asbest-Sanierung bezahlen.
Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, der sich maßgeblich für den Erhalt des Minsk eingesetzt hatte, wertete das Angebot der Hasso-Plattner-Stiftung als „absoluten Glücksfall“, es „krönt unsere Bemühungen zum Erhalt des Minsk“ und zeige, dass der „anfangs scheinbar aussichtslose Kampf“ sich gelohnt habe. Er plädiere jetzt „mit ganzer Kraft dafür, diese große Chance zu nutzen“, sagte Scharfenberg am Mittwochabend auf PNN-Anfrage. Die Möglichkeit, das Minsk originalgetreu zu erhalten – samt einer attraktiven Nutzung – „kommt so nie wieder“. Der Oppositionschef im Stadtparlament war gerade zu euphorisch: „Ich bin rundum glücklich – wenn ich mir hätte etwas wünschen können, dann wäre es das gewesen.“ Eine Bebauung des Brauhausbergs unter diesen Vorzeichen werde die Stadt weiter voranbringen, so Scharfenberg.
Ob die Hasso-Plattner-Stiftung mit ihrem Angebot zum Zuge kommt, entscheiden letztlich die Stadtverordneten. Wann das sein wird, ist noch unklar. Wesentlich werden die Fragen der Finanzierung und der Architektur sein. Nachdem der Abriss des Minsk im vergangenen Jahr vom Stadtparlament gestoppt worden war, hatte ein Werkstattverfahren ergeben, dass einen Erhalt des Ostmoderne-Baus wirtschaftlich nur möglich ist, wenn er um zwei Etagen aufgestockt und mit Neubauten umgeben werden kann. Das ist jetzt vom Tisch. Zuvor hatte ein unbekannter Investor 27 Millionen Euro für das Areal geboten; er wollte das Minsk abreißen.
EIN KOMMENTAR: DDR-Kunst im Minsk ist ein Akt der Versöhnung
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