Debatte um Garnisonkirche: CDU-Politiker Niekisch nach Interview in der Kritik
In einem Interview mit dem Sender "Hauptstadt TV" spricht der CDU-Stadtverordnete Wieland Niekisch von "Unglück", das es 1933 gegeben habe. Die Reaktionen sind heftig - doch Niekisch fühlt sich offenbar falsch verstanden.
Potsdam - Der CDU-Stadtverordnete Wieland Niekisch hat mit einem Interview zur Garnisonkirche für heftige Kritik gesorgt. Im regionalen Sender „Hauptstadt TV“ sagte er auf die Frage, warum seine Fraktion einen Antrag zum originalgetreuen Wiederaufbau des Kirchenschiffes gestellt habe, unter anderem wortwörtlich: „Sicher hat es da 1933 Unglück gegeben. Und da haben sich auch Kreise damals hier in Potsdam verführen lassen. Aber genau diejenigen aus dem Militär, die haben unglaubliche Buße getan und haben fast zu Hunderten das mit ihrem Leben bezahlt.“
Das ist das Original-Video
Ein Ausschnitt kursiert auf Twitter
Die linksalternative Initiative „Komitee für Preußische Leichtigkeit“ postete diesen 16-sekündigen Ausschnitt aus dem knapp siebenminütigen Interview am Freitag bei Twitter und kommentierte es mit den Worten: „Das Geschichtsbild der Verfechter des totalen Wiederaufbaus der Garnisonkirche: ,Da hat es 1933 ein Unglück gegeben und da haben sich Kreise verführen lassen...’ Was nehmen die da in der CDU???“
Der Post wurde vielfach kommentiert und geteilt, zum Beispiel von der Linke-Politikerin Isabelle Vandre, die von Geschichtsrevisionismus sprach. SPD-Stadtverordnete Sarah Zalfen schrieb: „Verstörendes Geschichtsbild in der CDU Potsdam. ,Die Machtübernahme war KEIN Betriebsunfall’ und ,der Weg nach Auschwitz begann mit der Zerstörung der Demokratie’ wusste der klügere Norbert Lammert.“
CDU spricht von manipuliertem Video
Die CDU veröffentlichte am Samstag eine Pressemitteilung. Es sei erschreckend, dass „ein progressives Interview zur Garnisonkirche in den sozialen Medien so viel Hass auslöst, dass man mit Nazis und mit Auschwitz-Leugnern auf eine Stufe gestellt wird“ und dass das Interview „technisch manipuliert“ worden sei. Auch bei Twitter sprach die CDU von Manipulation.
Auf PNN-Nachfrage sagte ein Fraktionssprecher, mit Manipulation sei der Ausschnitt gemeint. Der 16-Sekünder vermittle einen völlig falschen Eindruck.
Niekisch sagte gegenüber den PNN: „Ich halte das für absurd. Man sollte das ganze Interview im Zusammenhang ansehen.“ Offenbar will er mit „Unglück“ nicht die Machtergreifung der Nationalsozialisten, sondern den sogenannten „Tag von Potsdam“ verstanden wissen – als es vor der Kirche zum Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg kam.
Allerdings hatte weder der Interviewer noch Niekisch selbst den „Tag von Potsdam“ angesprochen. Niekisch erwähnt nach den zitierten Sätzen lediglich zwei Namen – nämlich Henning von Tresckow und Albrecht Mertz von Quirnheim, die beide zu den Hitler-Attentätern gehörten. Eine weitere Erklärung liefert er aber nicht.