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Pokalfinale SV Babeslsberg 03 gegen FC Energie Cottbus: Brisantes Finale im Karli

Im Fußball-Landespokal kommt es zum Endspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und FC Energie Cottbus. Ein brisantes Duell mit sportlichen, emotionalen und finanziellen Reizen - sowie verbindenden Elementen zwischen den Clubs. Mehr als 7000 Zuschauer werden erwartet.

Als am vergangenen Samstag für den SV Babelsberg 03 die Regionalligasaison abgepfiffen wurde, kletterten die Spieler auf den Zaun der Nordkurve des Karl-Liebknecht-Stadions. Dort stehen die „Ultras“ des Kiezklubs, dort wird am lautesten gesungen, dort wehen die blau-weißen Fahnen und Banner, dort brennen auch schon mal bengalische Feuer und fliegen Böller. Es ist der Support aus der Nordkurve, den aktuelle und einstige Spieler des SVB immer wieder nennen, wenn sie mit Wohlwollen über ihre Zeit am Babelsberger Park reden.

Mitunter ist es auch ein schmaler Grat zwischen Unterstützung und Ärger für den Club, der wohl wieder für die blau-weißen Nebelschwaden eine Strafe zahlen muss, die vergangenen Samstag vor dem Spiel gegen den Berliner AK in der Nordkurve choreografiert wurden. Daher dankten die SVB-Kicker auf dem Zaun stehend zum einen für den treuen Rückhalt in der zurückliegenden Saison – und appellierten zugleich für eine emotionale, aber friedliche Atmosphäre für den Saison-Höhepunkt: das Pokalendspiel am Pfingstmontag gegen den FC Energie Cottbus. Denn das Finale ist nicht nur aus sportlicher Sicht brisant.

Das Sportliche

Energie Cottbus steht als souveräner Regionalligameister der Nordoststaffel im Pokalfinale. 89 Punkte – 36 mehr als Babelsberg – sammelten die Lausitzer auf ihrem Konto: Neuer Rekord für die 2012 eingeführte fünfgleisige Regionalliga. Der FCE und der SVB waren die Top-Teams des Liga-Endspurts: Beide Mannschaften blieben in den letzten sieben Spielen ungeschlagen, tankten also reichlich Selbstvertrauen. Als neutraler Kenner der Szene erwartet Markus Zschiesche, Trainer des Berliner AK, „ein Finale auf Augenhöhe“. Cottbus habe eine „Top-Qualität“, so Zschiesche, „aber es ist ein Spiel, in das der SVB all seine Mentalität und spielerische Klasse reinlegen wird“.

Beim SVB sind die Spieler heiß aufs große Finale. Durch die Erfolgsserie der vergangenen Woche gehen sie mit breiter Brust in die Partie. Sorgen bereiten Trainer Almedin Civa jedoch einige Verletzungen. Innenverteidiger Erdal Akdari musste vergangenen Samstag beim 1:1 gegen den BAK wegen muskulärer Probleme vom Platz, Lionel Salla zog sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu, Stürmer Adulkadir Beyazit plagen Schmerzen in der Leiste.

In der Liga war der SVB in der Hinrunde im Stadion der Freundschaft mit 0:4 klar unterlegen. Auch in der Rückrunde gewann Cottbus – diesmal 1:0, doch trat der SVB dabei wesentlich reifer und selbstbewusster auf.

Das Emotionale

Herzlich verbunden waren beide Vereine nie. Nach dem Skandalderby vom April 2017 mit Nazi-Krawallen, Pyrofeuer, Platzstürmen und anschließenden sportrechtlichen Auseinandersetzungen sowie einem leeren Energie-Fanblock als verhängte Kollektivstrafe vor wenigen Wochen im „Karli“ ist das Verhältnis noch angespannter als zuvor.

Zudem hat die Diskussion um eine Verschiebung des Finaltermins zusätzlich Öl ins Feuer gekippt – in einem wütenden Rundumschlag kritisierte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz das defensive Agieren des SVB beim Bemühen um einen früheren Spieltermin und betonte nachdrücklich, dass er trotz der unmittelbar folgenden Drittliga-Aufstiegsspiele „mit voller Kapelle“ das Finale bestreiten werde – was die sportlich Verantwortlichen beim SVB allerdings nicht wirklich überrascht hat.

Unnötig fand die Babelsberger Führungsriege indes den Zeitpunkt der Bekanntgabe, dass Energie den in der Rückrunde erfolgreichsten Nulldrei-Torjäger, Abdulkadir Beyazit, für die kommenden zwei Jahre verpflichtet hat.

Das Verbindende

Bei aller Rivalität, die vor allem zwischen den Fanlagern ausgetragen wird, gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Vereinen. So hat SVB-Keeper Marvin Gladrow seine Jugend auf dem Sportinternat in Cottbus verbracht, Energie-Offensivstratege Maximilian Zimmer spielte zwei Jahre bei Nulldrei.

Einig sind sich beide Clubs zudem, dass die Finalanstoßzeit um 17 Uhr ungünstig ist. In den Sicherheitsbesprechungen zuvor wurde deutlich gemacht, dass ein früherer Beginn aus Sicherheitsgründen besser wäre. Dass am Pfingstmontag bei der gegebenen Brisanz Fans beider Seiten den ganzen Tag durch den Kiez ziehen, ist für die Sicherheitsbeauftragten der Vereine und die Polizei kein beruhigendes Szenario. Zudem verkürzt es nochmals die Regenerationszeit der Cottbusser Spieler bis zum ersten Relegationshinspiel drei Tage später.

Das Finanzielle

Der Sieger des Landespokals qualifiziert sich für die erste Runde des DFB-Pokals. Diese wird neben einem möglichen attraktiven Gegner mit rund 159.000 Euro garniert. In der zweiten Runde gibt es 3.185.000 Euro. Auch das Landespokalendspiel kann sich für beide Finalisten lohnen, wenn reichlich Zuschauer kommen: Die Einnahmen werden nach Abzug der Organisations- und Schiedsrichterkosten zu je einem Drittel zwischen den beiden beteiligten Vereinen und dem Landesverband aufgeteilt. Mit gestrigem Stand waren 6600 Tickets verkauft.

+++ Politische Prominenz und drei Abgänge +++

Mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und dem Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) wird politische Prominenz beim Finalkracher am Pfingsmontag erwartet. Von der AOK Nordost als Exklusivpartner des Landespokals werden Vorstandsmitglieder vertreten sein und der Fußball-Landesverband unter anderem durch seinen Präsidenten Siegfried Kirschen. 

Wer noch nicht zu den bisher 6600 Ticketinhabern gehört (1650 Karten gingen nach Cottbus), hat noch die Chance auf eine Karte. Während im Online-Ticketshop des SVB ausschließlich Stehplätze gebucht werden können, gibt es noch ein ausreichend großes Restkontingent an Sitzplätzen im Nulldrei-Fanshop. Das maximale Fassungsvermögen des „Karlis“ liegt bei 10 787 Zuschauern.

Unterdessen hat der SVB am gestrigen Dienstag den Abschied von drei Spielern bekanntgegeben. Mit Lukas Knechtel, Kubilay Büyükdemir und Antonin Hennig wird der Regionalligist die auslaufenden Verträge nicht verlängern.

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Peter Könnicke

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