SV Babelsberg 03 gegen Energie Cottbus: Derby mit halber Stimmung
Bei der 0:1-Niederlage des SV Babelsberg 03 gegen Energie Cottbus blieb der Gäste-Fanblock leer. Die Babelsberger Truppe kämpfte leidenschaftlich in Unterzahl gegen den Ligaprimus, für den der Aufstiegsweg in die dritte Liga über den Norden der Bundesrepublik führt.
Potsdam - Es war ein Nachmittag, an dem der Fußball eine oder mehrere seiner Geschichten hätte schreiben können. Etwa die von Marco Flügel, dem Babelsberger Jung, der seit der E-Jugend beim SV Babelsberg 03 spielt und im gestrigen Derby gegen Energie Cottbus plötzlich im Fokus beziwhungsweise im Tor stand, nachdem Marvin Gladrow als Babelsberger Nummer 1 nach einer Notbremse mit Rot vom Platz musste. „Da blüht mein Herz“, meinte Nulldrei-Trainer Almedin Civa später, als der 21 Jahre als Ersatzkeeper seinen unverhofften Einsatz mit Bravour gemeistert hatte. Die Geschichte wäre perfekt gewesen, wenn Flügel, der auch richtig gut mit dem Ball am Fuß umgehen kann, in der 90. Minute ein Tor geschossen hätte, als er bei einer Ecke mit nach vorn stürmte. Er kam nur nicht an den Ball und es blieb beim 0:1 (0:1) für den souveränen Tabellenführer aus Cottbus.
Auch das Tor des Tages wird als Anekdote in Erinnerung bleiben, weil es nach 18 Minuten kurios zustande kam. SVB-Keeper Gladrow spielte einen Abstoß nur kurz vor die Strafraumgrenze, wo Tino Schmidt den Ball jedoch nicht unter Kontrolle bekam. Marcelo nutzte das Missgeschick und überwand mit einem Kopfball-Lupfer den Babelsberger Schlussmann.
„Wir sind als Mannschaft gewachsen"
Oder die Rote Karte, die ein Resultat einer Unachtsamkeit von Nulldrei-Innenverteidiger Erdal Akdari war, der den Ball vertändelte, sodass Gladrow gegen Streli Mamba nur so retten konnte, dass ihn Schiedsrichter Max Burda vom Platz schicken musste. Gäste-Trainer Claus-Dieter Wollitz hatte später in der Auswertung der beiden Situationen tröstende Worte für die SVB-Akteure. „Der Platz war unglaublich hart und stumpf, sodass der Ball schwierig zu kontrollieren war.“
Auch SVB-Trainer Civa machte seinen Spielern keinen Vorwurf, er hatte trotz der Niederlage auch keinen Grund dazu. Denn gegen den Tabellenführer, der nahezu in Bestbesetzung auflief, bot der SVB eine reife Leistung. Anders als bei der 0:4-Vorführung in der Hinrunde zeigte die Mannschaft Willen und auch Qualität, mitzuhalten. Keineswegs ängstlich wie vor gut einem halben Jahr, sondern taktisch und spielerisch gereift präsentierte sich der SVB. „Wir sind als Mannschaft gewachsen“, sagte Kapitän Philip Saalbach. „Wir stehen als Einheit auf dem Platz, jeder ist für jeden da, egal wer spielt oder reinkommt.“ Dass Keeper Marco Flügel sofort ins Spiel fand, sei das beste Beispiel dafür.
„Kollektivstrafen gehören abgeschafft“
Cottbus machte zwar den Unterschied von 33 Punkten und zehn Tabellenplätzen deutlich – spielte „konzentriert und diszipliniert“, wie Wollitz befand; die Lausitzer hatten das Geschehen meist unter Kontrolle. Doch in Situationen, in denen sie sorglos und nachlässig agierten, hatte der SVB seine Möglichkeiten. Die größte davon vergab Andis Shala, der kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit von seinem Sturmpartner Apo Beyazit den Ball aufgelegt bekam und knapp am gut reagierenden Energie-Keeper Avdo Spahic scheiterte. Und trotz Unterzahl spielte der SVB ansehnlichen Fußball, zeigte vor allem Farid Abderrahmane im Mittelfeld starke Aktionen und avancierten Tino Schmidt, Nadar El-Jindaoui, Beyazit und Shala zu einer kombinationsfreudigen Achse. So bedauerte Civa, dass am Ende nichts Zählbares für seine Mannschaft auf dem Konto stand, während Gäste-Trainer Wollitz konstantierte: „Wir sind glücklich mit den drei Punkten.“
Die eigentliche Geschichte des Spiels wurde bereits vor einem Jahr begonnen zu schreiben.Nazi-Krawalle und Platzsturm durch Gäste-Fans beim Derby vor Jahresfrist hatten zur Folge, dass am gestrigen Sonntag keine Cottbuser Anhänger ins Karl-Liebknecht-Stadion durften. Während in der Babelsberger Nordkurve die Fans 90 Minuten lang stimmungsvoll sangen, hing ein riesiges T-Shirt im Gästeblock mit dem Slogan der SVB-Kampagne „Nazis raus aus den Stadien“. „Schade, dass so ein Derby nicht auf beiden Seiten die Zuschauer bekommt, die es verdient“, kommentierte Wollitz die Strafe und forderte: „Kollektivstrafen gehören abgeschafft.“ Ähnlich sah es Nulldrei-Coach Civa: „Es ist schade für die Spieler und ihre Entwicklung, dass ihnen für dieses Derby die ganz große Kulisse verwehrt blieb.“ 3 794 Zuschauer sahen die gestrige Partie.
Wesentlich mehr werden es in wenigen Wochen sein, wenn am 21. Mai beide Mannschaften im Finale des AOK-Landespokals erneut im Karl-Liebknecht-Stadion aufeinandertreffen. „Dann werden wir hoffentlich die Stimmung haben, die ein solches Derby verdient“, sagte der Ex-Babelsberger Maximilian Zimmer, der gestern im Energie-Dress eine überzeugende Leistung bot und nun den möglichen Aufstiegsspielen entgegenfiebert.
+++ Aufstiegsrelegation: Nordost gegen Nord +++
Für den FC Energie Cottbus führt der Weg in die dritte Liga über den Norden. Der designierte Meister der Regionalliga Nordost spielt in den Aufstiegsspielen gegen den Sieger der Staffel Nord. Das ergab die Auslosung am vergangenen Samstag. Mögliche Gegner sind der Hamburger SV II, der derzeit mit 54 Zählern die Nordstaffel anführt. Es folgen der VfL Wolfsburg II (48) und SC Weiche Flensburg (46). Flensburg hat aber zwei Partien weniger als der HSV ausgetragen. Zudem steht Flensburg wie Energie im Landespokalfinale. Cottbus spielt zuerst auswärts. Terminiert sind die Hin- und Rückspiele für den 24. und 27. Mai.
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