Streit mit SV Babelsberg 03: Verpflichtende Einigung: NOFV prüft Einrichtung eines Fonds für Fairness
Der über Monate schwelende Streit zwischen dem Regionalligaverein SV Babelsberg 03 und dem Nordostdeutschen Fußballverband ist beigelegt - und zu einem Gewinn für die gesellschaftspolitische Verantwortung geworden.
Potsdam - Es ist ein Ergebnis, mit dem beide Seiten ihr Gesicht wahren: Nach monatelangem Streit um ein Sportgerichtsurteil haben der SV Babelsberg 03 (SVB) und der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) den Konflikt beigelegt. Der Verband kann von sich behaupten, formaljuristisch alles korrekt gemacht zu haben, sodass sein gefälltes Urteil gegen den SVB rechtskräftig ist. Der Babelsberger Kiezklub indes kann für sich als Erfolg verbuchen, unnachgiebig Haltung im Kampf gegen Rechtsextremismus gezeigt und letztlich die Führung des nordostdeutschen Fußballverbandes mit Nachdruck angemahnt zu haben, seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht zu werden.
In einem von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am vergangenen Dienstag moderierten Schlichtungsgespräch legten die Streitparteien ihren lang geführten Konflikt bei. Damit hat das juristische Nachspiel des Fußballregionalliga-Derbys zwischen den SVB und dem FC Energie Cottbus vom vergangenen April, bei dem es zu erheblichen Ausschreitungen rechtsextremer Cottbuser Anhänger gekommen war, nach mehr als zehn Monaten ein Ende.
Für die Finanzierung von Aktionen gegen Rassismus
Die Geldstrafe von 7000 Euro bleibt bestehen. Doch kann der SVB die Hälfte des Geldes für sicherheitstechnische, infrastrukturelle, gewaltpräventive Maßnahmen oder Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus verwenden – und muss dies gegenüber dem Verband bis Ende Juni nachweisen. Der verbleibende Teil der Geldstrafe wird vom NOFV für die Finanzierung von Aktionen gegen Rassismus und Rechtsextremismus, für Fairness, Respekt und Toleranz verwendet. So wird der Verband den Kiezklub an dessen geplanten Projekt im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus zum Heimspiel am 16. März unterstützen.
Sowohl Verband als auch Verein stellten klar, dass die Sanktionen wegen der pyrotechnischen Aktionen im Babelsberger Fanblock während des Derbys gegen Cottbus ausgesprochen wurden. Ohnehin hatte der Nulldrei-Vorstand in der Vergangenheit immer wieder betont, dass er eine Strafe wegen des Abbrennens von Pyrotechnik akzeptiere. Nicht aber den Urteilstext, in dem das NOFV-Sportgericht den „Nazischweine-raus“-Ruf eines Nulldrei-Fans erwähnte, aber in keinster Weise Bezug auf die fremdenfeindlichen und antisemitischen Gesänge im Energie-Gästeblock nahm.
Unklarheiten in Statuten sollen beseitigt werden
Mit einem Berufungsantrag war der Verein gescheitert – der NOFV hatte diesen aufgrund von Formfehlern, es fehlten Unterschriften des Vorstandes, zurückgewiesen. Dass dies rechtens sei, betonten die Verbandsfunktionäre auch während des Gespräches am Dienstag. Die SVB-Vertreter nahmen diese Auffassung des Verbandsgerichtes des NOFV bedauernd zur Kenntnis. „Obwohl es weiterhin unterschiedliche Beurteilungen bezüglich einzelner rechtlicher Aspekte gibt, haben wir dieser Vereinbarung zugestimmt. Dies geschah vor dem Hintergrund eines höheren Guts, nämlich dem immer wichtiger werdenden Engagement gegen Rassismus und dem deutlichen Eintreten für Toleranz, das sichtbar und nachhaltig durch den NOFV unterstützt wird“, so Nulldrei-Präsident Archibald Horlitz.
Dazu zählt nicht nur, dass der NOFV jenen Teil in der Urteilsbegründung berichtigt, in dem der Ruf „Nazischweine raus“ eines Babelsberger Fans erwähnt wird. Zudem prüft der Verband – auf Anregung des SVB – die Möglichkeit, einen dauerhaften Fonds für Fairness, Respekt und Toleranz einzurichten, um Vereine in ihrer sportbezogenen sozialen Arbeit für Vielfalt und gegen Rassismus zu unterstützen. Für diesen Fall sagt der SVB zu, dass zukünftig auch Spenden aus seinem Projekt „Nazis raus aus den Stadien“ für diesen Fonds zur Verfügung gestellt werden können. Darüber hinaus wird das Präsidium des NOFV eine verbandsinterne Arbeitsgruppe beauftragen, Unklarheiten in den Statuten zu beseitigen und Optimierungen in den Regularien vorzunehmen. „Dabei sollen auch wirksame Maßnahmen zur effektiveren Verfolgung diskriminierender Vorfälle erarbeitet werden“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Mit dieser Einlassung reagiert der NOFV unter anderem auf den Vorwurf des SVB, dass in der jüngeren Vergangenheit diskriminierendes Verhalten von Fußballfans nicht oder nicht ausreichend geahndet wurde.
Basis für eine faire Zusammenarbeit
NOFV-Präsident Rainer Milkoreit zeigte sich nach der erzielten Einigung erleichtert: „Wir freuen uns, dass beide Konfliktparteien konstruktiv aufeinander zugegangen sind. Unstimmigkeiten wurden ausgeräumt und die Basis für eine künftige faire Zusammenarbeit geschaffen“, sagte er. Sein besonderer Dank gilt Oberbürgermeister Jakobs, „der dieses Gespräch zielführend geleitet hat.“
Auch der Potsdamer Rathauschef zeigte sich zufrieden. „Das Ergebnis ist gut und ein Gewinn für alle“, sagte Jakobs und formulierte zugleich seine Hoffnung: „Wenn es gelingt, jetzt gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus im Fußball vorzugehen, haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht. Und das würde michbesonders freuen.“
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