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37 Ideen für Potsdams Mitte: Bieter wollen neue Mitte mit FH-Sternen

In der Roten Infobox am Alten Markt werden alle Entwürfe für das Fachhochschul-Areal gezeigt. Moderne trifft dabei auf Historisches.

Potsdam - Und zack, da sind sie wieder. Die Fassaden-Sterne der alten Fachhochschule. Beinahe schließt sich ein Kreis: In der roten Infobox, die seit Mittwoch auf dem Alten Markt geöffnet ist, sind die Entwürfe der Bieter zu sehen, die auf dem künftigen FH-Areal bauen wollen. Noch ist unklar, welche der 37 Entwürfe verwirklicht werden – darüber entscheidet eine Auswahlkommission Anfang Dezember. Jetzt können Bürger in der roten Box alle eingereichten Vorschläge begutachten und Gedanken dazu an einer Feedbackwand hinterlassen. Der städtische Sanierungsträger will sie auswerten und der Kommission weiterleiten.

Unter den Entwürfen, die sich den vorgegebenen historischen Leitbauten an den künftigen Ecken des Häuserblocks anpassen, sind zwei, die die FH zumindest ein Stück weit weiterleben lassen wollen. Bei einem der Entwürfe zieht sich die Sternenfassade bis über das Dach des künftig als Wohnhaus geplanten Baus. Er soll einmal in der geplanten Schwertfegerstraße 12 liegen. Auch nebenan, in der Schwertfegerstraße 11, gibt es einen Entwurf für ein Haus, in dem Kultur und Bildung Platz finden sollen – auch hier sind der Hausfassade die alten FH-Sterne vorgelagert. Dem konnte sich bei der Präsentation am Mittwoch nicht einmal Barbara Kuster, die Sprecherin der Bürgerinitiative Mitteschön, entziehen. „Die Waben sind ein tolles Zitat für die FH“, sagte sie. Ob hinter den Bietern möglicherweise Vertreter des Bündnisses „Stadtmitte für alle“ stehen, darüber kann man nur spekulieren.

Ideen von 37 Bietern stehen jetzt zur Debatte 

Denn noch sind die 37 Bieter streng geheim, lediglich die Bieternummer ist dem Entwurf zugeordnet. „Es sind aber Bieter mit regionalem Bezug“, betont Sigrun Rabbe, Geschäftsführerin der Sanierungsträger Potsdam GmbH. Insgesamt sei die Bauherrenstruktur bei den Interessenten gut gemischt: Neben Genossenschaften und Selbstnutzern haben auch Projektentwickler und private Investoren ihre Entwürfe abgegeben. Mehr verriet Rabbe nicht. Man freue sich besonders, dass rund 20 der Bieter überlegten, die Häuser entweder für Mieter mit geringen Einkünften anzubieten oder Mietobergrenzen gemäß Mietspiegel einzuhalten.

Die Befürchtungen von Mitteschön, dass die Entwürfe der Hausfassaden zwischen den vorgegebenen Leitbauten keine Plastizität haben werden, hat sich indes nicht erfüllt. Noch im Sommer hatte das Bündnis angemahnt, dass die geplante „zeitgenössische Architektur“ sich als eine künftige Visitenkarte Potsdams nicht eignen könne. „Wir sind jetzt positiv überrascht“, sagte Kuster dagegen gestern.

Der Rhythmus der Stadt soll wieder sichtbar werden

Dennoch: Einige der Entwürfe, die in der roten Infobox als kleine Kästen, unterteilt nach den neun zu bebauenden Grundstücken, an der Wand hängen, wirken sehr glatt und modern. So besteht einer der Entwürfe, ebenfalls an der künftigen Schwertfegerstraße 11, aus einer großen, durchgängigen Glasfassade vom Dach bis zum Boden. Andere Vorschläge wiederum erinnern mit verspielten Giebeln und Fenstern und ihren in Erd-, Mittel- und Dachgeschoss gegliederten Fassade an historische Bauweise.

„Der Trend ist auf dem richtigen Weg“, resümierte gestern auch der Potsdamer Architekt Christian Wendland. Er war an der Entstehung des Leitbautenkonzepts in Potsdam beteiligt. Für ihn sei es wesentlich, dass bei den Entwürfen für den künftigen sogenannten Block III „der Rhythmus der Stadt“ wieder sichtbar wird. Das sei bei vielen Entwürfen zu sehen. Kritik gab es aber trotzdem: Bei einigen Vorschlägen überwiege die Flächigkeit der modernen Architektur – „Lochfassaden und Plastizität, die ein Spiel von Licht und Schatten erlauben, fehlen“, findet Wendland.

Auswahlkommission will bis zum 8. Dezember eine Entscheidung über die Zukunft der Stadtmitte in Potsdam treffen

Damit die Auswahlkommission, die bis zum 8. Dezember eine erste Entscheidung treffen will, eine bessere Vorstellung bekommt, befindet sich in der Infobox ein Holzmodell der Mitte. Hier können die einzelnen 3-D-Modelle der entworfenen Häuser wie bei einem Puzzle eingesetzt werden. Auch die Besucher dürfen puzzeln – wegen der Empfindlichkeit der Modelle allerdings nur gemeinsam mit den Mitarbeitern. Welche Entwürfe umgesetzt werden, soll im März entschieden werden. Danach wird eine Beschlussvorlage in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Die Infobox hat bis zum 25. November jeweils mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Mitarbeiter vom Sanierungsträger sind für Fragen vor Ort. Mehr Infos gibt es auch im Netz.

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Kommentar: Die Rote Infobox ist das richtige Signal an die Stadt: Ein Angebot zum Dialog über ein umstrittenes und heikles Thema in Potsdams Stadtpolitik, meint PNN-Redakteurin Valerie Barsig in ihrem Kommentar. 

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