Ausstellung zur FH-Geschichte: Potsdamer Geschichte am Bauzaun
Der FH Abriss im Inneren des Gebäudes beginnt. Baubeigeordneter Bernd Rubelt will einen offenen Planungsdialog für das Rechenzentrum.
Potsdam - Am Montag ist der Startschuss zum endgültigen Rückbau der alten Fachhochschule (FH) gefallen. Bis März wird man davon allerdings nicht viel sehen. Denn die Arbeiten, die jetzt folgen, finden im Innern des Gebäudekomplexes statt. Rund 20 Fachkräfte führen im Moment eine Materialanalyse durch, um zu entscheiden, wie die Schadstoffe, die sich in dem Gebäude befinden, entsorgt werden sollen. Das teilte Sigrun Rabbe, Geschäftsführerin des Sanierungsträgers Potsdam, bei einer Pressekonferenz am Montag gemeinsam mit dem Baubeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos) und Potsdams Marketingchefin Sigrid Sommer mit.
Nach der Durchführung der bauvorbereitenden Maßnahmen, zu denen auch die Aufstellung eines 400 Meter langen und 2,50 Meter hohen Zauns gehört, werden jetzt zunächst das Dämmmaterial und die Technik der alten FH zurückgebaut. Ab April 2018 folgt dann von Nord nach Süd der Rückbau der Gebäudekonstruktion.
Ab dem 15. November werden in der roten Infobox auf dem Markt alle 37 Bau- und Nutzungskonzepte, die im Rahmen des Vergabeverfahrens für das Areal eingereicht wurden, ausgestellt. Am Anfang des Verfahrens waren es noch 43. Über die Entwürfe wird eine Kommission am 5. und 7. Dezember abstimmen. Im Laufe des Verfahrens seien einige Wettbewerber abgesprungen, bestätigte Rabbe gestern. Das müsse laut dem Baubeigeordneten Rubelt allerdings nicht an den erbitterten Diskussionen rund um die Potsdamer Mitte gelegen haben. Dafür gebe es viele potenzielle Gründe.
Im Juni kommenden Jahres soll die Stadtverordnetenversammlung darüber entscheiden, wer auf dem Gelände, dem sogenannten Block III, bauen darf. Baustart ist nach jetziger Planung der Sommer 2019. Noch steht hier der Kopfbau der FH. „Hier verschwinden keine öffentlichen Räume“, sagte Rubelt in Bezug auf die Kritik des Bündnisses „Stadtmitte für alle“. Mehr als die Hälfte der Fläche solle zur Wohnfläche werden, bestätigte Rabbe. Viele Bewerber, die einen Vorschlag eingereicht hätten, seien außerdem selbst Potsdamer oder hätten einen Potsdam-Bezug.
In der Zwischenzeit soll der Bauzaun rund um die FH noch einen roten Anstrich und Fenster bekommen, durch die Interessierte auf die Baustelle blicken können. Ab Januar soll der Zaun zudem zu einer Open-Air-Ausstellung der städtischen Jahreskampagne zum Stadtgeburtstag „1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert“ werden. Die Kampagne fokussiert sich auf die Geschichte der vergangenen 25 Jahre der Stadt. Die Ausstellung soll in Fotos und Texten Veränderungen in Potsdam zeigen. 17 verschiedene Themen werden behandelt. Eröffnet wird die Ausstellung am 20. Januar im Rahmen der Veranstaltung „Unterwegs im Licht“. Die Ausstellung soll auch Abrissgegner der FH ansprechen. „Wir wollen uns in der Ausstellung nicht um schwierige Themen drücken“, sagte Marketingleiterin Sommer. Deshalb werde ein Teil der Ausstellung beispielsweise auch die Hausbesetzerszene der 90er-Jahre in der Stadt beleuchten. „Die verhärteten Fronten lassen sich nicht durch einen Zaun aufheben“, gab Baubeigeordneter Rubelt zu. „Aber wir versuchen ein Zeichen zu setzen, wie es an anderer Stelle auch gesetzt werden muss.“
Im Jahr 2019 werde laut Rubelt auch politisch über das Areal des Staudenhofs entschieden – der „Block IV“ ist der nächste, um dessen Abriss es bereits Diskussion gegeben hatte. Für den Staudenhof gilt bis 2022 ein Moratorium. Dessen Sozialwohnungen sollen dann durch Neubauten zu denselben Konditionen ersetzt werden. Ein qualitatives Vergabeverfahren wie im Falle der FH habe sich bewährt, sagte Rubelt. Eine Ausschreibung für das Areal erfolge in jedem Fall.
Wie verhärtet die Fronten auch zwischen Gegnern und Befürwortern der neuen Mitte sind, zeigte sich jüngst an den Protesten bei dem Gottesdienst zum Baustart der Garnisonkirche (PNN berichteten). Danach könne man nicht über Verlängerungen von bestehenden Vertragsverhältnissen nachdenken, sagte der Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Wieland Eschenburg. Das könnte das Aus für das Kreativhaus im Rechenzentrum bedeuten – der nächste Zankapfel. Der Nutzungsvertrag läuft im August 2018 aus.
„Das war sicherlich ein Schnellschuss, in dem viel Emotion steckt“, sagte Rubelt über die Reaktion der Stiftung. Ein offener Planungsdialog sei jetzt das richtige Zeichen. Ein ergebnisoffener Szenarioworkshop im kommenden Jahr gemeinsam mit den Künstlern, wie jüngst im Hauptausschuss beschlossen, könne hilfreich sein. „Eine selbstbewusste Stadt kann über jede Idee diskutieren“, sagte Rubelt.
Die Künstler weiterhin als Nachbarn der Garnisonkirche könne er sich an dem entstehenden Ort der Versöhnung vorstellen. Vorfestlegungen bei der Standortsuche halte er allerdings für schwierig. Infrage kämen sowohl der Lange Stall, der vom Bürgerbündnis Mitteschön als Künstlerherberge favorisiert wird, als auch die Alte Feuerwache. Wenn im kommenden Jahr dann alle Beteiligten im Workshop an einem Tisch sitzen, setze Rubelt „gutes Benehmen voraus“.
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