Schlösserstiftung zieht Bilanz: Besucherschwund in Potsdams Schlössern
Die Schlösserstiftung startet in diesem Jahr gleich 26 Sanierungsprojekte. Der neue Generaldirektor will mit neuen Konzepten mehr Besucher locken und gegen Vandalismus vorgehen.
Potsdam/Berlin - Weniger Besucher in Potsdam, mehr in Berlin – die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) hat am gestrigen Montag im Berliner Schloss Charlottenburg die Bilanz 2018 gezogen. Außerdem gab Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr einen Ausblick auf die Pläne der Stiftung in diesem Jahr. Die Details:
Die Besucherzahlen
Die Steigerung der Besucherzahlen sei „Chefsache der Zukunft“, erklärte Heinz Berg, Direktor der Generalverwaltung und bis zum Arbeitsbeginn von Christoph Martin Vogtherr Anfang Februar, kommissarischer Leiter der Schlösserstiftung. Während in Berlin im Vergleich zu 2017 die Besucherzahlen in den Schlössern und Gärten von knapp 518 000 auf rund 548 000 Gäste anstiegen, verzeichnet Potsdam einen Besucherrückgang von fast 50 000 Gästen: Gut 887 200 Menschen kamen in die Potsdamer Schlösser und Gärten, im Jahr zuvor waren es noch rund 937 200. Insgesamt habe es in den vergangenen zehn Jahren an allen Standorten einen Besucherrückgang von rund 20 Prozent gegeben, räumte Berg ein.
Den Rückgang in Potsdam erklärt man sich laut Marketingdirektor Heinz Buri damit, dass die im vergangenen Jahr beendete Pückler-Ausstellung im Schloss Babelsberg 2017 unheimlich viele Besucher angezogen hatte, außerdem seien bei der Schlössernacht im vergangenen Jahr die Römischen Bäder nicht mehr Teil des Angebots gewesen.
Um den sinkenden Zahlen entgegenzuwirken, sollen künftig die Mittel für die Imagekampagne der Stiftung verdoppelt werden. Auch für Gruppen soll es künftig online buchbare und damit verbesserte Angebote geben, weil gerade Gruppenreisen zurückgegangen seien. Die Frage, ob auch der durchschlagende Erfolg des Museums Barberini Besucher von der SPSG abgezogen habe, ließ Generaldirektor Vogtherr indes offen und verwies auf die Kooperation „Italien in Potsdam“ zwischen Stadt, Schlösserstiftung und Barberini, die in diesem Jahr stattfindet.
2019: Themenjahr „Italien in Potsdam“
Das Museum Barberini zeigt ab dem 13. Juli die Ausstellung „Wege des Barock. Die Nationalgalerien Barberini Corsini in Rom“. Aus diesem Anlass steigt auch die Schlösserstiftung mit einem Themenjahr unter dem Motto „Italien in Potsdam – Das Schönste an Preußen“ mit ein. Ab Ende März gibt es zahlreiche Veranstaltungen zum Thema, auch die Schlössernacht am 16. und 17. August steht unter dem Motto „Una Notte Italiana“. Um die Barberini-Gäste in Potsdams Schlösser zu locken, sind vergünstigte Kombi-Tickets geplant, außerdem wird es eine Smartphone-App zu italienischen Orten in Potsdam geben – gesprochen wird alles Wissenswerte von Journalist und Mäzen Günther Jauch.
Ein Höhepunkt des Jahres wird am 10. November stattfinden: Im Wissenschafts- und Restaurierungszentrum der Stiftung gibt es anlässlich des „Wochenendes der Graphik“ Sonderführungen im Bereich der Papierrestaurierung. Gezeigt wird die „Aquarellsammlung der Königin Elisabeth“ mit zahlreichen Ansichten italienischer Städte und Landschaften, die das Königspaar Elisabeth und Friedrich Wilhelm IV. sammelten. Ein weiteres Highlight ist auch das 250-Jahre-Jubiläum des Neuen Palais, in dem es ab April Sonderführungen geben wird, ab Juni sind außerdem die dortigen Königswohnungen wieder zu sehen.
Was gebaut werden soll
Bis 2030 wird mit Hilfe des 400 Millionen Euro umfassenden zweiten Sonderinvestitionsprogramms von Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin weiter saniert und restauriert. In diesem Jahr sollen die ersten 25 von insgesamt 60 Projekten auf der Liste angeschoben werden, 170 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Wie viel genau in welches Projekt fließt, kann laut Stiftungssprecher Frank Kallensee derzeit noch nicht beziffert werden, da die Ausschreibungen erst anlaufen müssen. Generaldirektor Vogtherr sagte, dass es noch zwei bis drei Jahre dauern werde, bis Besucher Neues zu sehen bekämen – denn in diesem Jahr werde vorwiegend geplant. Hinzu kämen erschwerte Bedingungen durch die derzeitige „überhitzte Baukonjunktur“.
Auf der Liste der Stiftung stehen unter anderem die Innenräume des Schlosses Babelsberg, das nach der Pückler-Ausstellung im Vorjahr wieder geschlossen ist. Auch die Hotelräume des Schlosses Cecilienhof sollen saniert werden, 2020 ist der Beginn der Bauplanung vorgesehen. Im selben Jahr wird auch das Jubiläum 75 Jahre Potsdamer Konferenz gefeiert – dazu seien 300 000 Euro Förderung vom Bund und der Sparkassenstiftung vorgesehen, hieß es.
Ebenfalls auf der Sanierungsliste steht die Hülle des Kleinen Schlosses am Havelufer im Park Babelsberg, die weitere Hüllensanierung des Orangerieschlosses für 22 Millionen Euro, die Gesamtsanierung der Römischen Bäder, für die die Planung bereits begonnen hat. Auch die Villa Liegnitz steht wie berichtet auf der Liste der Schlösserstiftung. Mit dem Ziel der Nutzung als Wohnungen sollen das Damenhaus im Neuen Garten und die Meierei am Kuhtor am Schloss Charlottenhof saniert werden. Mit rund 3000 geplanten Quadratmetern Bruttogeschossfläche soll außerdem das Zentrale Kunstgutdepot unweit des Hauptbahnhofs um ein Skulpturendepot erweitert werden. Dabei soll ein neues Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen, beauftragt ist das Berliner Architekturbüro Volker Staab. Auf der Liste der Stiftung steht außerdem der Neubau für das Besucherzentrum an der Historischen Mühle.
Die Probleme in den Schlossgärten
Generaldirektor Vogtherr gab auch einen Ausblick zu Schwerpunkten, die er angehen möchte. Dazu gehört eine intensivere Vernetzung mit den Nachbarländern Frankreich und Polen. Denkbar ist etwa eine Kooperation mit dem Nachbarland zum 500-jährigen Jubiläum der Gründung des Herzogtums Preußen 2025. Außerdem soll künftig an der Verbesserung der Vermittlung des Stiftungswissens gearbeitet werden. Dazu gehöre sowohl eine angemessene Sprache für alle Besuchergruppen, aber auch die Barrierefreiheit der Schlösser, um Publikum wiederzugewinnen.
Außerdem werde man neue Wege finden müssen, mit dem Klimawandel und einem veränderten Nutzerverhalten in den Gärten umzugehen. Einige wenige Besucher brächten „weniger Respekt“ mit, Vandalismus, Pflanzendiebstahl und Müll seien ein Problem. Wie viel mehr Geld die Stiftung deshalb ausgeben muss, könne erst im Laufe des Jahres beziffert werden.
Eine entsprechende Veranstaltungsreihe zum Thema Garten und Gesellschaft wolle er in diesem oder nächsten Jahr auf den Weg bringen, um der Frage nachzugehen wie man die historischen Gärten besser bewahren könne.