Welterbe in Potsdam: Schloss Cecilienhof ist fertig
Vier Jahre lang war das Schloss Cecilienhof, die Gedenkstätte der Potsdamer Konferenz, hinter Hüllen verborgen. Jetzt ist die Restaurierung von Dach und Fassade abgeschlossen.
Es ist in jeder Beziehung ein Schloss der Superlative. 6500 Quadratmeter misst allein das Dach - mit den Ziegeln könnte man 100 Einfamilienhäuser decken. 11 500 Quadratmeter Fassadenfläche ziehen sich um das Gebäude, 550 Fenster aus Stahl gibt es und 40 Schornsteine im englischen Stil. Als Cecilienhof errichtet wurde, hat man geklotzt und nicht gekleckert. Immerhin war es ja das Kronprinzenschloss für Wilhelm von Preußen und dessen Gemahlin Cecilie, die ihm letztlich auch den Namen gab. Jetzt, gut 100 Jahre später, hat die Schlösserstiftung die umfassende Sanierung des von Paul Schultze-Naumburg im englischen Landhausstil entworfenen Ensembles abgeschlossen. Vier Jahre haben die Arbeiten gedauert und knapp zehn Millionen Euro gekostet. Bezahlt wurde das Projekt aus dem ersten, 155 Millionen Euro schweren Sonderinvestitionsprogramm, das der Bund, Brandenburg und Berlin zur Rettung des bedrohten preußischen Welterbes aufgelegt hatten.
Grütters: Cecilienhof ist ein "Flaggschiff" der Schlösserstiftung
Entsprechend salbungsvoll und gewichtig fielen am Donnerstag auch die offiziellen Grußworte zur feierlichen Fertigstellung aus. Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) pries das Haus in Anspielung auf die teils maritime Einrichtung des Schlosses als "eines der Flaggschiffe" der Schlösserstiftung. Es sei ein "Ort, der für die Geschichte Deutschlands in all ihren Zeitschichten von zentraler Bedeutung" ist, erklärte Grütters. Die Sanierung sei schon allein deswegen eine "nationale Aufgabe". Schließlich sei der Bau nicht nur als letztes Kronprinzenschloss der Hohenzollern bekannt, sondern vor allem als Tagungsstätte der Potsdamer Konferenz. Im Sommer 1945 hatten hier US-Präsident Harry Truman, der britische Premierminister und sowjetische Diktator Josef Stalin über das Schicksal Europas und Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden. 130 000 Menschen haben allein im letzten Jahr die Gedenkstätte im Schloss besucht, die an dieses Ereignis erinnert. Zum 75-jährigen Jubiläum will die Stiftung die Konferenz mit einer Sonderausstellung würdigen, in der auch bislang nicht öffentlich zugängliche Räume einbezogen werden sollen.
Als "Ort von herausragender Bedeutung" pries auch Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) das Bauwerk, das mit seinen ebenfalls neu gestalteten Außenanlagen nun wieder als Gesamtkunstwerk erlebbar sei.
Heinz Berg, Interimschef der Schlösserstiftung, brachte weitere Superlative: 50 Kilometer Dachlatten seien neu verlegt worden, mehr als 40 Gewerke hätten koordiniert werden müssen - "eine wahre Meisterleistung" des Projektkoordinators der Stiftung, Olaf Saphörster.
Die Patina des Schlosses blieb erhalten
Auf den ersten Blick sieht man dem Schloss dabei gar nicht an, dass es überhaupt restauriert wurde - eine Wirkung, die genauso beabsichtigt war. Die Patina der Jahrzehnte blieb weitgehend erhalten. Dabei "wurde praktisch alles einmal angefasst", erzählte Ayhan Ayrilmaz, der Architekturchef der Schlösserstiftung. Der alte Putz wurde gereinigt, wo nötig ergänzt und erhielt seinen ursprünglichen hellerdigen Farbton zurück. Zu DDR-Zeiten hatte man die Fassade in leichtem Orange gestrichen. Auch das aus Eichenholz bestehende Fachwerk wurde nur gereinigt, allerdings da, wo es verrottet war, ausgetauscht. Insgesamt 30 Kubikmeter neues Eichenholz wurden eingepasst und mit schwarzem Ölanstrich versehen, damit sie sich vom Originalbestand optisch möglichst wenig abheben. Die imposanten, aber maroden Schornsteine mussten abgetragen und neu aufgemauert werden. Die größte Aufgabe aber war das Dach. 360 000 englische Biberschwanzziegel wurden geborgen, von Hand gereinigt und neu verlegt. Rund zwei Drittel des Originalmaterials konnten wiederverwendet werden. Das restliche Drittel ist neu, was man aber nicht sieht - die Ziegel wurden vor dem Brennen mit Pottasche geschwärzt, um der Patina der historischen Ziegel so nahe wie möglich zu kommen. Eine spezielle Herausforderung war das Dach über dem wichtigsten aller Schlossräume, dem Saal, in dem 1945 die Potsdamer Konferenz stattfand. Als einziger Teil des Schlosses hatte er für die Bauarbeiten ein Wetterdach bekommen, damit die Handwerker unabhängig von der Witterung arbeiten können. Anders als beim restlichen Schloss ruht das Dach über dem Konferenzsaal nicht auf Stahlbetondecken, sondern hat drei bis vier Meter darunter eine abgehängte Decke. Im Konferenzsaal musste ein Sicherheitsnetz aufgespannt werden, damit keinem Besucher etwa ein Hammer auf den Kopf fiel. Ein solcher hätte nämlich die Zwischendecke mühelos durchschlagen.
Auch die Außenanlagen wurden neu gestaltet
Trotz der aufwendigen Dach- und Fassadenarbeiten blieb noch etwas Geld übrig, um im auch im Innern des Schlosses noch etwas zu tun. So wurden etwa ein neues Beleuchtungskonzept verwirklicht und historische Wand- und Deckenfassungen restauriert. Dank einer 150 000-Euro-Spende des Vereins der "Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten" wurden schließlich auch die Außenanlagen, vor allem der Blumengarten und der sogenannte Prinzenhof, nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Vor dem Start der Sanierung hatte die Schlösserstiftung aus den 1970er-Jahren stammende und kunstvoll beschnittene Eiben umgetopft, die nun wieder an ihren alten Platz zurückgekehrt sind.
Für das Hotel wird noch ein Nachfolger gesucht
Das letzte ungelöste Problem im Schloss Cecilienhof ist die Suche nach einem Nachfolger für den Hotelbetrieb. Wie berichtet hatte die Relexa-Gruppe, die das Schlosshotel 14 Jahre lang geführt hatte, im Frühjahr das Handtuch geworfen. Eigentlich sollte bereits in diesem Jahr ein neuer Betreiber gesucht werden, aber das Verfahren hat sich verzögert. Im April 2019 soll nun in einem "transparenten, mehrstufigen Verfahren" ein Relexa-Ersatz gefunden werden, kündigte Berg an. Mit dem soll dann auch über die Aufteilung der Sanierungskosten für den Schlosstrakt verhandelt werden, der drei Viertel des gesamten Gebäudekomplexes ausmacht. Wie hoch die sind, ist noch unklar. Experten gehen aber mindestens von einem mittleren einstelligen Millionenbetrag aus.
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