zum Hauptinhalt
Die Entwicklung von Krampnitz ist eines der meistdiskutierten Projekte der Stadt Potsdam
© Ottmar Winter

Neuer Potsdamer Stadtteil: Bau von Sozialwohnungen in Krampnitz in Gefahr

Die Stadt fürchtet, ohne Tramlinie die Sozialwohnraum-Förderung zu verlieren. Die Linke spricht von einer Bankrott-Erklärung.

Potsdam  - Klagen, Verzögerungen und ungeklärte Fragen könnten dazu führen, dass im geplanten neuen Stadtteil auf dem früheren Kasernenareal in Krampnitz im schlimmsten Fall gar keine Sozialwohnungen gebaut werden können. Dabei sollen eigentlich 25 Prozent der Wohnungen mithilfe von Fördermitteln zu günstigen Mieten angeboten werden. Das wird aus einer aktuellen Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Stadtverordneten Tina Lange (Linke) deutlich. Demnach könnte die Frage, ob und wann der Stadtteil durch eine Straßenbahn erschlossen wird, das gesamte Konzept des Viertels durcheinanderbringen.

Wie berichtet hat der Eigentümervertreter des neu gebauten Wohnhauses in der Tschudistraße 6, bereits eine Klage gegen die Planungen angekündigt – weil die Tram aus seiner Sicht viel zu nah an dem schon 2015 genehmigten Bau vorbeiführe, unter anderem mit Lärm und Erschütterungen zu rechnen sei. Es dürfte nicht die einzige Klage bleiben. "Die zeitliche Länge von möglichen gerichtlichen Auseinandersetzungen kann aus heutiger Sicht nicht abgeschätzt werden", antwortet das Rathaus nun auf die Frage Langes. Die Hoffnung will man aber nicht aufgeben: "Gerichtliche Auseinandersetzungen müssen aber nicht zwingend einen Einfluss auf die Realisierung der Trasse haben."

So plant der ViP die Verlängerung der Tramtrasse in den Potsdamer Norden (Stand 03.12.2019).
So plant der ViP die Verlängerung der Tramtrasse in den Potsdamer Norden (Stand 03.12.2019).
© Verkehrsbetrieb Potsdam

Außerdem ist das sogenannte Zielabweichungsverfahren der Landesplanung noch nicht abgeschlossen und mehrere Bebauungspläne liegen deshalb auf Eis. Dabei prüft das zuständige Infrastrukturministerium, ob Potsdam von den Zielen der gemeinsamen Landesplanung abweichen darf, größere neue Wohngebiete im Wesentlichen nur im sogenannten Siedlungsstern zu planen. Hintergrund ist, dass die Erhöhung der angestrebten Einwohnerzahl auf 10.000 in der ursprünglichen Genehmigung nicht vorgesehen war und die Verkehrsanbindung noch nicht geklärt ist. 

Mehr Verkehr, aber keine Sozialwohnungen

Lange hatte deshalb unter anderem gefragt, welche Alternativen bei einem endgültigen Scheitern der Straßenbahnanbindung bestehen und welche Folgen das für die Erreichbarkeit und die soziale Mischung in Krampnitz hätte. Das Rathaus antwortete, dass die Bundesstraße 2 deutlich stärker belastet werden würde, wenn nach Krampnitz Busse statt einer Tram fahren würden. Zudem dürfte es auch nicht gelingen mehr Autofahrer im Norden zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu motivieren. 

"Außerdem wäre damit zu rechnen, dass das Land Brandenburg die Förderkulisse für den geförderten Wohnungsbau nicht auf Krampnitz und andere Teile des Potsdamer Nordens ausdehnt", heißt es weiter. Hintergrund ist, dass Fördermittel des Landes für Sozialwohnungen nur in bestimmten Gebieten gezahlt werden. In Potsdam gehören große Teile des Stadtgebiets südlich des Sacrow-Paretzer-Kanals zu dieser sogenannten Förderkulisse - Krampnitz aber bisher nicht.

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Doch das ist noch nicht alles: Nach den bisherigen Vereinbarungen mit dem Land darf der Stadtteil ohne Straßenbahnanbindung nur bis zu einer maximalen Bevölkerungszahl von 5000 statt 10.000 entwickelt werden. "Günstiger oder geförderter Wohnraum kann in Krampnitz hauptsächlich im Neubau entstehen", heißt es in der Antwort des Rathauses weiter. Dieser Neubau liege jedoch hauptsächlich in Bereichen, die erst nach der Straßenbahnerweiterung entwickelt werden können. So wäre "die soziale Mischung, wie sie wohnungspolitisches Ziel ist, nur noch eingeschränkt realisierbar."

Die Sanierung der Kasernengebäude hat bereits begonnen.
Die Sanierung der Kasernengebäude hat bereits begonnen.
© Ottmar Winter PNN

In der ersten Ausbaustufe werden in Krampnitz zunächst viele der denkmalgeschützten Kasernengebäude saniert, die zu einem großen Teil dem Großinvestor Deutsche Wohnen gehören. Das Unternehmen hat bereits mit der Sanierung der ersten Gebäude begonnen, die 2024 bezugsfertig sein sollen. Insgesamt schafft die Deutsche Wohnen in den Areal rund 500 Wohnungen in sanierten Kasernengebäuden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Sozialwohnungen. 

Ganz überraschend ist es freilich nicht, dass Sozialwohnungen - wenn überhaupt - erst später realisiert werden. Der Statusbericht zu dem Großprojekt war im Sommer vergangenen Jahres dem Hauptausschuss vorgelegt worden. 

Lange ist mit der Botschaft aus dem Rathaus alles andere als zufrieden. "Die Antwort ist eine Bankrott-Erklärung für den Sozialen Wohnungsbau in Krampnitz", sagt sie. Wenn die Tram nach Krampnitz scheitere, dann entstehe dort ausschließlich teurer Wohnraum. "Teure Wohnungen tragen aber nicht zu einer Entlastung des Potsdamer Wohnungsmarktes bei." Ob und wann dann die Krampnitz-Straßenbahn endlich realisiert werden könne, sei die Achillesferse des ganzen Projekts. "Potsdam braucht preiswerten Wohnraum und der Potsdamer Norden eine soziale Durchmischung statt weiteren überteuerten Wohnraum."

Zur Startseite