Turbine Potsdam: Arbeit an Plan B
Mit einem Heimspiel gegen den FF USV Jena startet Turbine Potsdam in die Saison 2017/18 der Frauenfußball-Bundesliga. Taktisch variabler - hieran haperte es im Vorjahr - sollen die Potsdamerinnen während der neuen Spielzeit auftreten und am Ende wieder zur Ligaspitzengruppe gehören.
Etwas forscher als vergangenes Jahr, aber immer noch recht zurückhaltend benennt Matthias Rudolph das Ziel von Turbine Potsdam für die Frauenfußball-Bundesligasaison 2017/18. War Turbines damals neuer Cheftrainer im zurückliegenden Sommer noch mit der Maßgabe angetreten, sich im Vergleich zum vorhergehenden Platz sieben verbessern und vor allem „von Spiel zu Spiel gucken“ zu wollen, legt er die Latte nun etwas höher. Das gute Abschneiden in seiner Debütsaison mit dem dritten Rang lässt ihn jedoch nicht gleich von den ganz großen Ambitionen fabulieren. „Wir möchten im oberen Drittel landen, also unter den ersten Vier. Das ist unser grundsätzlicher Gedanke als Team“, sagt der Coach. Seine Truppe empfängt am Sonntag zum Liga-Auftakt den FF USV Jena im Karl-Liebknecht-Stadion (Beginn: 13.30 Uhr/Live-Fernsehübertragung auf Sport1).
Matthias Rudolph startet dann in sein zweites Jahr als hauptverantwortlicher Trainer, nachdem er zuvor noch Assistent von Ikone Bernd Schröder war. „Der Übergang hat super geklappt“, findet Vereinspräsident Rolf Kutzmutz. „Die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft stimmt. Er schafft es, die Spielerinnen an ihre Leistungsgrenze zu führen.“ Und beinahe hätte Rudolph vorige Saison die Turbinen dadurch sogar bis zum Gewinn der deutschen Meisterschaft oder zum Vizetitel geführt. Beides wäre mit der Champions-League-Qualifikation garniert worden. An 14 der 22 Spieltagen grüßte Potsdam von der Tabellenspitze, sechsmal wurde Rang zwei eingenommen – am Ende, als es so richtig ernst wurde, fand man sich jedoch als Dritter im Klassement wieder. Kapitänin Lia Wälti denkt zurück: „Das war ärgerlich. Aber da haben wir eben gemerkt, dass eine Saison lang ist und vieles stimmen muss, damit es bis zum Schluss reicht.“
Verschiedene Spielsysteme einstudiert
Bei den Brandenburgerinnen schienen in der finalen Phase mehrere Dinge nicht mehr zu stimmen. Der Kopf zum Beispiel. Je näher das Saisonende rückte und die Chance auf einen zuvor nicht erwarteten Coup größer wurde, wirkten die Rudolph-Schützlinge verkrampft, kaum noch so locker und unbeeindruckt wie anfänglich. Besonders in den wegweisenden Heimspielen gegen Wolfsburg (1:3) und München (0:4) machte sich das bemerkbar. Dieses Scheitern – um Positives daran auszumachen – kann eine Mannschaft aber auch wachsen lassen, ihr einen neuen Reifegrad verleihen.
Neben solch einem Plus an Erfahrung soll obendrein mehr taktische Raffinesse den nächsten Entwicklungsschritt herbeiführen. Zunehmend dechiffrierten die Gegner das Spiel der Turbine-Damen in der vorigen Rückrunde, ließen sie immer weniger zur Entfaltung kommen. „Da haben wir schon gesehen, dass es echt gut gewesen wäre, einen Plan B zu haben und nicht immer nur zu versuchen, mit Plan A durchzukommen“, analysiert Lia Wälti. Entsprechend legte Matthias Rudolph den Fokus während der Saisonvorbereitung. Verschiedene Spielsysteme ließ er im Training und in den Testpartien einstudieren sowie anwenden. „Wir müssen variabler werden. Es geht darum, auf Situationen reagieren zu können. Wir haben versucht, dass die Mädels in den Systemen Sicherheit finden, um je nach Lage umstellen zu können“, erklärt er.
Drei Neuzugänge in der Mannschaft
In seine Taktiküberlegungen kann Matthias Rudolph auch drei Neuzugänge einbeziehen. Während die Schwedin Amanda Ilestedt (zuvor FC Rosengard) und Rahel Kiwic aus der Schweiz (MSV Duisburg) vor allem für die Defensive von Belang sind, nimmt Nina Ehegötz (Bayer Leverkusen) einen offensiven Part ein. Insgesamt, sagt Mittelfeldregisseurin Lia Wälti, sei der Kader weitestgehend zusammengeblieben: „Das ist eine gute Basis, auf die wir aufbauen können. Und die drei Neuen machen uns jetzt in der Breite viel stärker. Dadurch haben wir ein paar mehr Optionen als vergangene Saison. Ich bin zuversichtlich.“
Rolf Kutzmutz ist das auch. Sogar so sehr, dass er in puncto Saisonziel unverblümt verkündet: „Wir haben eine tolle Mannschaft und wissen, was wir können. Da muss es unser Anspruch sein, unter die ersten beiden zu kommen. Alles andere nimmt uns keiner ab.“ Matthias Rudolph möchte in diese Erwartungshaltung nicht einstimmen. Wobei er aber mit einem Lächeln zugibt: „Mein Ziel von den Top vier bietet ja Spielraum – die ersten beiden gehören schließlich dazu.“
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