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Ihre Spezialität. Antonia Stautz sorgt mit starken Aufschlägen für Druck.
© Gerhard Pohl

SC Potsdam vor dem Heimaufatkt: Antonia Stautz ist Anführerin in der Reservistenrolle

Gegen Nawaro Straubing bestreiten die Volleyballerinnen des SC Potsdam ihr ersten Heimspiel der Bundesligasaison. Neue Kapitänin des SCP ist Antonia Stautz. Sie stützt das Potsdamer Team – auch ohne viel Einsatzzeit.

Antonia Stautz ist ein bescheidener Mensch. Jemand, der sich eher kleiner macht, statt sich in den Ansprüchen zu überhöhen. So war es auch im Sommer 2017, als die Volleyballerin nach dem sportlichen Abstieg ihres damaligen Vereins Schwarz-Weiß Erfurt einen neuen Club suchte. Erste Liga sollte es schon weiterhin sein. Doch glaubte Stautz, nur bei einem Team aus der unteren Tabellenregion aufgenommen zu werden.

Dann kam für sie überraschend die Kontaktaufnahme durch den SC Potsdam – inklusive eines leichten Rüffels. Warum sie sich denn nicht selbst beim SCP gemeldet habe, wurde die Außen-Annahme-Spielerin gefragt. Sie war damals zwar Erfurts Top-Scorerin, „doch habe ich nicht gedacht, dass ein so ambitionierten und guter Verein mich will“, erinnert sich die 25-Jährige. Letztlich kam der Wechsel an den Luftschiffhafen zustande. Und nunmehr findet sich Stautz, erneut zu ihrer Überraschung, in einer neuen Rolle wieder. Sie ist diese Saison Mannschaftskapitänin. Am Samstag wird sie den SCP erstmals in einem Bundesliga-Heimspiel als Frontfrau auf das Feld führen – Gegner um 19 Uhr in der MBS-Arena ist Nawaro Straubing.

Ihre Devise: Alles für den Sport

Wenige Tage vorher sitzt Antonia Stautz auf der Tribüne der Halle, in deren Innenraum gerade eine Sportschulklasse Fußball kickt. „Verrückt, wie sich die Dinge manchmal so entwickeln“, sinniert sie beim Gedanken daran, inzwischen Kapitänin des Vorjahresdritten zu sein. Zuvor hatte Anne Hölzig die Funktion inne. Weil sie jedoch durch ihr Lehramtsstudium stark außersportlich eingebunden ist, plädierte Cheftrainer Guillermo Hernandez für eine Veränderung. „Antonia genießt bei uns Trainern und beim Team großes Vertrauen“, begründet der Coach seine Wahl.

Aus ihrer bescheidenen Natur heraus hätte Stautz nie Ambitionen auf das Amt gestellt. Dass sie erkoren wurde, kommt aber nicht von ungefähr. Die 1,80 Meter große Akteurin hat einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn, ist verlässlich, strahlt immerzu positives Denken aus. Und sie ist beharrlich, wenn es darum geht, Erfolg zu haben – seit jeher.

In Gifhorn geboren und im nahen Groß Schwülper aufgewachsen drehte sich ihr Leben „von Anfang an um den Sport“, erzählt die Niedersächsin. „Ich liebe ihn. Alles habe ich darum geordnet.“ Sie spielte Tennis, ging reiten, ab und zu machte sie auch beim Fußball mit. Zur fünften Klasse stand der obligatorische Schulwechsel an. Für sie kam nur eine Sportschule infrage. Im nahe gelegenen Braunschweig gab es eine, die auf Hockey und Volleyball spezialisiert war. Beides hatte Stautz zuvor allerdings nicht intensiv gespielt. Doch sie wollte den Weg unbedingt gehen. Für Hockey, das musste sie schnell feststellen, war sie zu groß, doch am hohen Netz passte das gut. In Braunschweig sammelte sie später dann erste Erfahrungen in der zweiten Liga. Als in der Löwenstadt nicht mehr auf diesem Niveau geschmettert wurde, nahm sie als Schülerin das Pendeln zum SC Langenhagen nach Hannover in Kauf.

Erfolg der Mannschaft steht über eigenem Ego

Aber die ehrgeizige Athletin wollte noch mehr. Ihr Wunsch war es, auf ein Internat zu gehen. „Nicht, weil es zu Hause nicht schön war“, betont sie. „Aber ich wollte einfach noch fokussierter Sport machen.“ Stautz bekam einen Platz am Coubertin-Gymnasium Erfurt. Dass sie aufgrund der unterschiedlichen Lehrpläne der Bundesländer dafür die elfte Klasse wiederholen musste: „Kein Problem. Das war es mir wert.“ Von 2011 bis 2016 spielte sie in Erfurt, schaffte dort das Abitur, schloss ein duales Bachelor-Managementstudium ab, natürlich mit Schwerpunkt Sport.

Dann eröffnete sich die Chance in Potsdam. „Das Beste, was mir passieren konnte“, meint Stautz. Beim SCP hat sie einen Leistungssprung gemacht, ist athletischer geworden, spielerisch cleverer. Allerdings steckt sie fast immer in der Reservistenrolle. Meist kommt Antonia Stautz bisher nur zu Kurzeinsätzen, was sich auch trotz der neuen Aufgabe als Kapitänin vorerst nicht zu ändern scheint. „Sicherlich wäre es persönlich schöner, mehr zu spielen. Das ist auch mein Ziel, wofür ich arbeite“, sagt sie und beweist im gleichen Atemzug ihre Teamplayer-Qualitäten: „Wir haben vier super Außenangreiferinnen im Team. Da ist es für mich völlig in Ordnung, nicht auf dem Feld zu stehen, wenn – in den Augen der Trainer – andere der Mannschaft gerade noch stärker helfen können.“ Die Spielerin mit der Trikotnummer 6, die nebenbei ein Master-Fernstudium für General Management absolviert, sei einfach froh über jede Einsatzchance.

Sommer ist für sie Beachvolleyball-Zeit

Oft erhält sie diese für ihre absolute Spezialität, wird dann extra zum Aufschlag eingewechselt. Schwierig zu verteidigen sind ihre Angaben. Warum sie dieses wichtige Spielelement so gut beherrscht? „Vielleicht wegen meiner Tennis-Zeit.“ Dabei lernte sie den Bewegungsablauf des Aufschlags von oben. „Beim Volleyball brauchte ich deshalb nicht wie andere erst von unten anfangen, sondern konnte gleich daran feilen, meinen oberen Aufschlag besser zu machen.“

Der Anspruch nach Verbesserung treibt Antonia Stautz fortwährend an. So steht sie auch im Sommer, wenn fernab der Nationalmannschaften das Geschehen unter dem Hallendach ruht, am Netz. Zusammen mit der Berlinerin Constanze Bieneck tourt sie durch die Bundesrepublik zu Beachvolleyball-Turnieren. Bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft belegte das Duo Platz neun. Ein bisschen Sand, der noch mitunter aus ihrer Sporttasche rieselt, erinnert Stautz an diese „schöne Phase zwischen den Hallensaisons“. Jetzt geht es wieder auf festem Untergrund zur Sache. Und sie stützt dabei, auch ohne viel auf dem Feld zu sein, das SCP-Team als Kapitänin, fungiert als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerkollektiv. „Es ist eine Ehre für mich, dass mir diese Aufgabe anvertraut wird“, sagt sie. Diejenige, die vor zwei Jahren noch dachte, bei einem Verein wie dem aus Potsdam überhaupt gar keine Rolle spielen zu können.

+++ Heimauftakt gegen Nwaro Straubing +++

Nach dem gelungenen Saisonauftakt mit dem 3:1-Sieg beim Dresdner SC trifft der SC Potsdam am Samstag im ersten Heimspiel auf Nawaro Straubing (Beginn: 19 Uhr/MBS-Arena). Der Vorjahreszehnte gewann zum Start 3:0 gegen den VC Wiesbaden und sei „eine Herausforderung“, sagt SCP-Teammanager Eugen Benzel. Straubing habe sich sehr gut verstärkt. Zwei Ex-Potsdamerinnen gehören zum Kader: Sophie Dreblow und Magdalena Gryka. Zwar habe beim eigenen Match in Dresden noch längst nicht alles geklappt, sagt Benzel. Aber: „Wichtig war zu sehen, dass unsere Mannschaft homogen agiert. Sie verbindet dabei Spielfreude mit Kampfgeist.“

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