Volleyball beim SC Potsdam: Ein Youngster, der jetzt „auch mal scheiße spielen darf“
Zum dritten Mal binnen weniger Wochen gewann der Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam gegen Nawaro Straubing und fuhr dabei seinen höchsten Saisonsieg ein. Das gibt Selbstvertrauen.
Potsdam - Toni Rieger tippte auf einem sozialen Netzwerk freudig das Ergebnis vom Mittwochabend in sein Handy, da dachte er bereits vier Tage voraus. „Das gibt uns Selbstvertrauen für das nächste schwere Spiel am Sonntag“, sagte der Sportdirektor des Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam nach dem klaren 3:0 (25:21, 25:15, 25:15)-Heimerfolg gegen Nawaro Straubing. Nun folgt für die viertplatzierten Potsdamerinnen das Duell beim Tabellensechsten USC Münster, der drei Punkte weniger hat. „Es ist die große Chance, einen Kontrahenten auf Distanz zu bringen“, erklärte Rieger.
Auf große Distanz im Spiel hielt der SCP am Mittwoch Straubing. Nach Anfangsschwierigkeiten verbuchte die Mannschaft von Cheftrainer Guillermo Hernandez ihren deutlichsten Saisonsieg. Doch in der mit 627 Zuschauern gefüllten MBS-Arena waren es gar nicht die Gastgeberinnen, die den größten Jubel des Abends ernteten. Vielmehr erhielt ihn eine Gästeakteurin, die eine Saat des Potsdamer Vereins ist: Sophie Dreblow. Die gebürtige Schwedterin, die 2009 mit ihrer volleyballbegeisterten Familie aus der Uckermark nach Brandenburgs Landeshauptstadt gezogen war und beim SCP zur deutschen Nachwuchs-Nationalspielerin reifte, hatte in der MBS-Arena einen lautstarken Familie-und-Freunde-Fanblock hinter sich. Er hob die Stimmung bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung und der Bekanntgabe der wertvollsten Spielerinnen des Tages. Auf Straubinger Seite bekam den Titel Sophie Dreblow – zum ersten Mal bei einer Ligapartie als Libera des niederbayerischen Aufsteigers. „Und das dann hier, wo ich viele Jahre verbracht habe“, sagte die 20-Jährige.
Dreblow war nicht zufrieden mit Potsdams Ex-Coach Davide Carli
Im vergangenen Sommer war die Ex-Sportschülerin nach Straubing gewechselt. Dass der SC Potsdam dadurch nicht nur eine Identifikationsfigur aus den eigenen Reihen verlor, sondern zudem eine Volleyballerin mit viel Talent und guter Perspektive, zeigte sich am Mittwoch. Dreblow überzeugte teils spektakulär in Annahme und Abwehr. Ihre Entscheidung, Potsdam zu verlassen, führte damals zu Unmut bei den Clubverantwortlichen. „Wir fanden es schade, weil wir viel in Sophie investiert hatten und sie gerne auch weiter bei uns gesehen hätten“, betonte Toni Rieger jetzt nochmals.
Aber Sophie Dreblow wollte nicht mehr. Sie brauchte etwas Neues. In die Saison 2017/18 war der Youngster erstmalig als Nummer-eins-Libera des SCP gestartet, trat in die großen Fußstapfen von Lisa Rühl (Karriereende), die zu den Besten auf dieser Position in der Bundesliga gehörte. Dreblow bewältigte im jungen Alter ihre Aufgabe solide, aber eben nicht auf Top-Niveau. Ex-Coach Davide Carli, der vergangenen Dezember aus „persönlichen Gründen“ ging und durch Hernandez ersetzt wurde, hatte Dreblow im Jahresverlauf degradiert. Sie musste sich ihren Job mit Ljubica Kecman teilen, die eigentlich auf einer anderen Position eingeplant war. Unter Carli sei sie „einfach nicht ganz so zufrieden“ gewesen, begründet Dreblow ihre Entscheidung zum Wechsel. „Ich wollte mehr gefördert werden.“
Der geringere Leistungsdruck tut der 20 Jahre alten Libera gut
In Straubing, wo sie den Bundesfreiwilligendienst beim Institut für Hörgeschädigte absolviert, erfährt sie die gewünschte Unterstützung, fühlt sich gut aufgehoben beim Nawaro-Team, das als Tabellendrittletzter gegen den Abstieg spielt. Trainer Benedikt Frank ist „total glücklich“, Dreblow im Kader zu haben. „Sie hat sich schon maßlos weiterentwickelt“, lobt er und weiß, dass das wohl auch mit einer veränderten Drucksituation zu tun hat: „Bei uns darf sie lernen und auch mal scheiße spielen. In Potsdam ist der Erfolgsanspruch natürlich viel höher.“
Dem pflichtet auch Toni Rieger bei, der die gute Serbin Aleksandra Jegdic als Dreblow-Ersatz geholt hatte. „Vielleicht ist es genau das Richtige für Sophie, nicht immer hier zu Hause vor all den bekannten Gesichtern spielen zu müssen“, sagt der SCP-Manager. „Leicht ist so etwas nämlich nicht.“ Als Gast in der Heimat zu sein, genoss sie aber – nur das Ergebnis stimmte aus ihrer Sicht wieder nicht. Bereits zweimal zuvor, in der Liga-Hinrunde und im Pokal, verlor Sophie Dreblow diese Saison mit Straubing klar gegen Potsdam.
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