zum Hauptinhalt
Protest vor dem griechischen Parlament in Athen.
© dpa/AP/Lefteris Partsalis/InTime News

Namensstreit: Zehntausende Griechen protestieren gegen Mazedonien-Kompromiss

Seit mehr als 25 Jahren belastet der Streit um den Namen Mazedonien die Beziehungen zwischen Griechenland und der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik. Viele Griechen lehnen einen Kompromiss ab.

Zehntausende Griechen aus allen Teilen des Landes und dem Ausland haben am Sonntag in Athen gegen einen Kompromiss im Streit um den künftigen Namen des Nachbarlandes Mazedonien protestiert. Berichten zufolge trafen etwa 2500 Busse allein aus Nordgriechenland zu der Kundgebung vor dem Parlament ein. Die Veranstalter sprachen von 1,5 Millionen Teilnehmern, die Polizei gab ihre Zahl mit rund 140.000 an.

Der Streit um den Namen Mazedonien belastet die Beziehungen zwischen Griechenland und seinem nördlichen Nachbarn schon seit mehr als 25 Jahren. Der Konflikt reicht ins Jahr 1991 zurück, als sich die ehemalige jugoslawische Teilrepublik für unabhängig erklärte und sich den Namen Mazedonien gab. Aus griechischer Sicht ist der Name Mazedonien Teil des Nationalerbes. Athen befürchtet, der Nachbar könnte damit Anspruch auf die gleichnamige nordgriechische Provinz erheben.

Nord-Mazedonien oder Neu-Mazedonien als Kompromiss?

Zuletzt signalisierte Ministerpräsident Alexis Tsipras jedoch Kompromissbereitschaft, um das Problem zu lösen und zum Abbau der Spannungen in der Region beizutragen. Im Gespräch sind neue zusammengesetzte Namen für den griechischen Nachbarstaat, die jedoch allesamt den Namen Mazedonien enthalten - etwa Nord-Mazedonien und Neu-Mazedonien. Die Demonstranten wehren sich jedoch gegen jeden Kompromiss, der den Namen Mazedonien enthält. An der Kundgebung am Samstag nahmen viele Familien, ältere Menschen, Kirchenvertreter, Militärs sowie mehrere Politiker teil, darunter vor allem Vertreter der konservativen Nea Dimokratia.

Zehntausende Demonstranten versammelten sich am Sonntag in Athen.
Zehntausende Demonstranten versammelten sich am Sonntag in Athen.
© dpa/Socrates Baltagiannis

Hauptredner war der berühmte Komponist Mikis Theodorakis. Er forderte ein Referendum zu möglichen Kompromisslösungen. "Zweifellos muss die Regierung zuerst das griechische Volk fragen", sagte der im Rollstuhl sitzende 92-jährige Held des Widerstands gegen die frühere griechische Diktatur. Er bekräftigte, "Mazedonien war, ist und wird für immer griechisch sein". Den nördlichen Nachbarn bezeichnete er als "illegitim".

Tsipras: Probleme nicht durch "Fanatismus und Intoleranz" zu lösen

Organisiert wurde der Protest von nationalistischen Organisationen, Veteranenvereinigungen, Vereinen der griechischen Diaspora und Kirchengemeinden. Beteiligt war auch die neofaschistische Partei Chryssi Avgi (Goldene Morgenröte). Einige Demonstranten trugen traditionelle Trachten, etwa die von griechischen Rebellen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mazedonien gegen bulgarische Banden und osmanische Einheiten kämpften. In der Nähe hielten Anarchisten eine Gegenkundgebung ab, doch hielt die Polizei die beiden Gruppen auf Abstand.

In einer ersten Reaktion nach Abschluss der Kundgebung erklärte Regierungschef Tsipras, das von den Organisatoren erhoffte "Erdbeben" sei ausgeblieben. Die große Mehrheit der Griechen habe eingesehen, dass sich die "großen außenpolitischen Probleme nicht durch Fanatismus und Intoleranz" lösen ließen. Der Namensstreit mit Griechenland blockiert seit Jahren die Beitrittsgespräche Skopjes mit der Europäischen Union und der Nato. Der UN-Vermittler in dem Streit, Matthew Nimetz, zeigte sich zuletzt aber "sehr optimistisch, dass der Prozess in eine positive Richtung geht". (AFP)

Zur Startseite