Hinter Merz und Röttgen zurückgefallen: Wie soll es Armin Laschet jetzt eigentlich noch schaffen?
Laut einer Umfrage wollen 39 Prozent der CDU-Anhänger Friedrich Merz als Vorsitzenden, nur 15 Prozent Laschet. Warum er es trotzdem werden kann. Ein Kommentar.
Der Weg ist das Ziel, denn das Ziel ist hinreichend bekannt: das Kanzleramt. Und das will Armin Laschet. Nicht so sehr wie es Gerhard Schröder wollte, der Sozialdemokrat, der schon zu Bonner Zeiten nächstens an dessen Stäben rüttelte und rief: „ Ich will da rein.“
Sondern auf Laschet-Weise: leiser, freundlicher, zurückhaltender. Er ist der Christdemokrat, den man in seinem Führungsanspruch nicht hört. Oder gerade nur überhört? Ein Draufgänger ist er nicht. Kein Lautsprecher außerdem.
Als Anwalt der eigenen Sache scheinen seine Worte weithin zu verhallen. Was ihn als Mensch sympathisch erscheinen lässt, die Zurückhaltung, macht es für den Politiker nun zunehmend schwierig. Laschet kommt nicht aus dem Umfragekeller.
Die Mehrheit der Menschen traut ihm gegenwärtig schon das Kanzlerwerden nicht zu, die Kanzlerschaft auch nicht. Weil ihm der Gestaltungswille zu fehlen scheint. Dabei trifft das nicht zu.
Laschet hat Machtwillen
So jovial er, der Rheinländer, daherkommt, Laschet hat Machtwillen, kennt die Ränke, die Spiele, die Tricks. Er ist erfahren, ja gewieft als Politiker, in Parlamenten wie in Regierungen, versteht sich auf den Umgang mit der Macht. Es redet bloß keiner darüber.
Armin Laschet ist, im Vergleich auch zu seinem ärgsten Rivalen ums Kanzleramt, Markus Söder, ein erfolgreicher Ministerpräsident. Das gilt sogar in Zeiten der Pandemie. Da hat er bessere Zahlen vorzuweisen als der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende.
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Nur dringt auch das nicht durch. Und wenn er erst einmal CDU-Bundesvorsitzender ist? Immerhin stellt Laschets Landesverband Nordrhein-Westfalen ein Drittel der 1001 christdemokratischen Delegierten, die wählen. Das müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn er dann nicht mehr Zustimmung erfahren würde, oder?
Die Antwort spricht auch nicht allein für Laschet; denn die anderen beiden Bewerber um den Vorsitz – Friedrich Merz und Norbert Röttgen – stammen wie er aus diesem Landesverband. Da kann sich der Vorsitzende, Laschet, vieler, aber nicht aller Stimmen sicher sein.
Er ist, wie er ist
Nun ist es so: Laut jüngster Umfrage des WDR unter den CDU-Anhängern kann aktuell keiner der drei Kandidaten eine Mehrheit hinter sich versammeln. 39 Prozent setzen derzeit auf Friedrich Merz, 22 Prozent favorisieren Norbert Röttgen - und nur 15 Prozent stimmen für Armin Laschet. Tendenz also fallend.
Was dazu führt, dass sich 15 Prozent der CDU-Anhänger einen anderen Kandidaten als Parteivorsitzenden wünschen. Das Ziel ist beschrieben, der Weg beschwerlich. Laschet weiß das, natürlich. Er klingt ein wenig wie weiland Kurt Beck, der hoch geachtete Ministerpräsident aus Mainz, der ein glückloser SPD-Vorsitzender wurde: Ich bin, wie ich bin.
Man muss mich nehmen, wie ich bin. Ändern werde ich mich nicht. Und Laschet ist noch nicht einmal CDU-Bundesvorsitzender. Aber er kann es vielleicht paradoxerweise immer noch werden - eben weil die Delegierten eines Parteitags entscheiden und nicht alle Parteimitglieder oder gar alle Wähler.
Wichtige Gemeinsamkeit mit Angela Merkel
Und die Delegierten kennen seine Gegenkandidaten, sie kennen ihre Schwächen, wissen um deren ja auch dokumentierte Selbstbezogenheit. Für die ist Laschet anders. Wie er ist? Er schafft es immerhin, dass Jens Spahn, der ungenannte „andere Kandidat“, nicht nur sein Tandempartner für die Führung wurde, sondern treu bleibt.
Zumindest bis heute und hierher auf diesem Weg. Warum Laschet also noch nicht ganz abzuschreiben ist? Es gibt viele Unterschiede zu Angela Merkel, der noch amtierenden Bundeskanzlerin, diesen nicht: Beide wurden in ihrem Machtstreben immer unterschätzt.
Auch Merkel war anfangs nicht gerade unumstritten. Auch sie wurde in ihren Ämtern beliebt. Auch sie ist leiser, zurückhaltender. Und dann war sie 18 Jahre Bundesvorsitzender und ist 15 Jahre Bundeskanzlerin. Jetzt muss Armin Laschet erst einmal Bundesvorsitzender werden. Der hat dann alle Chancen auf die Kanzlerschaft. Schwer genug, das Zwischenziel zu erreichen. Aber wer hat gesagt, dass es ein leichter Weg ist? Angela Merkel bestimmt nicht.