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Auf den Masken von Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet war am unteren Rand das Logo einer Versandapotheke zu sehen.
© Michael Kappeler/AFP

Sponsorenwerbung auf der Maske: Junge Union machte Merz, Laschet und Röttgen zu Werbeträgern

Als die Bewerber um den CDU-Vorsitz sich der Jungen Union vorstellten, trugen sie eine Maske mit dem Logo einer Online-Apotheke.

Die Kandidaten, die um den Vorsitz der CDU konkurrieren, traten zumindest optisch einheitlich auf. Als sich Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen im Oktober bei der Jungen Union vorstellten, trugen sie einen dunkelblauen Mund-Nase-Schutz mit dem Logo der Jugendorganisation von CDU und CSU.

Doch wie so oft fängt der Ärger mit dem Kleingedruckten an. Denn am unteren Rand war auf den Masken auch das Logo einer niederländischen Versandapotheke zu lesen, der Schriftzug prangte auf der rechten Wange der Männer, von denen einer Kanzler werden könnte.

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DocMorris war offenbar einer von mehreren Sponsoren der von der JU als „Pitch“ beworbenen Veranstaltung. Doch auf den Masken der Kandidaten durfte ausschließlich DocMorris Werbung machen. Noch dazu ein Unternehmen, das den Apotheken in Deutschlands Innenstädten seit Jahren das Leben schwermacht. Entsprechend verärgert reagierten Apotheker auf die Aktion der JU, wie die „Pharmazeutische Zeitung“ berichtet.

„Als Jugendorganisation arbeiten wir bereits seit vielen Jahren bei unseren Veranstaltungen mit Unterstützern aus der Wirtschaft zusammen“, sagt die JU-Bundesgeschäftsführerin Antonia Haufler. Dazu zähle neben DocMorris auch der Apothekerverband. Über die Einnahmen aus dem Sponsoring und die Vertragsgestaltung will die JU keine Auskunft geben, Nachfragen dazu blieben unbeantwortet. Unklar ist deshalb, ob vertraglich vereinbart war, dass Merz, Laschet und Röttgen sich mit den Masken fotografieren lassen.

Expertin sieht in der Aktion eine „Grenzüberschreitung“

Annette Sawatzki von der Organisation Lobbycontrol hält das für sehr wahrscheinlich. „In Sponsorenverträgen geht es genau darum, wo und wie der Sponsor auf der Veranstaltung platziert wird.“ Die Aktion der Jungen Union sei eine „Grenzüberschreitung“, kritisiert die Lobbyismus-Expertin. „Dass Politiker an ihrem Körper Werbung für eine private Firma machen, gab es bisher noch nicht.“

Anders als eine Parteispende muss Sponsoring nicht in den Rechenschaftsberichten der Parteien offengelegt werden. Diese Intransparenz müsse beendet werden, fordert Sawatzki.

Doch wie kommt es überhaupt, dass sich eine Versandapotheke mit Sitz in den Niederlanden bei einer deutschen Parteiveranstaltung derart prominent präsentieren kann? Dies könnte damit zu tun haben, dass das Unternehmen über einen direkten Draht zur JU verfügt: Der ehemalige stellvertretende JU-Chef Benedict Pöttering leitet seit wenigen Monaten den Bereich Public Affairs bei der Schweizer Unternehmensgruppe Zur Rose, zu der auch DocMorris gehört.

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