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Alexis Tsipras in einer Fernsehansprache.
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Update

Liveticker zur Bankenkrise in Griechenland: Wie lange hält Alexis Tsipras durch?

Die Griechenland-Krise spitzt sich nochmals zu. Die am Dienstag fällige Rate an den IWF will Athen nicht zahlen. Und Premier Alexis Tsipras droht indirekt mit seinem Rückzug. Die Ereignisse im Liveticker.

Ist Griechenland bald zahlungsunfähig? Droht nun wirklich der Grexit? Zu Beginn der Woche kündigte Griechenland an, die im Juni fällige Rate an den IWF nicht zu zahlen. Doch an diesem Dienstag läuft das Hilfsprogramm aus, mit dem das Land 15,5 Milliarden Euro bekommen hätte, wenn die Syriza-Regierung nicht die Verhandlungen abgebrochen und ein Referendum ausgerufen hätte. Premier Alexis Tsipras drohte bereits mit einem Rücktritt, sollten die Griechen dann für die Vorschläge der Geldgeber stimmen. Derweil haben sich der Dax und andere Börsen nach Kursverlusten am Montagmorgen wieder erholt, während die Lage für die griechische Bevölkerung zunehmend bedrohlicher wird.

Die Ereignisse vom Sonntag können Sie hier nachlesen. Was am Montag passiert ist, lesen Sie hier in chronologischer Folge:

22: 20 - Tsipras macht seine politische Zukunft von Referendum abhängig

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras verbindet seine politische Zukunft mit dem Ausgang der Volksabstimmung über den Spar- und Reformkurs. Wenn bei dem Referendum über die Forderungen der internationalen Geldgeber am Sonntag ein „Ja“ herauskomme, „bin ich nicht für alle Zeiten Ministerpräsident“, sagte Tsipras am Montagabend in Athen in einem Interview des staatlichen Fernsehens. Details über das weitere Vorgehen nach der Abstimmung nannte er allerdings nicht. Er sagte lediglich: „Ziel der Volksabstimmung ist die Fortsetzung der Verhandlungen.“ Europas Spitzenpolitiker hatten an die Griechen zuvor appelliert, mit „Ja“ zu stimmen. „Ein „Nein“ würde ein Nein zu Europa heißen“, sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker in Brüssel. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte, man werde sich weiteren Verhandlungen nicht verschließen, wenn Athen nach der Volksabstimmung darum bitten sollte: „Wenn jemand mit uns sprechen möchte, sind wir jederzeit bereit zu sprechen.“

21:05 Uhr - Kreditwürdigkeit herabgestuft

Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands nach der Ankündigung eines Referendums weiter herabgestuft. Die US-Agentur senkte die Bonität des Landes am Montag von CCC auf CCC-, was einer Stufe vor dem kompletten Zahlungsausfall entspricht. Zur Begründung erklärte Standard & Poor's, sie werte die Volksabstimmung als "weiteren Hinweis", dass die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras der Innenpolitik Priorität vor der finanziellen und wirtschaftlichen Stabilität Griechenlands, sowie vor Schuldzahlungen und der Mitgliedschaft in der Eurozone geben werde.

20:35 Uhr - Schäuble bestätigt, dass Griechenland nicht zahlt

Auch nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wird Griechenland die im Juni fällige Rate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zahlen. Griechenland habe angekündigt, die Zahlung nicht zu leisten, damit entfalle jede künftige Zahlung durch den IWF, sagte er im ARD-„Brennpunkt“. Der IWF hatte Athen bereits zugestanden, eigentlich früher fällige Beträge gebündelt am Ende des Monats zurückzuzahlen. Einen weiteren Aufschub hatte IWF-Chefin Christine Lagarde allerdings ausgeschlossen. Sollte das Geld nicht eingehen, wäre Griechenland das erste entwickelte Land, das seine IWF-Schulden nicht pünktlich zahlt.

20:01 Uhr - Schäuble hält die Folgen für beherrschbar, wenn das Hilfsprogramm am Dienstag ausläuft: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält die Folgen für beherrschbar, wenn das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland in der Nacht zum Mittwoch ausläuft. Das werde ohne eine „dramatische, unkontrollierbare Zuspitzung“ ablaufen, sagte Schäuble am Montag laut Teilnehmern in einer Sondersitzung der Unionsfraktion. Er sehe keine Gefahr für eine Ansteckung anderer Euro-Länder. Hätten die Geldgeber den Wünschen der griechischen Regierung einfach nachgegeben, hätte die Eurozone „jede Substanz“ verloren. „Europa muss gelassen, klar und entschlossen bleiben“, sagte Schäuble. 

Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble hält es für beherrschbar, wenn das Hilfsprogramm für Griechenland am Dienstag ausläuft.
Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble hält es für beherrschbar, wenn das Hilfsprogramm für Griechenland am Dienstag ausläuft.
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19:02 Uhr - Alle Blicke richten sich auf IWF-Chefin Christine Lagarde: Nach der Ankündigung Griechenlands, die am Dienstag fällige Rate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zu zahlen, richten sich die Blicke auf IWF-Chefin Christine Lagarde. Sie hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, sie werde bei Nichtzahlung der Rate die Zahlungsunfähigkeit des Landes sofort erklären und nicht hinauszögern, wie das möglich wäre. Unklar ist, ob das Teil einer Verhandlungsstrategie war, oder eine tatsächlich bereits fest getroffene Entscheidung für den Fall, dass Griechenland nicht zahlt.

Der letzte Zeitpunkt für die Zahlung wäre Dienstag 23 Uhr Washingtoner Zeit, also Mittwoch, 6 Uhr MESZ. Der IWF hat seinen Sitz in Washington.

Griechenland wäre das erste Industrieland, das bei dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Zahlungsrückstand gerät. Andere Länder, die in Rückstand gerieten, waren unter anderen Zimbabwe und Somalia, mit denen Griechenland in einer Reihe stehen würde.

Die Frage ist, ob Griechenland die Rate wirklich nicht zahlt. Griechenland hat in der Vergangenheit wiederholt Ankündigungen gemacht und Drohungen ausgestoßen, von denen wenig später keine Rede mehr war. Andererseits weiß auch niemand, woher Griechenland das Geld nehmen könnte, nachdem alle öffentlichen Institutionen ihre Reserven und Geldbestände abgeben mussten. Unklar ist auch, ob Griechenland den Trick wiederholen könnte, den das Land schon bei der vergangenen IWF-Rate angewendet hat. Damals machte Athen Gebrauch von einer Sonderregelung, mit der Länder in Not kurzfristig Kredite beim IWF abrufen können. Damals hatte Griechenland einen Teil der Rate mit einem solchen IWF-Kredit bedient.

Alle Blicke richten sich auf Christine Lagarde. Die IWF-Chefin muss am Mittwoch entscheiden, ob sofort die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands erklärt wird, oder erst später.
Alle Blicke richten sich auf Christine Lagarde. Die IWF-Chefin muss am Mittwoch entscheiden, ob sofort die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands erklärt wird, oder erst später.
© dpa

Eine Zahlung der Rate wäre eine letzte Chance für Griechenland, der Gegenseite zu zeigen, dass die Syriza-Regierung doch noch guten Willen hat. Andererseits haben die Gläubigerstaaten deutlich gemacht, dass ihre Geduld zu Ende ist und sie kein Hin und Her mehr mitmachen.

18:24 Uhr - Griechenland will IWF-Rate am Dienstag nicht zahlen: Griechenland wird nach Angaben eines Regierungsvertreters die am Dienstag fällige IWF-Kreditrate von 1,6 Milliarden Euro nicht zahlen, berichtet die Agentur Reuters. Dies habe der Regierungsvertreter am Montagabend gesagt. Damit könnte Griechenland vom IWF ab Mittwoch für zahlungsunfähig erklärt werden. Es gibt aber die Möglichkeit, dass der IWF die Erklärung der Zahlungsunfähigkeit einen Monat hinauszögert.

18:12 Uhr - Argentinien erklärt Solidarität mit Griechenland und warnt vor "Geierfonds": Das Schuldenland Argentinien hat Griechenland seine Solidarität erklärt. "Argentinien hat das bereits selbst mitgemacht", erklärte Regierungschef Anibal Fernández am Montag. Die Investoren warteten nur darauf, Griechenland "auszuplündern", wie sie es auch anderswo getan hätten. Er sehe bereits "die Schatten der Geierfonds" über Griechenland, warnte der Ministerpräsident. Die Krise in Griechenland sei mitbedingt durch die Sparmaßnahmen, die Athen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) auferlegt wurden. Argentiniens Regierung kämpft bis heute mit den Spätwirkungen der Staatsschuldenkrise von 2001. Das Land war um die Jahrtausendwende in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und hatte schließlich einen öffentlichen Notstand ausgerufen. Damals waren Schulden in einer Größenordnung von 100 Milliarden Dollar aufgelaufen. Der Großteil der Schuldenlast wurde anschließend durch Umschuldungsvereinbarungen mit den Gläubigern abgetragen. Die Fonds, die in dieses Verfahren nicht einwilligten, werden in Argentinien häufig als "Geierfonds" bezeichnet.

16:35 Uhr - Dax und andere Börsen weniger belastet als befürchtet: Nach einem Kursverlust von über vier Prozent zum Handelsbeginn hat sich der Deutsche Aktienindex (Dax) am Montag im Laufe des Tages etwas erholt. Gegen 16.30 Uhr notierte der deutsche Leitindex an der Börse in Frankfurt am Main mit rund 2,9 Prozent im Minus. Die jüngsten Entwicklungen in Griechenland setzten dem Dax damit am Montag nicht so schwer zu, wie von einigen Analysten zunächst befürchtet.
Auch andere europäische Indizes wie der französische Leitindex CAC 40 oder der spanische Leitindex Ibex 35 verloren zum Handelsstart deutlich über vier Prozent und erholten sich wieder. Der amerikanische Leitindex Dow Jones startete mit einem leichten Minus von 0,7 Prozent in den Handel. Der Euro verlor am Montag dagegen in der Spitze nur rund einen Cent gegenüber dem Kurs von Freitag und lag am Nachmittag wieder bei 1,11 Dollar.

15:59 Uhr - Geduld der EZB geht auch zu Ende: Mehrere Insider sagen der Nachrichtenagentur Reuters, dass die EZB am Sonntag eine griechische Bitte nach einer Aufstockung der Notkredite für die Banken um sechs Milliarden Euro abgelehnt hat.

15:45 Uhr - Gabriel sieht Referendum als wegweisend für Verbleib Griechenlands im Euro: Die geplante Volksabstimmung in Griechenland wird nach den Worten von Vizekanzler Sigmar Gabriel letztlich über den Verbleib des Landes im Euro entscheiden. Es gehe letztlich um die Frage "Ja oder nein zur Eurozone", sagte der Wirtschaftsminister am Montag nach Gesprächen mit den Partei- und Fraktionschefs im Kanzleramt. Er betonte aber, der Euro insgesamt werde nicht am Referendum scheitern. Er würde jedoch scheitern, wenn die Verbindlichkeiten wie von Athen gefordert weiter reduziert würden. Mit verstärkten Anforderungen werde der Euro dagegen eine "starke und sichere Währung" bleiben.
Der SPD-Chef kritisierte erneut das Nein der Griechen zum Angebot der Gläubiger-Institutionen. Dieses habe einen Ausweg aus der Krise aufgezeigt und zudem Rücksicht auf soziale Härten genommen. Deutschland und Europa könnten nicht auf Dauer "bedingungslose Finanzhilfen" an Griechenland leisten.

Pressekonferenz im Kanzleramt nach dem Krisengespräch: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
Pressekonferenz im Kanzleramt nach dem Krisengespräch: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
© Odd Andersen/AFP

15:15 Uhr - Merkel sieht entscheidende Herausforderung für Wirtschafts- und Währungsunion: Nach einer Beratung im Kanzleramt sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Nachmittag auf einer Pressekonferenz, die Wirtschafts- und Währungsunion stehe vor einer "entscheidenden Herausforderung". Finanzminister Wolfgang Schäuble habe in der Runde betont, es habe ein "außerordentlich großzügiges Verhandlungsangebot" an Griechenland gegeben, aber Athen habe dennoch ein Referendum angekündigt. Merkel sagte, Europa könne heute "robuster" reagieren, als es noch vor Jahren der Fall gewesen sei. Nach Auslaufen des Hilfsprogramms gebe es keinerlei Programm mehr. Wenn das griechische Referendum jedoch auf einen Verbleib in der Eurozone hinauslaufe, sei man zu weiteren Verhandlungen bereit.

Es sei das "legitime Recht" der griechischen Regierung, ein Referendum anzusetzen, betonte Merkel. Aber es sei genauso gut das Recht der anderen 18 Länder der Euro-Zone, das Programm nicht zu verlängern, sondern auslaufen zu lassen. Die gemeinsame Währung stehe für das Vertrauen, das die 19 Euro-Länder zueinander hätten.

Die Kanzlerin sagte, einer der Grundsätze im Euroraum habe geheißen, dass Eigenverantwortung und Solidarität zwei Seiten ein und derselben Medaille seien. Man müsse immer Kompromisse suchen. Das großzügige Angebot der EU sei "unser Beitrag zum Kompromiss" gewesen. "Wenn diese Prinzipien nicht mehr eingehalten werden, dann scheitert der Euro, und das wollen wir nicht." Merkel kündigte für Mittwoch eine umfassende Debatte darüber im Bundestag an.

14:50 Uhr - Tsipras bittet um Verlängerung des Hilfsprogramms: Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras bemüht sich bei der EU um eine kurzfristige Verlängerung des Hilfsprogramms. Der Ministerpräsident habe dazu am Montag EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker um Unterstützung gebeten, sagte ein Regierungsvertreter aus Athen. Es gehe um "ein paar Tage" Aufschub, um die Liquidität des griechischen Bankensystems im Vorfeld des geplanten Referendums über die Reformvorschläge der internationalen Gläubiger wiederherzustellen. Tsipras habe außerdem mit dem Chef des Europaparlaments, Martin Schulz, gesprochen und um Unterstützung des Parlaments gebeten.

13:53 Uhr - Können die Griechen in Berlin am Referendum teilnehmen? Für die 12.500 offiziell in Berlin gemeldeten Griechen wird es keine Möglichkeit geben, hier am Referendum teilzunehmen. Im Ausland zu wählen, sei in der griechischen Verfassung nicht vorgesehen, sagte Anastasia Pliagou von der Griechischen Botschaft in Berlin. Auf die Frage, wie man den Griechen derzeit helfen könne, riet sie davon ab, Geld oder Lebensmittel nach Griechenland zu schicken. "Es geht nicht um Geld. Wir müssen jetzt alle zusammenstehen und dürfen nicht die extremen Stimmen obsiegen lassen."

13:35 Uhr - Kostenloser Nahverkehr in Athen: Angesichts von Bargeld-Engpässen in Griechenland soll der Nahverkehr im Großraum Athen die gesamte Woche über kostenlos sein. Busse und U-Bahnen sollten spätestens ab Dienstag in der gesamten Region bis 7. Juli ohne Tickets genutzt werden dürfen, sagte der stellvertretende Verkehrsminister Christos Spirtzis am Montag dem Fernsehsender Mega. Der Großraum Athen ist mit etwa vier Millionen Menschen das größte Ballungszentrum des Landes. Unter anderem gehört auch der größte Hafen des Landes - Piräus - dazu.

Die Reaktionen der Euro-Partner

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fühlt sich von Griechenland betrogen.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fühlt sich von Griechenland betrogen.
© REUTERS

13:20 Uhr - Jean-Claude Juncker ist sauer: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker äußert scharfe Kritik an der Regierung in Athen. Deren Vorschläge seien oft zu spät oder heillos ungelenk gewesen, sagt er in Brüssel. Er fühle sich nach all seinen Versuchen, eine Lösung zu finden, "verraten", sagte Juncker am Montag vor Journalisten in Brüssel. Die Verhandlungen seien "einseitig" durch die griechische Regierung abgebrochen worden. "Wir haben wirklich Berge versetzt bis zur letzten Minute, als die griechische Regierung die Tür geschlossen hat."

"Ich bin zutiefst bekümmert über das Spektakel, das Europa am vergangenen Samstag geliefert hat", sagte Juncker. "Es passt nicht zu Griechenland, eine Demokratie gegen 18 (andere) auszuspielen". Das Angebot der Gläubiger an Athen sei "fair" gewesen und kein "dummes Sparpaket", sagte Juncker. Es habe "weder Lohn- noch Rentenkürzungen" enthalten, sondern sei darauf ausgerichtet gewesen, "mehr soziale Fairness zu schaffen".

12:52 Uhr - Angela Merkel wiederholt sich: Solidarität und Eigenverantwortung seien im Miteinander der Euro-Länder "zwei Seiten einer Medaille", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag bei einem Festakt zum 70-jährigen Bestehen der CDU in Berlin. "In diesem Spannungsfeld müssen wir bei jeder Herausforderung Kompromisse finden. Wenn diese Fähigkeit zum Finden von Kompromissen verloren geht, ist auch Europa verloren." Merkel wiederholte in der Ansprache ihren Satz: "Scheitert der Euro, scheitert Europa." Die Gemeinschaftswährung sei "mehr als eine Währung", sagte sie. "Er gründet sich auf gemeinschaftlichem Vertrauen."

Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande sieht nur noch wenige Stunden für eine Einigung mit Griechenland.
Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande sieht nur noch wenige Stunden für eine Einigung mit Griechenland.
© REUTERS

12:45 Uhr - Reiseveranstalter sehen derzeit keine Stornierungswelle: Einbußen im Tourismus muss Griechenland noch nicht fürchten - zumindest nicht von deutscher Seite. Laut DER Touristik in Köln hätten sich lediglich einzelne Urlauber über Zahlungsmöglichkeiten in ihrer Ferienregion erkundigt. „Von der Wirtschaftskrise merken Sie auf Kreta und Rhodos wenig“, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Auch bei Tui Deutschland gab es am Montag kein Plus bei Umbuchungen oder Stornierungen: „Wir spüren dieses Phänomen nicht“, sagte Vertriebschef Ralf Horter am Montag bei der Vorstellung der Winterkataloge in Chania auf Kreta.

Ähnlich äußerte sich Thomas Cook/Neckermann. Auch dort verzeichnet man nach Angaben einer Sprecherin keine Stornierungen, lediglich Anfragen zum Bargeldzugang. Mit dem Buchungsstand zeigte sich der Veranstalter aus Oberursel zufrieden. Griechenland sei im Sommer 2015 stark nachgefragt, insgesamt das viertbeliebteste Reiseziel. Bei Tui Deutschland liegt Griechenland in diesem Sommer bei einem Buchungsplus von einem Prozent - nachdem bereits 2014 ein Rekordjahr war. Der Deutsche Reiseverband (DRV) sagte: „Wir sehen im Moment keine großen Veränderungen beim Griechenlandurlaub“.

Gibt es noch frisches Geld oder nicht? Schwere Zeiten in Griechenland.
Gibt es noch frisches Geld oder nicht? Schwere Zeiten in Griechenland.
© dpa

12:18 Uhr - Milchvorräte aufgestockt: Die niederländische Landliebe-Mutter FrieslandCampino stockt in Erwartung von Hamsterkäufen ihre Vorräte in Griechenland auf. Die Bestände von Kondensmilch und Babynahrung seien erhöht worden, teilt ein Sprecher des Molkereikonzerns mit.

12:05 Uhr - Kanzlerin weiterhin gesprächsbereit: Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich nach dem Scheitern der Schuldengespräche für weitere Verhandlungen mit der griechischen Regierung offen. "Selbstverständlich steht sie auch weiterhin für Gespräche mit Ministerpräsident Tsipras zur Verfügung, wenn er das denn möchte", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Die Kanzlerin habe am Wochenende im engen Kontakt mit zahlreichen internationalen Partnern sowie Mitgliedern der Bundesregierung und der Koalition gestanden. Der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Martin Jäger, sagte, die Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland böten für die Bundesbürger keinen Anlass zur Beunruhigung. "Das wird für den deutschen Bürger und Sparer keine Auswirkungen haben." Im Falle von derlei Kontrollen in Zypern habe es auch keine entsprechenden Effekte gegeben. Auch sorge sich Minister Wolfgang Schäuble wegen der Griechenlandkrise nicht um die "schwarze Null" im Bundeshaushalt.

11:40 Uhr - Grüne fordern Sondersitzung des Bundestags: Die Grünen haben angesichts der dramatischen Zuspitzung der Griechenland-Krise eine Sondersitzung des Bundestages an diesem Dienstag beantragt. Nach den Entscheidungen der Euro-Gruppe sei es „notwendig und geboten, Entscheidungen von dieser Tragweite im Deutschen Bundestag zu diskutieren“, heißt es in dem am Montag in Berlin bekanntgewordenen Antrag der Grünen-Fraktion.

Der Dax startet mit deutlichen Verlusten in die Handelswoche - ausschlaggebend dabei die Krise in Griechenland.
Der Dax startet mit deutlichen Verlusten in die Handelswoche - ausschlaggebend dabei die Krise in Griechenland.
© dapd

11:25 Uhr - Frankreich gesprächsbereit: Der französische Präsident Francois Hollande sieht nur noch wenig Zeit für eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland. "Es bleiben nur noch wenige Stunden, bevor die Verhandlungen definitiv beendet werden - besonders für die Verlängerung des griechischen Hilfsprogramms", sagte Hollande am Montag nach einem Krisentreffen seines Kabinetts. Griechenland bleiben weniger als 48 Stunden Zeit, um 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zurückzuzahlen, sonst droht eine Staatspleite, die in einem Euro-Abschied münden kann.

"Frankreich ist immer erreichbar, um den Dialog heute oder morgen fortzusetzen", sagte Hollande. "Heute ist eine Einigung noch möglich, morgen wird das vom Votum der Griechen im Referendum abhängen." Seiner Meinung nach gehöre Griechenland zur Euro-Zone, doch müsse das Land selbst entscheiden.

11:01 Uhr - Lieber "Brennpunkt" als "Polizeiruf": Die Griechenland-Krise ist den meisten Deutschen wohl Krimi genug. Denn der ARD-„Brennpunkt“ zur Griechenland-Krise ist am Sonntag der größte Quotenhit gewesen. 8,38 Millionen Zuschauer schalteten ab 20.15 Uhr die Sondersendung ein. Das entspricht einem Marktanteil von 29,1 Prozent. Danach blieben beim Münchener „Polizeiruf 110“ mit Matthias Brandt und Barbara Auer 7,89 Millionen (25,7 Prozent) dran.

10:48 Uhr - Gescheitert ist auch die Strategie der Bundesregierung: Es ist leicht, alle Schuld Alexis Tsipras zu geben. Merkel und Co. aber betreiben schon seit fünf Jahren in Griechenland Politik. Gescheitert ist vor allem deren Strategie, schreibt Fabian Leber in seinem Kommentar, den Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier lesen können.

Asines Börsen reagieren auf die Krise in Griechenland
Asines Börsen reagieren auf die Krise in Griechenland
© Reuters/Thomas Peter

10:44 Uhr - EU-Kommissar Oettinger rechnet mit Grexit: EU-Kommissar Günther Oettinger bezweifelt, dass Griechenland angesichts der dramatischen Zuspitzung der Finanzkrise Mitglied der Eurozone bleiben kann. „Wir wollen alles tun, um möglichst Schaden von der Bevölkerung Griechenlands abzuwenden“, sagte Oettinger am Montag vor einer Sitzung des CDU-Präsidiums in Berlin. „Wir wollen, wenn es geht, Griechenland in der Eurozone halten. Ob das gelingt, ist mehr als fraglich.“ Die Bundesregierung werde als starker Träger der Eurozone, der Europäischen Zentralbank und der Rettungsschirme EFSF und ESM „alles tun, um weiteren Folgeschaden für weitere Eurozonenländer und die europäische Wirtschaft abzuwenden“, fügte der deutsche Kommissar hinzu.
10:24 Uhr - Cameron hält Grexit für möglich: Der britische Premierminister David Cameron hält einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone bei einem "Nein" bei der Volksabstimmung für schwierig. Aber dies müssten die griechischen Bürger entscheiden, sagt Cameron.

10:05 Uhr - "Dass das was kostet, ist vollkommen klar": Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone würde nach Einschätzung des stellvertretenden SPD-Fraktionschefs Carsten Schneider Deutschland teuer zu stehen kommen. "Dass das was kostet, ist vollkommen klar", sagte Schneider am Montag der ARD mit Blick auf die nach Expertenschätzung gut 80 Milliarden Euro Forderungen an Griechenland, für die Deutschland in der Haftung steht. "Ganz weg ist es nicht", sagte Schneider zu dieser Summe. Aber er sei sicher, dass Griechenland diese Gesamtsumme nicht zurückzahlen können werde, wenn das Land den Währungsraum verlassen sollte.

Auf die Frage, wie diese deutschen Haftungen finanziert werden sollten, sagte Schneider: "Ich meine, das müssten dann auch gerade diejenigen, die die stärkeren Schultern haben, auch bezahlen". Dass die griechischen Banken nach dem angekündigten Referendum am kommenden Sonntag wieder öffnen können, rechnet Schneider nicht. "Davon würde ich nicht ausgehen", sagte er. Im Übrigen werde die griechische Regierung weiterhin mit Vertrauensproblemen ihrer Gläubiger zu tun haben. "Wenn das Volk dem Euro zustimmen würde, müsste die griechische Regierung zurücktreten", sagte er. Denn ein solches Votum könnte sie nicht umsetzen, weil das ihren eigenen Vorstellungen letztlich widerspreche. Die finanziellen Rettungsbemühungen für Griechenland waren Ende der vergangenen Woche gescheitert.

Griechische Sparer stehen Schlange an Geldautomaten in Athen.
Griechische Sparer stehen Schlange an Geldautomaten in Athen.
© dpa/EPA/Simela Pantzartzi

09:45 Uhr - Umfragen in Griechenland zuletzt Pro Euro: Die grundsätzliche Frage ist, ob das von Regierungschef Alexis Tsipras angestrebte Referendum überhaupt irgendeinen faktischen Wert hat. Denn es wird eigentlich über etwas abgestimmt, dass es ab Dienstagabend gar nicht mehr gibt. Aber neben harten Fakten, geht es auch um eine Stimmungslage und die ist ausweichlich einer Umfrage in Griechenland vom Samstag Pro Euro. Laut der Erhebung der Zeitung „Protothema“ sprachen sich nur 29 Prozent für ein Nein gegen die Vorgaben der Geldgeber aus, 57 Prozent forderten ein griechisches Nachgeben. Allerdings wurden die Umfragen vor dem Scheitern der Gespräche in Brüssel gemacht.

In Deutschland ist letztlich die Stimmungslage ähnlich. Auch hier fordert eine Mehrheit Zugeständnisse der Griechen - oder anders ausgedrückt: eine harte Haltung der EU. Laut einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen von Anfang Juni sind nur knapp ein Viertel der Bundesbürger (24 Prozent) für weitere Zugeständnisse der EU an Griechenland. 70 Prozent finden, dass die EU nicht weiter nachgeben soll.

09:24 Uhr - Börse in Athen geschlossen: Nicht nur die Banken sollen geschlossen bleiben in Griechenland, in Athen wird auch die Börse bis 7. Juli nicht öffnen.

09:20 Uhr - China bietet Hilfe an: Chinas Regierung bietet Europa Hilfe bei der Lösung der Griechenland-Krise an. Europa könne auf Unterstützung bei den "Herausforderungen der internationalen Finanzkrise und dem Schuldenproblem in Griechenland" rechnen, sagte Ministerpräsident Li Keqiang in einem am Montag veröffentlichten Interview mit acht europäischen Zeitungen, darunter auch dem "Handelsblatt". Konkret äußerte sich Li nicht, sagte aber: "Ich habe mehr als einmal betont, dass China ein florierendes Europa sehen will, eine vereinte Europäische Union und einen starken Euro, weil das im Interesse Chinas ist." Die Zusammenarbeit zwischen China und der EU solle vertieft werden.
Die chinesische Wirtschaft sieht Li bei ihrem Umbau auf gutem Kurs. "Insgesamt bewegt sich die Wirtschaft in einem angemessenen Rahmen." Die Regierung in Peking sei zuversichtlich, dass die Wirtschaft unter bestimmten Umständen ihr langfristiges Wachstum halten könne. Dazu gehörten Strukturreformen, eine moderne Verwaltung und eine Öffnung des Landes. "Wir werden keine starken stimulierenden Schritte durchsetzen." Treibende Kraft für die Konjunktur werde die inländische Nachfrage sein.
09:00 Uhr - DAX verliert deutlich: Das Scheitern der Gespräche zur Lösung der griechischen Schuldenkrise verschreckt deutsche Aktienanleger. Ihre Furcht vor einer bevorstehenden Pleite Griechenlands drückt den Dax am Montag zur Eröffnung 3,7 Prozent ins Minus auf 11.070 Punkte. Weltweit sind die Börsen mit deutlichen Verlusten gestartet.

07.30 Uhr - In der griechischen Schuldenkrise hat die Linkspartei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Mitschuld an der derzeitigen dramatischen Lage zugewiesen: Sollte Griechenland aus der Eurozone ausscheiden, werde Merkel "als die Kanzlerin in die Geschichtsbücher eingehen, unter der womöglich der Anfang vom Ende der Eurozone begonnen hat", sagte Parteichefin Katja Kipping am Montag im ARD-"Morgenmagazin". Sie wolle beim Treffen der Partei- und Fraktionschef mit der Kanzlerin am Nachmittag "die Möglichkeit nutzen, noch einmal deutlich zu machen, was das geopolitisch bedeutet für die Währung".
Wegen der Zuspitzung der Griechenlandkrise erwartet Merkel die Partei- und Fraktionsvorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien um 13.30 Uhr im Kanzleramt. Im Anschluss soll die Presse informiert werden. Außerdem treffen sich am späten Nachmittag die Abgeordneten der Fraktionen von Union, SPD und Grünen zu Sondersitzungen, um ebenfalls über die Griechenlandkrise zu beraten.

06.00 Uhr - Nach der Zuspitzung der Krise in Griechenland sind die Märkte in Asien und der Pazifikregion mit Verlusten in die neue Woche gestartet: Japan, Singapur und Sydney öffneten am Montag mit deutlichem Minus.
In Japan verlor der Nikkei-Index für 225 führende Werte zur Handelsmitte 368,81 Punkte oder 1,78 Prozent auf den Zwischenstand von 20 337,34 Zählern. Zu Handelsbeginn hatte er zeitweise 2,14 Prozent nachgegeben. Der breit gefasste Topix fiel bis zur Handelsmitte um 28,41 Punkte oder 1,7 Prozent auf 1638,62 Punkte. Exportwerten machte der steigende Yen-Kurs zu schaffen.
In Sydney sackte der S&P/ASX 200-Index ebenfalls zeitweise um zwei Prozent ab. Das entsprach einem Verlust von rund 35 Milliarden australischen Dollar im australischen Aktienmarkt (gut 24 Mrd Euro).
Im Stadtstaat Singapur büßte der Straits Times-Index mehr als ein Prozent ein. Der Aktienmarkt lag am Vormittag bei rund 3280 Punkten. Er war schon vergangene Woche wegen Griechenland unter Druck.

05.45 Uhr - Die griechische Regierung hat bestätigt, die Banken des Landes bis zum 6. Juli geschlossen zu halten: Geldautomaten könnten am heutigen Montag bis zum späten Nachmittag nicht genutzt werden, sagte ein Regierungsvertreter nach einer Kabinettssitzung, auf der die Notfall-Maßnahmen abgesegnet wurden. Kunden könnten danach 60 Euro pro Tag abheben. Onlineüberweisungen innerhalb Griechenlands seien weiterhin erlaubt, nicht aber ins Ausland.

Mit den Maßnahmen soll verhindert werden, dass die Banken zusammenbrechen, weil angesichts der drohenden Staatspleite zu viele Kunden gleichzeitig ihre Konten räumen. Ausländer können in Griechenland auch höhere Beträge abheben.

Griechenland steckt in einer tiefen Krise und muss fürchten, dass das Land aus dem Euro ausgeschlossen wird.
Griechenland steckt in einer tiefen Krise und muss fürchten, dass das Land aus dem Euro ausgeschlossen wird.
© dpa

Dass die Banken in Griechenland vorerst geschlossen bleiben, hatte Tsipras am Sonntagabend in einer Fernsehansprache angekündigt, die Dauer der Maßnahme dabei jedoch zunächst nicht mitgeteilt. Der linksgerichtete Regierungschef betonte, die Ersparnisse, Löhne und Renten der Bürger seien "absolut garantiert". Er rief die Bevölkerung zur "Ruhe und Entschlossenheit" auf. (mit Agenturen)

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