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Nach der Abschlusspressekonferenz flog Joe Biden zurück in den amerikanischen Alltag. Und in die Innenpolitik nach acht Tagen Weltpolitik.
© AFP

Biden-Festspiele als „Feel good“-Moment: Wendepunkt der Weltpolitik oder flüchtige Episode?

Was folgt geostrategisch aus der Gipfelwoche? Vertrauen ist schnell zerstört. Es zu erneuern, braucht Zeit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Acht Tage Biden in Europa flogen vorbei wie Festspiele. Sie lassen sich nur schwer trennen von der Achterbahnfahrt der Gefühle gegenüber den USA in den Jahren zuvor. Euphorie und Enttäuschung über Obama, Trump-Schock, Erleichterung nach Bidens Wahl. Ist der Westen wieder da als ein globaler Machtfaktor, oder wird die Gipfelwoche im Rückblick nicht mehr sein als ein flüchtiger „Feel good“-Moment, aus dem wenig folgt?

Das hängt davon ab, wie stark der Schock der Verwundbarkeit aus der Trump-Ära in Europa nachwirkt. Seit 2014 war die internationale Ordnung, auf die sich die Deutschen verlassen hatten, in Auflösung. Wladimir Putin annektierte die Krim und griff die Ostukraine an. China wählte einen neuen Präsidenten, der mit ungewohnter Härte nationale Interessen verfolgt, von Asien bis Europa.

2016 folgten der Brexit und Trump. In vielen EU-Staaten erstarkten die Nationalpopulisten. Regeln, der Eindruck verbreitete sich, kann man folgenlos brechen, Werte missachten. Bündnissysteme schützen nicht mehr. Das Recht des Stärkeren verdrängt die regelbasierte Ordnung. Deutschland und der EU fehlt jedoch die „Hard Power“.

Erleichterung kann beflügeln - oder bremsen

Das ist der Hintergrund, warum die Gipfelwoche mit Biden zunächst so befreiend wirkt. Wie die Verheißung einer Rückkehr in die alte Normalität, mit der auch der Wille der USA und Europas zur Kooperation aufersteht. Doch die Spannungen, die zur Entfremdung, zu Trump, zum Brexit geführt haben, sind nicht verschwunden und lösen sich auch nicht von selbst, nur weil mehr guter Wille da ist. Es ist harte Arbeit.

Das gilt auch für die wichtigste Ressource: Vertrauen. Zerstört ist es schnell. Es neu zu gewinnen, braucht Zeit.

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Die Erleichterung, dass die Idee des Bündnisses westlicher Demokratien noch nicht tot ist, ist wertvoll als Heilmittel gegen die Verunsicherung und das Misstrauen. Sie kann aber auch hinderlich sein, wenn sie das Gefühl verdrängt, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst beginnt.

Wie verringert Europa seine Verwundbarkeit?

Auf den Gipfeln wurde nichts Zählbares beschlossen. Biden und seine Kollegen kehren in ihren jeweiligen nationalen Alltag zurück. Die drängenden Probleme daheim werden ihnen wenig Zeit und Energie lassen, die geostrategische Wende voranzutreiben.

Doch diese Nacharbeit ist jetzt entscheidend. Wie sehen die Details der Strategie aus, wie der Westen gemeinsam Putin und China entgegentritt. Was sind die nächsten Schritte, wenn sie ihr Verhalten nicht ändern?

Und für Deutschland: Wo sind wir bereit, auf die USA und die EU-Partner mehr Rücksicht zu nehmen, um den Zusammenhalt zu stärken? Und was tut Europa, damit seine Verwundbarkeit nicht mehr so stark davon abhängt, wer im Weißen Haus regiert.

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