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US-Präsident Donald Trump.
© Jim Watson/AFP

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Bergfest im Weißen Haus, Absagen in Davos und ein letztes Wort zu Horst Seehofer als CSU-Chef. Antworten auf vier Fragen des Tages.

Bergfest im Weißen Haus! Hat WmdW die Korken knallen lassen?

Was gibt's zu feiern bei einem Präsidenten, dem jeglicher Respekt für die Würde des Amtes fehlt? Der immer wieder von „Raus aus der Nato“ brabbelt und um Putin buhlt. Der heute „hü“ und morgen „hott“ twittert. Der Narzissmus zur Staatskunst erhoben hat. Seine schlimmste Sünde: null Humor, geschweige denn Selbstironie. Dessen höchster Genuss die Rachsucht ist. Sein größtes Talent: die Beleidigung von Freund und Feind. Aber all das reicht nicht für ein Impeachment. Also: „Two more years!“, wenn nicht sechs.

Die Gästeliste des Weltwirtschaftsforums schrumpft: Trump, May und Macron haben abgesagt. Davos, da wo’s leer ist?

Früher hieß es: „Da wo’s langgeht.“ Da tauschten die Wissenschaftler neue Erkenntnisse aus, gab’s auch mal Krach auf der Bühne, z.B. Erdogan gegen Israels Präsidenten Peres. Heute gilt: Bloß niemanden verärgern, schon gar nicht die Großen des Big Business, die bis zu 534000 pro Jahr hinlegen müssen, von den ewig steigenden Hotelkosten ganz zu schweigen. Aber es lohnt sich. Ein Goldman-Boss: „Ich führe im Halbstundentakt 30 Gespräche mit Kunden, was mir zig zeitraubende Flüge rund um die Welt erspart.“ Die Action läuft auf den Privat-Partys ab, wo man offener miteinander reden, auch mal streiten kann. Und die Großpolitiker? Setzen ihre Botschaften lieber via Twitter in die Welt als in Davos.

Heiko Maas will den INF-Vertrag retten. Vergebliche Müh?

Den USA wirft man gern die „Arroganz der Macht“ vor, bei den geläuterten Deutschen wäre es die Ohnmacht. Vorbei sind die Zeiten, wo Bismarck den „ehrlichen Makler“ zwischen den Großmächten geben konnte. Maas will gegen den Trend Ab- statt Aufrüstung. Er „will beharrlich dafür sorgen, dass Abrüstung auf der Tagesordnung steht“. Ein nobler Wunsch, der leider offenbart, dass D nicht das Gewicht hat, um gegen Amerika, China und Russland anzutreten. Diese mit hehren Appellen zu nerven. ist noch keine Strategie, wenn Putin neue Mittelstreckenraketen auf das Schachbrett schiebt.

Ein letztes Wort zu Ex-CSU-Chef Horst Seehofer…

Einen Trost hat er. Wie seine Erzfeindin Merkel musste er den Parteivorsitz abgeben. Die beiden sind jetzt quitt. Der Stoiber-Edi musste auch abtreten, aber er hat geduldig den Wiederaufstieg zur geachteten Eminenz der CSU geschafft, die überall die Finger im Spiel hat. Dem Horst steht im Weg, dass er ein Mann mit zu vielen Eigenschaften, also schwer zu berechnen ist. Selbst die hinterfotzigen, wiewohl geschmeidigen CSUler schätzen ein Maß an Verlässlichkeit.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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