Alle anderen austricksen reicht nicht: Warum sich Laschet vor dem Scharping-Moment fürchten sollte
Laschet hat den CDU-Vorsitz gewonnen, gesiegt hat er noch nicht. Eine Warnung sollte ihm ein Blick in die SPD-Geschichte sein. Ein Kommentar.
Wäre es nicht die CDU, könnte man rufen: Jetzt geht’s lohoos! Nun ist dieser Ausruf aber eigentlich der SPD vorbehalten. Obwohl… Passen tät’ er schon, jedenfalls auf Armin Laschet.
Denn irgendwie erinnerte er mit dem Inhalt seiner Rede – nicht mit dem Vortrag – auf dem CDU-Parteitag an einen Sozialdemokraten: Rudolf Scharping. Der war vor Jahrzehnten SPD-Chef und wurde Kanzlerkandidat, alles beides, weil er es verstand, alle anderen, na, auszusteuern, auszutricksen.
Seine Botschaft war: Es gibt etwas, das ist größer als wir, und das ist die SPD; und er bildete eine „Troika“ mit den Konkurrenten, um wirklich die gesamte politische Bandbreite seiner Partei abzudecken. Ja, Laschet ist CDU-Vorsitzender, und eine Troika stand bisher nicht so recht zur Debatte.
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Aber im Grundsatz muss das der Leitgedanke sein: Nur alle zusammen können wir gewinnen. Für die CDU – und damit auch gegen einen Wettbewerber aus der CSU, Markus Söder. Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident liegt bundesweit immer noch vorne in der Wählergunst, wenn es darum geht, wer Angela Merkel gen Jahresende im Kanzleramt ersetzen soll.
Geschlossenheit als Ziel
Was Laschet deshalb erreichen muss? Die inhaltliche und mannschaftliche Geschlossenheit der CDU. Dann werden deren Anhänger und Mitglieder ihn aufs Schild heben und keinen anderen. Bei Helmut Kohl war es doch ähnlich: Beliebt im Volk waren andere, die Wahlen gewann er, und Kanzler blieb er obendrein.
Aber, wie gesagt, vor allem muss jetzt erst einmal die ganze CDU Laschet wollen. Das Wahlergebnis zum Vorsitzenden war deutlich gegenüber Friedrich Merz, doch erst in der Stichwahl. Und überwältigend war das Votum nicht. Laschet hat gewonnen, gesiegt hat er noch nicht. Merke: Erst verlor Scharping die Troika, dann verlor er die Wahl.
Hätte sich Merz doch bloß versprochen
Bei Friedrich Merz war die vage Hoffnung, dass er sich nur versprochen haben könnte: Ich will Wirtschaftsminister werden, wenn Armin Kanzler ist... Das wäre es gewesen. Aber es sieht nicht so aus, als hätte Merz das gemeint oder käme nachträglich auf den Trichter. Und Norbert Röttgen: Laschet und er haben auch eine eigene, manchmal leidvolle Geschichte, sodass es schon ein Zeichen wäre, wenn er Laschet gegenüber wirklich und wahrhaftig loyal sein wollte. So wie, sagen wir, Jens Spahn. Der hat es mindestens versucht, unbeholfen, aber immerhin.
Laschet hat – wie jeder Aachener, der etwas auf sich hält – eine Büste von Karl dem Großen. Und wenn er tatsächlich auch noch von ihm abstammen sollte… dann müsste er die Einigung mit den Konkurrenten hinbekommen. Damit geht’s jetzt los. Nur ist eines schon klar: 46 Jahre wird er in keinem Fall regieren. Das hat ja nicht mal Angela Merkel geschafft.