Irak: Wahlsieger al-Sadr will Technokraten-Regierung bilden
Das Endergebnis ist noch nicht verkündet, aber der vermutliche Wahlsieger im Irak beginnt bereits mit Gesprächen. Seine Regierung soll vor allem gegen Korruption vorgehen.
Nach seinem vermutlichen Sieg bei der irakischen Parlamentswahl will der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr mit einer Regierung aus Fachleuten die Korruption bekämpfen. „Wir schreiten voran bei der Bildung einer Technokraten-Regierung“, erklärte Al-Sadr am Mittwoch über Twitter. Diese werde „ein Tor für den Lebensunterhalt des Volkes und außerhalb der Reichweite des Diebstahls der Parteien“ sein.
Al-Sadrs Liste Sairun (Wir marschieren) liegt nach vorläufigen Ergebnissen der Parlamentswahl am vergangenen Samstag überraschend in Führung. Sie erhielt in sechs von 18 Provinzen die meisten Stimmen, darunter in der Hauptstadt Bagdad. Ein Endergebnis und die Verteilung der Parlamentssitze hat die Wahlkommission noch nicht verkündet.
Korruption war eines der wichtigsten Wahlkampfthemen
Die im Irak weit verbreitete Korruption war im Wahlkampf eines der wichtigsten Themen Al-Sadrs. Sie trug entscheidend dazu bei, dass viele Iraker der Wahl fernblieben und die Beteiligung auf ein historisches Tief sank. Al-Sadrs will Regierungsämter nicht mehr nach einem inoffiziellen Proporzsystem an die wichtigsten Parteien vergeben, weil das als eine der Ursachen für die Korruption gilt.
Für die Regierungsbildung ist der Geistliche jedoch auf Koalitionspartner angewiesen. Hinter den Kulissen in Bagdad haben die Verhandlungen bereits begonnen. Als ein Partner Al-Sadrs gilt der amtierende schiitische Regierungschef Haidar al-Abadi. (dpa)