Es wird immer einsamer um ihn: Verlassen jetzt auch die letzten Getreuen Trump?
In weniger als 50 Tagen muss Donald Trump die Macht abgeben. Justizminister Barr und Außenminister Pompeo grenzen sich inzwischen von ihm ab.
Gerademal 30 Minuten lagen zwischen der Eilmeldung der Nachrichtenagentur AP und der Stellungnahme der Anwälte von US-Präsident Donald Trump. AP meldete am Dienstagnachmittag, Justizminister William Barr sehe keine Anhaltspunkte für flächendeckenden Betrug bei der Präsidentschaftswahl am 3. November – eine klare Abgrenzung zu den wilden Verschwörungstheorien, die Trump verbreitet.
Das Anwaltsteam um Rudy Giuliani wies dies schroff zurück: „Mit allem nötigen Respekt vor dem Justizminister“, heißt es in der Erklärung, dieser habe die durch die Anwälte gesammelten „weitreichenden Beweise“ noch gar nicht untersucht oder die „vielen Zeugen“ angehört, die unter Eid aussagen würden, Wahlbetrug beobachtet zu haben.
Dass Barr nur Minuten später dabei gesehen wurde, wie er das Weiße Haus betrat, heizte die Spekulationen an: Würde Trump nun knapp 50 Tage vor der Amtseinführung seines Nachfolgers Joe Biden nun auch noch seinen Justizminister feuern?
Passiert ist erstmal nichts, angeblich war der Termin schon länger geplant. Aber dass er mehr als zwei Stunden dauerte, wurde aufmerksam registriert.
Barr nahm Trump bei den Russland-Ermittlungen in Schutz
Dabei hatte sich Barr, der den Präsidenten vor seinem Amtsantritt im Februar 2019 kaum gekannt haben will, in den vergangenen zwei Jahren zu einem wahren Trump-Loyalisten entwickelt. Der 70-jährige promovierte Jurist, der schon Anfang der 90er Jahre unter George H. W. Bush das Justizministerium leitete, war es, der den Präsidenten bei den Impeachment-Untersuchungen des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller in Schutz nahm – und das, obwohl er in Justizangelegenheiten qua Amt zur Unabhängigkeit gegenüber der Regierung verpflichtet ist.
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Auch bei den Kongress-Anhörungen zur Ukraine-Affäre verhielt er sich wie ein Handlanger Trumps, als er mehrfach Vorladungen von Mitarbeitern des Weißen Hauses vor den Justizausschuss untersagte. Die Opposition reagierte empört, viel dagegen tun konnte sie nicht.
In den vergangenen Wochen war es dann auffallend ruhig um Barr geworden. Möglicherweise ist inzwischen selbst ihm aufgefallen, wie gefährlich Trumps Verhalten ist. Oder er versucht sich, wie Kritiker meinen, einfach nur rechtzeitig von dem Wahlverlierer zu distanzieren.
Pompeo reist auffallend viel
Das ist möglicherweise auch die Taktik von Außenminister Mike Pompeo, einem weiteren Trump-Getreuen, der in diesen Wochen auffallend häufig im Ausland weilt, auf Reisen, die eher nicht zwingend erscheinen. Darunter war vor zwei Wochen ein Besuch in Georgien, als dort Tausende auf die Straße gingen, um gegen den Ausgang der Parlamentswahlen von Ende Oktober zu protestieren.
Dass ausgerechnet Pompeo zu diesem sensiblen Zeitpunkt anreiste, ist mindestens verwunderlich - hatte er doch selbst in seiner Heimat selbst Schlagzeilen produziert, als er trotz der sich immer deutlicher abzeichnenden Wahlniederlage grinsend davon sprach, dass die USA einen „reibungslosen Übergang zu einer zweiten Amtszeit von Trump“ erleben würden.
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Dass Pompeo sich von Trump distanzieren könnte, ergäbe indes durchaus Sinn: Immerhin reißen die Spekulationen nicht ab, dass der 56-Jährige in vier Jahren selbst Anlauf aufs Weiße Haus nehmen will. Da könnte zu viel Nähe in der deprimierenden Endphase dieses Präsidenten schaden.
Angesichts des immer noch großen Rückhalts, den Trump an der Basis genießt, könnte eine allzu deutliche Distanzierung aber auch gefährlich sein. Am Mittwoch stand ein Mittagessen mit Barr als einziger Termin des Präsidenten in der Tagesvorschau des Weißen Hauses.
Juliane Schäuble