Syrien-Krieg: Türkische Soldaten und regierungstreue Kämpfer in Afrin getötet
Der UN-Sicherheitsrat fordert eine Waffenruhe für ganz Syrien, in der Region Afrin setzt die Türkei ihre Offensive dennoch fort. Merkel und Trump machen Druck auf Russland und Syrien.
Bei der türkischen Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG im nordsyrischen Afrin ist es zu schweren Gefechten mit zahlreichen Toten auch bei den türkischen Streitkräften gekommen. Die türkische Armee meldete in der Nacht zu Freitag, am Donnerstag seien insgesamt acht ihrer Soldaten getötet und 13 weitere verletzt worden.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, türkische Artillerie habe in der Region Afrin zwei gegnerische Stellungen bombardiert. Dabei seien 14 Kämpfer regierungstreuer syrischer Milizen sowie drei YPG-Kämpfer getötet worden. Zudem gebe es Schwerverletzte.
Regierungstreue Kämpfer waren Anfang vergangener Woche in Afrin eingerückt, um die YPG im Kampf gegen die türkische Armee zu unterstützen. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, bei Angriffen des „türkischen Regimes“ seien am Donnerstagabend 20 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Einzelheiten zu den Opfern nannte Sana nicht.
Schwere Gefechte in Afrin
Die türkischen Streitkräfte machten ebenfalls keine Angaben dazu, wie ihre acht Soldaten getötet wurden. Türkische Medien berichteten von schweren Gefechten. Seit Beginn der Afrin-Offensive am 20. Januar wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom Freitag 41 türkische Soldaten und 116 verbündete Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) getötet, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die türkische Armee teilte am Freitag mit, seit Beginn der „Operation Olivenzweig“ in Afrin seien 2295 „Terroristen neutralisiert“ worden.
Sana berichtete am Freitag, die Türkei habe erneut gegen die Forderung des UN-Sicherheitsrates nach einer 30-tägigen Waffenruhe in Syrien verstoßen. Die Regierung in Ankara vertritt dagegen den Standpunkt, dass die Offensive gegen die aus ihrer Sicht terroristische YPG nicht von der Resolution betroffen sei. Die USA und auch die Bundesregierung haben allerdings deutlich gemacht, dass die Türkei in Afrin aus ihrer Sicht daran gebunden ist.
Feuerpause in Ost-Ghouta
Im belagerten syrischen Rebellengebiet Ost-Ghuota nahe der Hauptstadt Damaskus lief unterdessen den vierten Tag in Folge eine fünfstündige Waffenruhe, die Syriens Verbündeter Russland angeordnet hatte. Sie soll dazu dienen, Hilfslieferungen für notleidende Menschen zu ermöglichen. Zudem sollen Zivilisten die Möglichkeit erhalten, das umkämpfte Gebiet zu verlassen.
Allerdings kam es in den vergangenen Tagen dazu bislang nicht. Regierung und Rebellen warfen sich gegenseitig vor, gegen die Feuerpause verstoßen zu haben.
In Ost-Ghouta sind rund 400 000 Menschen seit Jahren fast vollständig von der Außenwelt abgeschlossen. Die humanitäre Lage ist dramatisch. Die Region hatte in den vergangenen Tagen eine der heftigsten Angriffswellen der Armee seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 erlebt.
Macron und Trump machen Druck
Die USA und Deutschland fordern Russland auf, sich für die vom UN-Sicherheitsrat geforderte Waffenruhe in Syrien einzusetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei am Donnerstagabend bei einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump übereingekommen, das syrische Regime und dessen russische und iranische Verbündeten zur Verwirklichung eines Waffenstillstandes aufzurufen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin mit. Damit werde eine Resolution des UN-Sicherheitsrates umgesetzt.
Merkel und Trump verlangen von Russland außerdem, seine Beteiligung an der Bombardierung Ost-Ghutas zu beenden, teilte Seibert mit. Die Offensive gegen zivile Gebiete müsse gestoppt werden. Zudem müsse das syrische Regime für die Verschlechterung der humanitären Lage in Ost-Ghuta zur Rechenschaft gezogen werden.
Zuvor hatten Paris und Washington gemeinsam Druck gemacht, um die in einer UN-Resolution geforderte Waffenruhe in Syrien durchzusetzen. Die Präsidenten beider Länder, Emmanuel Macron und Donald Trump, hätten gefordert, die Resolution unmittelbar umzusetzen, teilte der Élyséepalast am Freitag nach einem Telefonat der beiden Staatschefs mit.
Macron unterstrich demnach seine harte Linie beim Thema Chemiewaffen. Paris hatte bereits mit Luftangriffen in Syrien gedroht, falls es gesicherte Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen gegen Zivilisten gebe. Macron stellte in diesem Fall eine „entschlossene Antwort“ in Aussicht, „in vollkommener Koordinierung mit unseren amerikanischen Verbündeten“. Weiter hieß es: „Frankreich und die USA lassen keine Straflosigkeit zu.“
Russland unterstützt Offensive in Ost-Ghouta
Die russische Luftwaffe unterstützt im belagerten syrischen Rebellengebiet Ost-Ghouta nach eigener Darstellung eine Bodenoffensive gegen Terroristen. Diese hätten eine von Russland und Syrien ausgerufene Waffenruhe gebrochen und durch Beschuss Menschen und humanitäre Hilfe gefährdet, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Freitag in Moskau. Die feindlichen Kämpfer leisteten erbitterten Widerstand, sagte sie der Agentur Tass zufolge.
In Ost-Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus lief am Freitag der vierte Tag in Folge einer fünfstündigen Waffenruhe, die Syriens Verbündeter Russland angeordnet hatte. Sie soll dazu dienen, Hilfslieferungen für notleidende Menschen zu ermöglichen. Zudem sollen Zivilisten die Möglichkeit erhalten, das umkämpfte Gebiet zu verlassen. (dpa)