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Nur Gutes zu berichten über den Vater: Trump-Tochter Tiffany bei Parteitag
© Reuters/Brian Snyder

Parteitag der US-Republikaner, 2.Tag: Trumps Krönung mit Kindern und Konkurrenten

Mit großer Mehrheit küren die Republikaner den abwesenden Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten. Der Dienstag versöhnt sie mit den Pannen beim Auftakt des Parteitags.

Wie gut für die Republikaner, dass es Hillary Clinton gibt. Wann immer die Dinge auf dem Parteitag nicht ganz nach Plan laufen oder gar Streit aufzubrechen droht, genügt ihr Name - und schon sind die Reihen wieder geschlossen. So beenden die Konservativen den zweiten Tag ihres Treffens in Cleveland ziemlich zufrieden mit sich und ihrer Welt. Dabei war das eigentliche Thema des Tages - Wirtschaft und Jobs - zu kurz gekommen. Zudem hatte es kleine Irritationen bei der Krönung Donald Trumps zum Spitzenkandidaten gegeben. Aber seine Kinder Tiffany und Donald rissen die Delegierten mit ihren Reden mit. Und auch zwei frühere Rivalen, Chris Christie und Ben Carson, trugen zum allgemeinen Wohlbefinden bei.

Betonung des Regionalstolzes

Die USA wirken nur aus der Ferne wie ein Nationalstaat. Im Inneren pflegen die 50 Bundesstaaten ihre eigene Identität und Abgrenzung voneinander. Das ist auch bei den Parteitagen unübersehbar. Die Delegationen sitzen getrennt unter weithin sichtbaren Namen ihres Staats. Und wenn ihren Anführern die Stimme erteilt wird, beginnt der seine Ausführungen so: "The proud state of Alabama ...". Dann zählt der Mann typische Eigenschaften seiner Heimat auf, um schließlich zum Thema zu kommen.

Die Krönung Donald Trumps zum Spitzenkandidaten nimmt deshalb den Großteil des Dienstagnachmittags ein. Staat für Staat wird gefragt, wie denn nun die Delegiertenverteilung nach den Vorwahlen ausfalle. Da es kein nationales Wahlrecht gibt und jeder Staat seine eigenen Regeln hat, die wiederum im Konflikt mit den Vorgaben des Republican National Comitee (RNC) stehen können, bleiben auch verwirrende Momente nicht aus. Manche Staaten zählen die Delegierten für Kandidaten, die längst ausgeschieden sind, mit auf. Andere lassen diese bedeutungslos gewordenen Stimmen Trump zukommen. Wieder andere haben die "Winner takes all"-Regel. Der Sieger bekommt automatisch alle Delegierten.

New York hebt Trump über die Hürde

Alabama macht den Anfang, gefolgt von Alaska, das jedoch ganz zum Schluss die protokollierte Stimmangabe nochmal in Frage stellt. California, ein „Winner takes all“-Staat, gibt 172 Delegiertenstimmen an Trump. Florida lässt stolz einfließen, dass noch kein Republikaner Präsident wurde, ohne „the great state of Florida“ zu gewinnen. Dann gehen auch diese 99 Delegierten an Donald Trump.

Neben den Regeln und dem Regionalstolz gibt es freilich auch eine gewünschte Dramaturgie für die Millionen Fernsehzuschauer. Nach der soll Trumps Heimatstaat New York ihn über die Hürde der 1237 Delegierten heben, die für die Nominierung erforderlich sind. Die erwachsenen Kinder aus der ersten Ehe sitzen mitten in der Delegation. Und dem Ältesten, Donald Trump Junior, ist die Ehre zugedacht, die 89 Delegierten seinem Vater zuzusprechen. Es ist kurz nach 19 Uhr. Jubel bricht aus in der Arena. Aus den Lautsprechern dröhnt Frank Sinatras "New York, New York". Und in den Augen der Trump-Kinder sind Tränen auszumachen.

Alaska stellt die Zählung in Frage

Noch fehlen freilich zwei Dutzend Staaten und überseeische Territorien wie die Northern Marianas, Puerto Rico und die Virgin Islands. Und dann verzögert der Protest Alaskas die Verkündung des Ergebnisses. 11 Delegierte für Trump, 12 für Ted Cruz, 5 für Marco Rubio war das Resultat der Vorwahl. Alle 28 für Trump hat das RNC notiert. Es ändert freilich nichts mehr. Um 20 Uhr 09 verkündet Paul Ryan: Donald J. Trump ist der Präsidentschaftskandidat der Republikaner 2016.

Es hat eine gewisse Ironie, dass zur selben Stunde Meldungen laufen, dass Roger Ailes, Chef des konservativen TV-Senders Fox, den Sender verlassen wird wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung und Nötigung weiblicher Mitarbeiter. Trump hat seinen medialen Aufstieg vor allem Fox zu verdanken.

Die Waffenlobby schießt sich auf Clinton ein

In Cleveland redet derweil ein Vertreter der Waffenlobby NRA. Chris Cox behauptet, Hillary Clinton wolle das Grundrecht auf Waffenbesitz abschaffen. Den Bürgern solle das Recht genommen werden, sich im eigenen Haus gegen Eindringlinge zu verteidigen. Während er redet, wird ein Faksimile der Verfassung auf den Monitoren gezeigt. Dabei stand das Recht auf Waffenbesitz gar nicht in der ursprünglichen Verfassung. Es ist erst später eingefügt worden, als zweiter Verfassungszusatz.

Kein Wort zu den Plagiatsvorwürfen

Dann wird Donald Trump live zugeschaltet. "Ich bin stolz, euer Kandidat zu sein." Er verspricht einen großartigen Wahlsieg im September. "Ich werde euch nicht enttäuschen." Er fügt noch rasch hinzu, wie großartig Melania und er den Montagabend fanden. Über die Plagiatsvorwürfe verliert er kein Wort. Die Zuschaltung dauert nur zwei Minuten. Andere sollen den Schatten vom Vorabend vergessen machen und als neue Charakterzeugen für den Kandidaten auftreten.

Den Anfang macht Paul Ryan, vor vier Jahre Mitt Romneys Vizekandidat, inzwischen "Speaker" des Abgeordnetenhauses und kein großer Fan von Trump. Lange hat Ryan gezögert, ihn zu unterstützen, und mehrfach Trumps Angriffe auf Latinos und andere Minderheiten kritisiert. Das lange Zögern macht Ryans Fürsprache nun umso wertvoller. Die Partei schließt sich hinter ihrem Kandidaten zusammen.

Frühere Gegner unterstützen jetzt Trump

"Ja, wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten", beginnt Ryan. 17 Kandidaten standen bei den Republikanern zur Auswahl. "Aber jetzt haben wir unsere Entscheidung getroffen." Die Demokraten hingegen hätten "nur eine dritte Obama-Amtszeit unter Hillary" anzubieten. "Ganz viele Bürger wollen einen Wandel. Und die Demokraten kommen uns mit Clinton!" 2016 sei das Jahr, in dem Amerika einen neuen Weg einschlägt. In dem persönliche Freiheit und individuelle Chancen wieder zählen und staatliche Regulierung zurückgedrängt wird.

Ben Carson und Chris Christie, die gegen Trump angetreten waren, verstärken die Botschaft der Einheit. Carson auf liebevolle Weise unter Berufung auf die christlichen Gebote und Tugenden. Christie als "Attack Dog".

Der Parteitag als Tribunal über Clinton

Als ehemaliger Staatsanwalt macht Christie den Parteitag zum Tribunal über Hillary Clintons Bilanz als Außenministerin. "Schaut euch um in der Welt! Überall sehen wir die Folgen der Fehleinschätzungen der US-Chefdiplomatin. Ihr seid die Jury." Die Arena antwortet mit Sprechchören: „Lock her up, lock her up!“ Clinton gehöre eingesperrt.

Christie setzt seine gedankliche Weltreise als Ankläger fort: "Die stümperhafte Intervention in Libyen – schuldig oder nicht?" - "Schuldig" urteilt der Sprechchor. Der Umgang mit China? "Schuldig!" Der Krieg in Syrien und die 400.000 Toten dort? "Schuldig!" Iran und das schlechtest-denkbare Atomabkommen? Russland? Kuba? "Schuldig!" Und ihre Email-Affäre? "Lock her up!" Nun ist der Parteitag richtig aufgepeitscht.

Wie Tiffany und Donald ihren Vater schildern

Doch nun kommt ein zartes blondes Mädchen auf die Bühne. Sie sei ein bisschen aufgeregt, weil sie noch nie vor so vielen Menschen gesprochen habe, sagt Tiffany Trump. Das einzige Kind aus der zweiten Ehe mit Marla Maples ist 22, hofft auf eine Karriere als Sängerin und hat ihre erste Single produziert. Ihr Vater

habe ihr einerseits immer Ehrgeiz und Leistung vorgelebt. Aber er habe sie nie zuerst nach ihren Noten gefragt und auch nicht nach ihren Studienergebnissen beurteilt. Er sehe zuerst den Menschen.

Man könnte fragen, wie das zusammenpasst mit dem Faktum, dass Donald sich bereits im Mai 1997 wieder von ihrer Mutter Marta Maples trennte, als Tiffany dreieinhalb Jahre alt war. Aber es ist niemand auf der Bühne, der solche Fragen stellt.

Es folgt der älteste Sohn aus der ersten Ehe. Donald Trump junior stellt sich als "Vater von fünf Kindern" vor und als "Sohn eines großartigen Mannes". Der Junior liefert die anschaulichen Szenen, die vielen Kommentatoren in Melania Trumps Rede am Montagabend gefehlt hatten. "Von meinem Vater habe ich gelernt, heute harte Entscheidungen zu treffen, um eine gute Zukunft zu ermöglichen". Wenn man "Donald Trump sagt, das kannst du nicht schaffen, dann ist das die beste Garantie, dass er es schafft." Vor einem Jahr habe es geheißen, er werde in der Politik keinen Erfolg haben. Jetzt sei er der Präsidentschaftskandidat. Rauschender Beifall.

Von Baumaschinen und Menschen

Trump junior bekräftigt: "Der führt nicht im Anzug vom Schreibtisch aus. Er geht auf die Baustellen und arbeitet mit Menschen aller Klassen. Er hat uns beigebracht, uns am Steuer einer Baumaschine ebenso zuhause zu fühlen wie im eigenen Auto. Er sieht das Potenzial auch in Menschen, die ihre Möglichkeiten selbst nicht kennen."

Noch rasch ein Angriff auf Hillary Clinton, ihre falschen politischen Rezepte und ihre mangelnde Wahrheitsliebe. Dann strebt der zweite Tag seinem Ende entgegen.

Vielleicht war dies die eigentliche Erkenntnis des Dienstag Abend: Wenn Vater Donald die Wahl verliert, ist das Kapitel Trump in der US-Politik nicht geschlossen. Gut möglich, dass in wenigen Jahren eines seiner Kinder zur Wahl antritt.

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