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In der Cleveland sind die Aufbauarbeiten in der Quicken Loans Arena in vollem Gange.
© Tannen Maury/dpa

US-Wahlkampf: Donald Trump vor seiner Wahl zum Spitzenkandidaten

In Cleveland tagt ab Montag der Parteitag der Republikaner. Donald Trump ist seine Nominierung zwar sicher, doch einige bleiben der Wahl fern - weil sie "den Rasen mähen" müssen

Donald Trump geht mit begrenztem Zuspruch in dem an diesem Montag beginnenden Parteitag der Republikaner in Cleveland, Ohio. Fortschritte und Rückschläge mischten sich vor dem viertägigen Treffen der Konservativen. Die Convention soll traditionell ein Signal des Zusammenhalts und der Siegesgewissheit aussenden. Am Mittwoch wollen ihn die Delegierten zum Präsidentschaftskandidaten küren. Der Parteitag endet mit einer sorgfältig inszenierten Rede Trumps am Donnerstagabend. Der Vize-Kandidat spricht am Vorabend. Er hat gewöhnlich die Aufgabe eines „Attack Dog“. Seine Rede ist eine Kampfansage an den politischen Gegner. Trump muss hingegen präsidial wirken.

Wegen Nizza Nominierung von Pence verschoben

Am Sonnabend hatte Trump Mike Pence, den Gouverneur von Indiana, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in New York als seinen Vizepräsidentschaftskandidaten vorgestellt. Zuvor hatte Trump Verunsicherung ausgelöst, ob er sich anders entscheiden werde. Er hatte die öffentliche Verkündung seiner Entscheidung am Donnerstag verschoben, obwohl sein Wahlkampfteam mehreren US-Medien bereits offenbart hatte, dass die Wahl auf Pence gefallen sei.

Trump begründete die Verschiebung mit Rücksichtnahme auf die Anschlagsopfer von Nizza. Der Aufmerksamkeitseffekt, den die Vize-Entscheidung gewöhnlich auslöst, wäre so verpufft. Pence gilt als solide Wahl, löst aber keinen Enthusiasmus unter Republikanern aus. US-Medien urteilen, Pence sei in ideologischen Fragen wie dem Abtreibungsrecht, dem Umgang mit Homosexuellen und Zuwanderern aus Lateinamerika zu konservativ, um Wechselwähler anzusprechen.

Trump hat nach wie vor viele Gegner in der Partei. Republikaner, die als Abgeordnete, Senatoren und Gouverneure kandidieren, fürchten, dass ihre Chancen unter einem Spitzenkandidaten Trump leiden, weil er sich wichtigen Wählergruppen wie Frauen, Afroamerikanern und Latinos entfremdet hat. Er muss dennoch keine offene Rebellion auf dem Parteitag befürchten. Über eine solche „contested convention“, bei der in Frage steht, ob der designierte Spitzenkandidat die nötigen Stimmen für die Nominierung erhält, war im April und Mai spekuliert worden.

Absage aus dubiosen Gründen

Die Skepsis gegenüber Trump im Parteiestablishment ist aber unübersehbar. Einige prominente Republikaner bleiben dem Parteitag fern: Von Mitt Romney, dem Kandidaten von 2012, und der Präsidentenfamilie Bush ist bekannt, dass sie Trump ablehnen. John McCain, Senator von Arizona, geht lieber „trekken im Grand Canyon“, sein Kollege Jeff Flake muss „den Rasen mähen“, Senator Steve Daines von Montana hat eine unaufschiebbare Verabredung zum Fischen.

Mehrere Senatoren und Abgeordnete, deren Wiederwahl infrage steht, wollen in der kommenden Woche lieber Wahlkampf machen, als sich mit Spitzenkandidat Trump in Cleveland fotografieren zu lassen. Das gilt für Kelly Ayotte in New Hampshire, Mark Kirk in Illinois, Ron Johnson in Wisconsin, Marco Rubio in Florida und Roy Blunt in Missouri. Auch prominente Sportler und Entertainmentstars, denen Trump attraktive Auftritte auf dem Parteitag angeboten hatte, haben ihm einen Korb gegeben, darunter Chuck Norris und Ex-Football-Star Tim Tebow.
In aktuellen Umfragen hat Trump leicht aufgeholt, liegt aber weiter hinter Hillary Clinton. Im Schnitt der Erhebungen führt sie mit 43,1 zu 40,4 Prozent. Vor einer Woche betrug ihr Vorsprung noch mehr als vier Prozentpunkte.

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