US-Präsidentschaftswahl: Trump überholt Clinton in CNN-Umfrage
In den USA beginnt die heiße Wahlkampfphase: Bislang dominierte Hillary Clinton in den Umfragen. Nun liegt zumindest in einer Befragung Donald Trump vorn.
Amerika ist ein Riesenland, doch viel hätte nicht gefehlt, und Hillary Clinton und Donald Trump wären sich auf dem Flughafen von Cleveland über den Weg gelaufen. Beide Präsidentschaftskandidaten und mit ihnen die beiden Bewerber um das Amt des Vizepräsidenten machten Anfang der Woche Station in der größten Stadt von Ohio, um die heiße Phase des Wahlkampfes einzuläuten. Vorübergehend seien alle vier Flugzeuge der Politiker gleichzeitig auf dem Flughafen der Stadt geparkt gewesen, meldete die Zeitung „Cleveland Plain Dealer“.
Dass die Beinahe-Begegnung ausgerechnet in Ohio stattfand, war kein Zufall. Der Bundesstaat gehört zu einer Reihe von besonders umkämpften Regionen, die für den Wahlausgang am 8. November entscheidend sein könnten. Auch Pennsylvania, Florida und Iowa gehören dazu. In den neun Wochen bis zur Wahl werden Clinton und Trump diese Staaten ganz besonders häufig besuchen. In einigen Bundeesstaaten beginnt die Stimmabgabe bereits weit vor November: In Minnesota etwa darf schon ab dem 23. September abgestimmt werden.
Clinton weiß, dass sie kämpfen muss. Noch vor wenigen Wochen lag sie je nach Umfrage bis zu zehn Prozentpunkte vor Trump, der aber mächtig aufgeholt hat und in einer neuen Umfrage des Nachrichtensenders CNN inzwischen sogar an ihr vorbeigezogen ist.
Der Milliardär und Populist musste zwar einige Schlappen einstecken, doch er war die ganze Zeit über präsent – anders als Clinton, die zwischendurch lange abtauchte, um bei Privatveranstaltungen viele Spendengelder zu sammeln und die außerdem durch neue Enthüllungen im Skandal um ihren Umgang mit Dienst-Emails in ihrer Zeit als Außenministerin unter Druck geraten ist.
Den radikalen Thesen Trumps, der eine Mauer an der mexikanischen Grenze bauen und mehrere Millionen Migranten aus dem Land werfen will und außerdem verspricht, dem Islamischen Staat (IS) in Rekordzeit den Garaus zu machen, setzt Clinton ihre Erfahrung als US-Chefdiplomatin entgegen. Trump rede zwar von einem Geheimplan gegen den IS, sagte sie bei einer Wahlkampfkundgebung in Florida. Aber: „Das Geheimnis ist: Er hat keinen Plan.“
In Florida sprach Clinton auch über ihre Rolle bei der Aktion zur Tötung von Al-Kaida-Chef Ossama Bin Laden im Jahr 2011 durch amerikanische Elitesoldaten – sie hofft, sich mit ihrer Profi-Erfahrung von dem politischen Quereinsteiger Trump, der noch nie ein öffentliches Amt bekleidet hat, absetzen zu können.
In der Nacht zum Donnerstag hat sie eine weitere Gelegenheit dazu: Erstmals stellen sich beide Kandidaten in einer Fernsehsendung den Wählern. Bei der ersten Sendung dieser Art überhaupt sollen Clinton und Trump die Fragen von Kriegsveteranen und Soldaten rund um das Thema Militär- und Sicherheitspolitik beantworten - der US-Präsident ist schließlich auch der Oberkommandierende der Streitkräfte. Beim „Commander in Chief Forum“ des Senders NBC werden Clinton und Trump live auf der Bühne sein – allerdings nacheinander und nicht gleichzeitig wie bei der ersten Fernsehdebatte am 26. September.
Trump geht optimistisch in diese Debatte. Fast 90 ehemalige Generäle und andere Ex-Offiziere stellten sich in einem Brief hinter den republikanischen Kandidaten und erklärten, nur Trump könne überfällige Veränderungen in der amerikanischen Sicherheitspolitik durchsetzen. Der Brief bildet eine wichtige Rückendeckung für Trump. Erst kürzlich hatten namhafte Sicherheitsexperten und Ex-Politiker von Trumps eigener Partei vor einer Präsidentschaft des 70-jährigen Unternehmers gewarnt.
Zum Auftakt der heißen Wahlkampfphase gab Trump zudem einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie hart und persönlich die Auseinandersetzung in den kommenden Wochen geführt werden dürfte. Dem Fernsehsender ABC sagte er, Clinton sehe „einfach nicht präsidial aus“. Wenn der russische Präsident Wladimir Putin die ehemalige US-Außenministerin sehe, „dann lacht er“, sagte er bei einer Kundgebung. Trumps Wahlkampfteam höhnte, Clinton habe „den August verschlafen“ und sei jetzt dabei, die Wahl zu verlieren.