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Luisa Neubauer (l) und Greta Thunberg in Hamburg.
© picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

Klimaaktivistinnen in der Kritik: Thunberg und Neubauer haben Fehler gemacht – kompetent sind sie trotzdem

„Rotzgören“ oder „radikale Ideologen“? Die Vorwürfe gegen die Aktivistinnen von Fridays for Future sind widersprüchlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Barthels

Sind Greta Thunberg und Luisa Neubauer nun eigentlich naive Gören oder doch gefährliche Agitatorinnen? Das scheinen die Optionen zu sein, betrachtet man viele der Reaktionen auf die thematischen Ausflüge der Aktivistinnen in den vergangenen Tagen. Einige stürzen sich dabei mit einem solchen Furor auf die beiden jungen Frauen und ihre Klimabewegung, als hätten sie nur auf derartige Fehler gewartet.

Neubauer sorgte bei „Anne Will“ für Aufregung mit Antisemitismus-Vorwürfen gegen Hans-Georg Maaßen, die sie in der Sendung nicht belegen konnte. Thunberg teilte einen Tweet der BDS-Unterstützerin Naomi Klein, in dem von „Kriegsverbrechen“ Israels die Rede war und musste klarstellen, dass sie nicht gegen Israel sei. Thunberg sei eine „Rotzgöre“, twitterte der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post daraufhin.

Er hoffe, dass nun einigen die Augen geöffnet würden. „War eh peinlich, was der für ein Einfluss zugeschrieben wurde“, so der Politiker. Der Tweet ist inzwischen gelöscht, Post entschuldigte sich für das Wort „Rotzgöre“ – laut Duden eine Bezeichnung für „unerzogene Mädchen“ und seit langem der Lieblingsbegriff vieler Männer, wenn sie über die Aktivistinnen sprechen.

Versuch, die Bewegung zu delegitimieren

Das Wort zeugt von ihrem Unbehagen daran, dass den jungen Frauen Platz eingeräumt wird, sie selbstbewusst auftreten. Auf der anderen Seite sprechen einige Thunberg und Neubauer jetzt auf einmal das ab, was sie ihnen zuvor gern vorgeworfen haben: Naivität und Jugendlichkeit – und versuchen stattdessen, ihre gesamte Klimabewegung zu delegitimieren. „So viel Israel-Hass steckt in ,Fridays for Future’“, titelt etwa die „Bild“, die „Welt“ sieht die Jugendbewegung im „Endstadium der Unterwanderung“ durch „radikale Ideologen“.

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Kompetenz kann nicht übertragen werden

Naiv oder gefährlich? Die Wahrheit liegt dazwischen. Thunbergs und Neubauers Aussagen zeigen, dass sie nicht auf ein Podest gestellt werden sollten, dass sie noch dazulernen müssen. Kompetenz in einem Bereich übertrage sich nicht automatisch auf einen anderen, so sagte es Norbert Röttgen im „Deutschlandfunk“.

Umgekehrt gilt das allerdings genauso: Nur, weil sich Thunberg und Neubauer unqualifiziert geäußert haben, heißt das nicht, dass ihnen jetzt ihre Kernkompetenz abgesprochen werden kann. Sie sind fachkundige Klimaaktivistinnen, ihre Bewegung wird weiter die Welt verändern. Ob das ihren Kritikern passt oder nicht.

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