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Der 17 Jahre alte Schüler Linus Steinmetz hat erfolgreich gegen das deutsche Klimaschutzgesetz geklagt.
© privat

Fridays for future-Kläger über das Karlsruher Urteil: „Ich darf noch nicht einmal wählen und jetzt hab ich eine Klimaklage gewonnen“

Der 17 Jahre alte Schüler Linus Steinmetz ist gegen das Klimaschutzgesetz nach Karlsruhe gezogen – und hat gewonnen. Er kann sein Glück kaum fassen.

Es ist diese eigene Art, mit der man in den Sozialen Medien Emotionen ausdrückt: All Caps, nennt sich das. Übersetzt heißt das so viel wie: Alles in Großbuchstaben.

Zu diesem Mittel greift am Donnerstagvormittag auch Luisa Neubauer, die Frontfrau von Fridays for Future in Deutschland. „WIR HABEN GEWONNEN!!!“, schreibt sie bei Twitter über das Urteil aus Karlsruhe, mit dem das deutsche Klimaschutzgesetz für teils verfassungswidrig erklärt wurde.

Die 25-Jährige ist eine von neun jungen Menschen, die vom Bundesverfassungsgericht Recht bekommen haben mit ihrer Beschwerde gegen das deutsche Klimaschutzgesetz. „Irgendwo zwischen totaler Euphorie und einem tiefen Gefühl von Bestätigung“ liege deren Stimmung nach dem Karlsruher Urteil, erzählt Linus Steinmetz am Telefon.

Der Schüler aus Göttingen, ebenfalls bei Fridays for Future aktiv, ist auch einer der Kläger. Am Tag vor dem Urteil sei er noch pessimistisch gewesen, sagt er. „Umso glücklicher war ich, als ich die Eilmeldung gesehen habe, dass wir Recht bekommen haben. Die Bundesregierung darf nicht weiter die Rechte und Interessen meiner Generation beschneiden.“

Bundesregierung zeigt sich kleinlaut

Ihr Sieg, so sehen sie das, ist zugleich eine herbe Niederlage der Politik, die nun kleinlaut zurückrudere. „Was an diesem Tag irgendwie absurd wirkt: Die Bundesregierung kritisiert sich auf Twitter plötzlich selbst. Dabei haben sie doch die Gesetze gemacht“, sagt Steinmeitz.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte am Donnerstag getwittert, das Urteil sei „epochal“ für den Klimaschutz und die „Rechte der jungen Menschen“. Die Antwort des Twitter-Accounts von Fridays for Future ließ nicht lange auf sich warten – und fiel lapidar aus. „Es ist dein Gesetz, Peter.“

Für Steinmetz ist das Urteil Ansporn, weiter zu machen. Sofort nachdem er die Nachricht erhalten habe, sei er schon wieder in den „Aktivismus-Modus“ übergegangen, habe eine Twitter-Nachricht verfasst und nachgeschaut, was in der Chatgruppe der jungen Klägerinnen und  Kläger los ist.

„Die erste Nachricht heute morgen war: Leute, wir haben eine fucking Klimaklage gewonnen!!!“ Vor Emojis – Smileys, Herzen und so weiter – habe es nur so gewimmelt im weiteren Chatverlauf der jungen Leute. Und natürlich: All Caps, alles in Großbuchstaben.

Wenn man mit Steinmetz spricht, wirkt es mitunter, als könne er sein Glück kaum fassen. „Ich darf noch nicht einmal wählen und jetzt hab ich eine Klimaklage gewonnen“, sagt der 17-Jährige. Bei der Bundestagswahl im Herbst darf er nicht abstimmen, weil er erst im Oktober volljährig wird – und doch hat er mit seiner Klage so viel Einfluss auf die Politik genommen wie kaum jemand in seinem Alter.

Nun gelte es, dran zu bleiben, sagt er. Fridays for Future werde den Druck auf der Straße aufrecht erhalten. Immerhin habe das Urteil gezeigt, dass die Bewegungen der jungen Leute“ gesellschaftlich, aber auch juristisch auf dem richtigen Kurs“ sei. „Im Sommer wird es wieder große Klimastreiks geben, auch auf die Parteien wollen wir einwirken“ – etwa auf dem SPD-Parteitag am 9. Mai, wie Steinmetz ankündigt. „Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Politik das Richtige tut.“

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