Nato-Chef besorgt über China: Stoltenberg warnt vor fundamentalem Wandel der globalen Machtbalance
China rücke Europa immer näher, sagt der Nato-Generalsekretär. Die Raketen des Landes könnten inzwischen die EU erreichen. Darauf müsse man Antworten finden.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat vor einem fundamentalen Wandel der globalen Machtbalance durch den Aufstieg Chinas gewarnt. Das westliche Verteidigungsbündnis müsse sich dieser Herausforderung gemeinsam stellen, forderte Stoltenberg im Interview mit der „Welt am Sonntag“. China investiere stark in Nuklearwaffen und Langstreckenraketen, die Europa erreichen könnten.
„Klar ist: China kommt immer näher vor die Haustür Europas“, sagte Stoltenberg der Zeitung. Die Volksrepublik sei präsent in der Arktis, in Afrika und im Mittelmeer und investiere massiv in kritische Infrastruktur in Europa. Im Cyberraum sei China eine „feste Größe“. Auf diese Entwicklung müsse die Nato antworten, „weil sie einen fundamentalen Wandel in der weltweiten Machtbalance darstellt“.
Zwar sei kein Nato-Mitgliedsland „unmittelbar“ von China bedroht, sagte Stoltenberg. „Aber wir stellen fest, dass es sehr ernsthafte Entwicklungen im Südchinesischen Meer gibt.“ China versuche dort zunehmend, die Bewegungsfreiheit für Schiffe in internationalen Gewässern zu behindern.
Der frühere Regierungschef Norwegens forderte China auf, sich an die internationalen Regeln im Schiffsverkehr zu halten. „Wir glauben an den freien Handel, an die Freiheit der Schifffahrt in internationalen Gewässern und an die Einhaltung von Gesetzen - und das gilt auch für das Südchinesische Meer.“
Trotz der Spannungen sei die Region aber kein Einsatzort für das Verteidigungsbündnis: „Es gibt keinen Grund, Truppen der Allianz dort hinzuschicken“, betonte Stoltenberg. (AFP)