zum Hauptinhalt
Ein Mann mit einer Kippa nimmt an der Solidaritätskundgebung "Berlin trägt Kippa" der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
© Michael Kappeler/dpa

Antisemitismus: Präsident des Zentralrats der Juden rät von Kippa in Großstädten ab

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnt davor, "sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu" zu zeigen. Die geplante Aktion "Berlin trägt Kippa" sei ein Wendepunkt.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat vor dem Tragen der Kippa in deutschen Großstädten gewarnt. Er rate Einzelpersonen davon ab, "sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen", sagte Schuster am Dienstag dem RBB-Sender Radioeins. Wenn es nicht gelinge, offenem Antisemitismus entgegenzutreten, "dann stellt dies letztendlich auch eine Gefahr für unsere Demokratie dar", sagte der Präsident des Zentralrats der Juden. "Denn es geht nicht nur um Antisemitismus, damit einher geht auch Rassismus, damit einher geht auch Fremdenfeindlichkeit. Hier bedarf es eines klaren Stoppschildes."

Zu der am Mittwoch geplanten Aktion "Berlin trägt Kippa"„ sagte der Zentralratspräsident, er habe das Gefühl, die Gesellschaft verstehe inzwischen, "dass wir auch an einem gewissen Wendepunkt angekommen sind". Auf die Frage "Kippa trotzig tragen oder doch verbergen?" antwortete Schuster: "Trotzig bekennen wäre im Prinzip der richtige Weg." Trotzdem würde er Einzelpersonen davon abraten müssen, sich im Großstädten offen mit einer Kippa zu zeigen.

Am vergangenen Dienstag waren auf einer Straße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg zwei Männer im Alter von 21 und 24 Jahren beleidigt und attackiert worden, wobei ein Täter einen von ihnen mit einem Gürtel schlug und leicht verletzte. Die beiden Opfer trugen zum Zeitpunkt des Angriffs Kippas. Nach dem Übergriff stellte sich ein 19-jähriger Tatverdächtiger der Polizei. Der Angriff löste abermals eine Debatte über Antisemitismus in Deutschland aus.

Zentralrat der Muslime kritisiert Antisemitismus

Unterdessen hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland den Antisemitismus als Sünde bezeichnet und ein engagiertes Eintreten des Verbandes gegen Judenfeindlichkeit unter Flüchtlingen zugesagt. “Antisemitismus, Rassismus und Hass sind große Sünden im Islam, deshalb werden wir das auch niemals dulden„, sagte Zentralratspräsident Aiman Mazyek der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".

Die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im israelischen Fernsehen über eine neue Form des Antisemitismus unter Flüchtlingen seien “gewohnt differenziert„ gewesen, weil sie auch betont habe, dass Judenfeindlichkeit nicht erst durch die Flüchtlinge wieder nach Deutschland gekommen sei. Die Kriminalitätsstatistik beweise das. “Dennoch nehmen wir das sehr ernst, dass bei einigen Flüchtlingen eine Judenfeindlichkeit vorhanden ist„, sagte Mazyek. (AFP, KNA)

Zur Startseite