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Oskar Lafontaine beklatscht Sahra Wagenknecht nach ihrer Rede auf dem Linken-Bundesparteitag im Juni in Dresden
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Bundestagswahlkampf der Linken: Oskar Lafontaine hält sich aus dem Wahlkampf im Saarland heraus

Das Saarland ist die Heimat von Oskar Lafontaine. Aus dem Bundestagswahlkampf dort hält er sich nach zahlreichen Scharmützeln aber raus. Lieber unterstützt er seine Genossin und Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht in NRW.

Der Ton von Sahra Wagenknecht war sehr gereizt. „Es ist schon interessant, was neuerdings alles nationalistisch ist“, empörte sich die Linken-Vizechefin über eigene Parteifreunde, die ihr vorgeworfen hatten, arbeitslose Jugendliche gegeneinander auszuspielen. „Der Kampagnenjournalismus gegen Die Linke kann sich leider immer wieder auf Stichwortgeber in den eigenen Reihen – immer die gleichen übrigens! – stützen“, sagte sie der „Jungen Welt“. Ein Blättchen übrigens, gegen das Fraktionschef Gregor Gysi mal einen Anzeigenboykott durchsetzen wollte und dem Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn keinen Stand auf dem letzten Parteitag zubilligen wollte – was beides misslang.

Wagenknecht hatte sich gegen die Abwerbung von arbeitslosen Südeuropäern auf Lehrstellen in Deutschland ausgesprochen. Über sie hergefallen war fast der gesamte Reformer-Flügel – von Dietmar Bartsch über Jan Korte bis zu Stefan Liebich. Sogar Gysi hatte sich bei Facebook eingeschaltet: „Natürlich muss uns jeder junge Mensch, der bei uns lernen und arbeiten möchte und kann, willkommen sein.“

Es geht also wieder etwas ungemütlicher zu zwischen Genossen – nicht ganz so schrill wie vor der Wahl einer neuen Parteiführung im Juni vergangenen Jahres, aber eben doch spürbar. Gysi hat zwar intern angedeutet, dass er zur Mitte der nächsten Wahlperiode den Fraktionsvorsitz abgeben könnte. Zugleich kann er aber nicht sicher sein, ob sein Vorschlag für die Nachfolge – gleichberechtigt Bartsch und Wagenknecht im Doppel – durchsetzbar ist. Verbindlich sind Gysis Pläne zum Ausstieg deshalb nicht. Der SPD bleibe, wenn sie nach der Wahl vier Jahre Juniorpartner in einer großen Koalition war, „gar nichts anderes übrig, als sich spätestens dann auf uns zuzubewegen", sagte er kürzlich der "Sächsischen Zeitung". Mitdenken muss man: Bei rot-rot-grünen Verhandlungen 2017 will Gysi dabei sein – und das nicht als Ruheständler.

Yvonne Ploetz und Oskar Lafontaine umarmen sich
Trotz prominenter Unterstützung gescheitert. Yvonne Ploetz Ende Juni auf einer Landesmitgliederversammlung der Saar-Linken zusammen mit Oskar Lafontaine
© dpa

Wie die künftige Führung der Fraktion aussehen wird, hängt sehr davon ab, wie stark der radikalere Westen dort vertreten ist. Es ist kein Wunder, dass sich Ex-Parteichef Oskar Lafontaine vor allem in Nordrhein-Westfalen engagiert, wo seine Lebensgefährtin Wagenknecht auf Platz eins der Landesliste steht. Schon für sechs Auftritte konnte der Saarländer verpflichtet werden, wie Landesgeschäftsführer Sascha Wagner berichtet, von Krefeld über Dinslaken bis Paderborn. In Düsseldorf tritt das linke Liebespaar aus dem saarländischen Merzig am 7. September gemeinsam auf die Bühne.

Die Saar-Linken dagegen dürfen sich keine Hoffnung machen, dass ihr langjähriges Idol viel im Wahlkampf hilft. Das Verhältnis zwischen Lafontaine und seinem Landesverband ist sehr schwierig geworden. Zu lange zögerte der frühere Parteichef, ob er noch einmal für den Bundestag kandidiert. Dann ließen die Genossen seine Wunschkandidatin für den Bundestag, die Ex-Tennisspielerin Claudia Kohde-Kilsch, durchfallen. Es brauchte schließlich zwei Mitgliederversammlungen, um nach Zählpannen den Spitzenkandidaten zu bestimmen. Es wurde schließlich nicht Yvonne Ploetz, die im Februar 2010 für Lafontaine in den Bundestag nachgerückt war und die sich stets loyal zu ihm verhalten hat. Sondern der Ex-Sachse Thomas Lutze, dem Lafontaine zuvor bescheinigt hatte, kein Wahlkampfmagnet zu sein.

Die Saar-Linken haben bisher keine Wahlkampftermine mit Lafontaine im Kalender. „Kann ich nix zu sagen“, erklärt Pressesprecherin Kohde-Kilsch. Lafontaine sei bis August im Urlaub, die Planungen hätten gerade erst begonnen. Sahra Wagenknecht ist einmal gebucht, für die zentrale Kundgebung in Saarbrücken. Ihren Genossen in NRW hat sie allerdings derweil schon ein Dutzend Auftritte versprochen.

Matthias Meisner

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