Spekulationen um Kandidatur gegen Trump: Oprah Winfrey for President 2020?
Bei den Golden Globes hält die TV-Moderatorin Oprah Winfrey eine fulminante Rede. Nun hoffen viele, dass sie 2020 bei der US-Präsidentschaftswahl gegen Donald Trump antritt.
Ihre flammende Rede dauerte knapp neun Minuten - und hinterließ bei vielen den Eindruck und auch den Wunsch, da oben auf der Bühne stehe schon eine Wahlkämpferin. Als US-Talkmasterin Oprah Winfrey in der Nacht zu Montag bei der Golden-Globe-Verleihung die Auszeichnung für ihre jahrzehntelange Karriere entgegennahm, nutze sie die Dankesrede zu einem fulminanten Plädoyer für die Hoffnung auf eine Zukunft ohne sexuelle Gewalt von Männern, gegen Rassismus und Diskriminierung.
Oprah sprach von einem "neuen Tag am Horizont" und von einer "Zeit, in der niemand jemals wieder 'ich auch' sagen muss" - in Bezug auf die #MeToo-Bewegung gegen Übergriffe auf Frauen nicht nur durch mächtige Filmbosse in Hollywood. "Ihre Zeit ist um", sagte Oprah in Anlehnung an die "Time's-Up"-Initiative gegen männliche Gewalt an Frauen. Ihr Publikum im Saal lauschte gebannt Oprahs Worten, Millionen Fernsehzuschauer dürften ähnlich beeindruckt gewesen sein.
Schon kurz nach Oprahs Rede überschlugen sich die Kommentare. Und viele drehten sich um die Frage, ob Oprah Winfrey 2020 als afro-amerikanische US-Präsidentin in das Weiße Haus einziehen könnte.
"Sie tritt an", twitterte etwa voller Überzeugung Matt Viser, stellvertretender Büroleiter des "Boston Globe" in Washington.
Und die Autorin Roxane Gay twitterte begeistert während Oprahs Auftritt: "Unsere Präsidentin hält ihre Rede zur Lage der Nation."
Schon in der Anmoderation der Preisverleihung hatte Golden-Globe-Gastgeber Seth Meyers die Spekulationen um eine Präsidentschaftskandidatur Oprahs beflügelt. 2011 habe er beim Abendessen für die Korrespondenten des Weißen Hauses über Donald Trump gescherzt und darüber gewitzelt, dass dieser nicht das Zeug zum Präsidenten habe. "Und manche sagen, das habe Trump davon überzeugt, als Kandidat anzutreten", sagte Meyers. "Wenn das wahr ist, dann will ich nur sagen: Oprah, du wirst nie Präsidentin werden! Du hast nicht das, was es dafür braucht!"
"Präsidentschaft nicht als Auszeichnung für Berühmtheiten"
Unter den Hashtags #Oprah2020 und #OprahForPresident bekundeten viele ihre Hoffnung, Oprah möge Trumps Nachfolgerin werden.
Andere waren weniger begeistert von der Vorstellung, etwa Thomas Chatterton Williams von der "New York Times". "Die Vorstellung, das eine Präsidentschaft nur eine weitere Auszeichnung für Berühmtheiten wird - auch für jene, mit deren Politik wir einverstanden sein könnten -, ist letztlich gefährlich", schrieb er. Das erste Jahr der Trump-Präsidentschaft habe gezeigt, dass in dem Amt Erfahrung, Wissen und politische Weisheit wichtig seien. "Die Präsidentschaft ist keine Show im Reality-TV oder, in diesem Fall, eine Talkshow", kommentierte Williams.
Ob man aber nun Oprah gern im Weißen Haus sähe oder nicht: Die Frage ist zunächst aber, ob die 63-Jährige überhaupt offen wäre für einen Kampf um das Präsidentenamt. Ihr langjähriger Partner Stedman Graham sagte der "Los Angeles Times", dass sie bereit dazu sei. CNN zitierte "zwei enge Freunde" mit den Worten, Oprah denke sehr darüber nach.
Oprah selber hat keine Kandidatur angekündigt. "Ich werde nie für ein öffentliches Amt kandidieren. Das ist eine ziemlich ausgemachte Sache", sagte sie dem "Hollywood Reporter" im Juni. Auch unmittelbar nach ihrer Golden-Globe-Rede stritt sie der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge ab, über eine Kandidatur nachzudenken. Über den Scherz Meyers lachte sie lauthals.
"Antwort auf Gebete der Demokraten"
Dabei bringt Oprah durchaus einiges mit, was sie ins Amt der US-Präsidentin führen könnte. Sie ist ungemein populär, erreicht mit ihren Shows Millionen von Menschen, setzt sich für soziale Anliegen ein und hat zudem ein Milliardenvermögen, das für den Weg ins Weiße Haus unerlässlich ist. Was noch für sie spricht: Oprah gehört nicht zum politischen Establishment in Washington - ein Aspekt, der schon Donald Trump geholfen hat.
Bei den gebeutelten US-Demokraten würde Oprah deshalb nach dem Wahldebakel mit Hillary Clinton wohl mit offenen Armen empfangen. "Wenn sie antreten will, ist sie unsere Kandidatin", zitierte "Newsweek" Tyler Jones, einen Strategen der Demokraten aus South Carolina.
"Sie wäre die Antwort auf viele Gebete der Demokraten", sagte der Strategieberater Brad Bannon ebenfalls "Newsweek". "Ihr Name hat einen sofortigen hohen Wiedererkennungswert und sie hat keinen Ballast aus Washington. Was könnte man mehr haben?"
Dan Pfeiffer, der frühere Chefberater von Trump-Vorgänger Barack Obama, den Oprah in dessen Wahlkampf 2007 mit Auftritten unterstützte, findet die Idee einer US-Präsidentin Oprah Winfrey auch nicht so abwegig. "Ich habe darüber geschlafen und bin zu der Überzeugung gekommen, dass diese Oprah-Sache nicht so verrückt ist", twitterte Pfeiffer. Und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, ob Oprah eine gute Präsidentin wäre, aber sie wäre sicherlich besser als Trump."
"Wir freuen uns auf jede Herausforderung, sei es Oprah Winfrey oder irgendjemand sonst“, sagte ein Sprecher Trumps zu den Spekulationen um eine Kandidatur Oprahs.
Der Präsident selber hat - oder hatte zumindest - eine hohe Meinung von seiner möglichen Konkurrentin. "Oprah wäre immer meine erste Wahl", sagte Trump im Oktober 1999 in einem CNN-Interview auf die Frage, wer als Vizepräsident für ihn in Frage käme.
"Sie ist eine tolle Frau, sie ist eine großartige Frau", sagte Trump weiter. "Sie ist populär und sie ist brillant."
Aktuell allerdings hat sich Trump noch nicht zu Oprah geäußert.