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Björn Hoecke im Wahlkampf
© Michael Dalder/REUTERS

Landtagswahlen 2019 in Ostdeutschland: Nirgendwo wählte die Jugend so rechts wie in Thüringen

Bei der Landtagswahl in Thüringen ist die AfD bei den Wählern unter 30 stärkste Kraft. Die Linke liegt auf Platz 2. Die Grünen sind weit abgeschlagen.

Bei der Landtagswahl in Thüringen setzt die AfD ihren Siegeszug bei den Jungwählern fort. Mit 24 Prozent Stimmenanteil ist sie bei den unter 30-Jährigen stärkste Kraft. Auf Platz zwei landet die Linke mit 22 Prozent. Die Grünen erreichen in dieser Altersgruppe nur 11 Prozent.

Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Grünen bei den Wahlen in Brandenburg mit 23 Prozent bei den Jungwählern einen Prozentpunkt vor der AfD auf Platz eins landeten und in Sachsen knapp hinter der AfD auf Platz zwei. Die AfD kam in Sachsen bei den Wählern unter 30 auf 22 Prozent.

In Thüringen fährt die AfD damit das in dieser Altersgruppe beste Ergebnis bei einer Landtagswahl im Jahr 2019 ein.

Zum Hintergrund: Bei den Wahlen der vergangenen Monate gab es bei den jungen Menschen vor allem einen Sieger: die Grünen. Bei der Europawahl im Mai machte jeder dritte Wähler unter 30 sein Kreuz bei der Ökopartei. Bei den Erstwählern gaben sogar 36 Prozent ihre Stimme den Grünen. Auch bei der Landtagswahl im eigentlich tiefschwarzen Bayern stimmten rund ein Viertel der Erstwähler im vergangenen Jahr für die Grünen, ebenso bei der Landtagswahl in Hessen.

Grüne schnitten in Thüringen insgesamt schwach ab

Auf der anderen Seite schnitt auch die AfD bei den Jungwählern in den vergangenen Monaten teilweise sehr gut ab: Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2016 kam die AfD bei den U-24-Wählern auf ein Viertel der Stimmen; in der Gruppe der 25 bis 34-Jährigen sogar auf 28 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2017 wurde die AfD mit 16 Prozent Stimmenanteil zweitstärkste Kraft bei den Erstwählern in Ostdeutschland – die CDU bekam 21 Prozent und die Linke auf Platz drei 15 Prozent.

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Die Schwäche der Grünen bei den Jungwählern spiegelt sich in Thüringen auch im Gesamtergebnis: Laut den aktuellen Hochrechnungen muss die Ökopartei um den Einzug ins Parlament bangen. Gesamtwahlsieger Bodo Ramelow dagegen profierte wohl auch bei den jungen Wählern von seiner Beliebtheit und dem Amtsbonus. Selbst 92 Prozent der Grünen-Wähler bescheinigen Ramelow, dass er "seine Sache eher gut mache".

Hinzu kommt: Mit Ausnahme beim Klimaschutz sprechen die Wähler in allen Politik-Bereichen den Grünen die wenigste Kompetenz aller Parteien zu. Im Bereich Wirtschaft sprachen sogar null Prozent der Befragten den Grünen Kompetenz zu. Die Grünen wurden in Thüringen also als Ein-Thema-Partei wahrgenommen. Zudem fehlte in Thüringen das Großstadtmilieu, das bei den vergangenen Wahlen in großer Zahl verlässlich für sie stimmte.

Rentner retteten Ramelow

Zwar machten sich laut einer Umfrage von Infratest dimap 65 Prozent der Thüringer Sorgen, "das der Klimawandel unsere Lebensgrundlage zerstört". Allerdings stand das Thema Umwelt und Klima bei den Wählern laut dem Umfrageinstitut nur auf Platz fünf der wichtigsten Themen. Bei der Forschungsgruppe Wahlen landet das Thema auf dem dritten Platz, allerdings weit hinter dem Thema Schule und Bildung.

Wer jetzt allerdings denkt, vor allem die jungen Wähler seien für die Stimmenzuwächse der AfD verantwortlich, der irrt. In der Altersgruppe der zwischen 30- und 60-Jährigen erreichte die AfD jeweils 28 Prozent und wurde auch dort stärkste Kraft. Dass die AfD am Ende nicht als Wahlsieger in Thüringen auf dem Treppchen steht, liegt vor allem an den Wählern über 60. Hier gewann die Linke klar mit 40 Prozent der Stimmen. Die AfD erhielt 16 Prozent. Am Ende retteten die Rentner Ramelow.

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