Studie zur Auswanderung: Neugierige Deutsche
Studie: Auswanderer wollen neue Erfahrungen machen – und mehr verdienen. Die wenigsten wollen Deutschland für immer verlassen.
Deutsche Auswanderer sind gut ausgebildet, neugierig und erwarten, dass sie im Ausland besser verdienen als zu Hause. Sie verlassen Deutschland meistens aus beruflichen Gründen und weil sie „neue Erfahrungen machen“ wollen. Wer wieder zurückkommt, tut das meist aus familiären Gründen oder weil er oder sie einen neuen Job in Deutschland gefunden hat. Das geht aus der Studie „International Mobil“ hervor, die vier Stiftungen und Forschungsinstitute am Dienstag vorgelegt haben.
Die Mercator-Stiftung, der Sachverständigenrat Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und die Universität Duisburg-Essen haben 3000 Auswanderer und 4500 Rückwanderer angeschrieben, die 2013 Deutschland verlassen haben oder zurückgekehrt sind. Die Adressen der Auswanderer haben die Forscher bei den Meldeämtern von neun Großstädten beschafft, drei weitere Meldeämter lieferten die Daten der Rückwanderer. 776 Auswanderer und 895 Rückwanderer haben an der Onlinebefragung teilgenommen. Nach Auskunft der vier Stiftungen und Institute gibt die Studie erstmals Auskunft darüber, was Deutsche aus dem Land oder auch wieder zurück treibt. Repräsentativ ist die Untersuchung zwar nicht, aber viele der Ergebnisse decken sich mit den Zahlen des Wanderungssaldos der statistischen Ämter, die auf den Daten der Meldeämter beruhen.
Die meisten Auswanderer sind jung und gut ausgebildet
Seit der Jahrtausendwende steigt die Zahl der deutschen Auswanderer und der Auswanderer aus Deutschland deutlich an. Die Mehrzahl der Auswanderer ist jung. Und wer ungebunden ist, tut sich mit der Entscheidung, Deutschland zu verlassen, leichter. Allerdings bleiben sie häufig in der Nachbarschaft. Fast 40 Prozent der Auswanderer lassen sich vorübergehend oder dauerhaft in den neun Nachbarländern nieder. Dabei stehen die Schweiz und Österreich an der Spitze, gefolgt von Polen. Zwischen 2004 und 2013 sind 209 000 Deutsche in die Schweiz eingewandert und 84 000 von dort wieder zurückgekommen. Nach Österreich zogen 109 000 Deutsche, während 58 000 zurückkehrten. Nach Polen strebten 94 000 Deutsche, während 113 000 von dort wieder den Rückzug antraten. Die USA – in den 1950er Jahren noch das wichtigste Auswanderungsland der Deutschen – steht derzeit mit 136 000 Wanderern und 100 000 Rückwanderern an dritter Stelle. Die große Mehrheit lässt sich irgendwo in Europa nieder.
Migranten wandern oft weiter
Die Gruppen, die Deutschland am ehesten den Rücken kehren, sind gut ausgebildete Akademiker und Führungskräfte sowie Deutsche mit ausländischen Wurzeln. Mit 70 Prozent stellen die Hochqualifizierten den höchsten Anteil der Auswanderer. Auch bei den Rückkehrern sind die Hochqualifizierten mit 64,1 Prozent die größte Gruppe. Besonders mobil sind darüber hinaus Deutsche mit Migrationshintergrund. Wobei sie keineswegs den Weg ins Heimatland ihrer Eltern suchen, das tut nur etwa ein Viertel. Die meisten ziehen ganz woanders hin. Bei ihnen ist die Unzufriedenheit mit dem Leben in Deutschland eine höhere Motivation als bei der Gesamtgruppe der Auswanderer, bei der gut 41 Prozent dieses Motiv angeben. Bei den Rückwanderern ist die Unzufriedenheit mit dem Leben im Ausland mit 40 Prozent der Nennungen ein ebenso großes Motiv für die Heimkehr.
Nur wenige gehen, um zu weg bleiben
Professor Marcel Erlinghagen von der Universität Duisburg-Essen sieht bei Auswanderern eine „zirkuläre Migration“ am Werk. Denn lediglich ein gutes Drittel der Auswanderer will auf Dauer im Ausland bleiben. Die meisten planen die Rückkehr schon bei der Auswanderung. Die Hochqualifizierten können demnach damit rechnen, auch nach ihrer Rückkehr kaum Abstriche beim Einkommen machen zu müssen, sondern ihre Auslandserfahrung gewinnbringend einsetzen zu können. Bei gering Qualifizierten ist das anders. Die Auswanderer sind zwar durchweg zufrieden mit ihren höheren Einkommen, sind aber unglücklich darüber, ihre sozialen Bezüge zu verlieren. Die Rückwanderer beklagten sich teilweise über niedrigere Einkommen, waren aber zufrieden damit, ihre Freundschaften wieder ausleben zu können.
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