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Eine Tempo-30-Zone in Frankfurt am Main.
© Arne Dedert/dpa

Klima, Lärm, Unfälle: Mehrheit für Tempo-30-Zonen, aber gegen höhere Spritpreise

In Umfragen zeigt sich: Autofahrer wären mit Geschwindigkeitsbegrenzungen einverstanden, mehr bezahlen für den Klimaschutz wollen die meisten aber nicht.

Gut jeder zweite Deutsche ist einer Umfrage zufolge auf die eine oder andere Weise für ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern innerhalb von Städten. Einer repräsentativen Umfrage des YouGov-Instituts im Auftrag der Auto-Verkaufsplattform mobile.de zufolge sind 57,8 Prozent für Tempo-30-Zonen in der Stadt. Pauschal für ein Tempolimit von 30 km/h auf allen städtischen Straßen sind jedoch nur 17 Prozent.

Etwa genauso viele Menschen sprechen sich für zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsbegrenzungen – etwa nachts – aus, knapp 23 Prozent für örtliche Begrenzungen, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Die meisten Befragten sehen den Nutzen eines 30er-Limits in der Stadt darin, dass es weniger Unfälle gebe (22,9 Prozent) und Raser eingeschränkt würden (22,5). Deutlich weniger Menschen erwarten weniger Verkehrslärm (13,4) oder sehen Vorteile für den Umweltschutz (10,4). Immerhin jeder Fünfte (19,4) sieht gar keine Vorteile eines solchen Tempolimits.

Der Hamburger Senat hatte kürzlich angekündigt, im Kampf gegen Verkehrslärm auf 85 viel befahrenen Straßenabschnitten ein nächtliches Tempo-30-Limit einführen zu wollen. Auf Autobahnen hätten fast zwei von drei Deutschen (63,8 Prozent) der Umfrage zufolge gerne eine Temporegelung. Von ihnen sprachen sich 44 Prozent für ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern aus.

In einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Redaktionsnetzwerks Deutschland votierte eine Mehrheit von 52 Prozent für ein allgemeines Tempolimit. 42 Prozent äußerten sich hingegen grundsätzlich ablehnend über ein Tempolimit. Die wenigsten Sympathien für ein Tempolimit zeigen demnach die 45- bis 59-Jährigen (54 Prozent). Mehrheitlich dagegen sind auch die Anhängerinnen und Anhänger von FDP und AfD.

Eine schrittweise Erhöhung des Spritpreises aus „Klimaschutzgründen“ um 16 Cent wie es den Grünen vorschwebt, kommt bei den Wählerinnen und Wählern gar nicht gut an. Fast drei Viertel halten das Vorhaben demnach für falsch. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den „Spiegel“. Unter Autofahrern ist die Ablehnung mit 81 Prozent sogar noch größer.

Auf dem Land, wo die Menschen besonders auf das Auto angewiesen sind, ist die Ablehnung für die Benzinpreiserhöhung besonders hoch. Nur 14 Prozent der Befragten in besonders gering besiedelten Gebieten halten den Vorschlag dort für richtig. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte steigt zwar die Zustimmung. Doch selbst in Deutschlands urbanen Regionen lehnt eine Mehrheit die weitere Benzinpreiserhöhung ab.

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Seit dem 1. Januar gilt in Deutschland im Rahmen des nationalen Emissionshandels ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne. Diesen müssen aufgrund der Beschlüsse der Großen Koalition etwa Mineralölkonzerne zahlen, indem sie durch Zertifikate sogenannte Emissionsrechte für die von ihnen hergestellten Brennstoffe kaufen. Die Kosten geben sie an die Verbraucher weiter. Der Staat verwendet die zusätzlichen Einnahmen im Gegenzug, um die Bürgerinnen und Bürger beim Strompreis zu entlasten. Die höheren Kraftstoffkosten für Berufspendler sollen durch eine Anhebung der Pendlerpauschale abgefedert werden.

Aktuell bedeutet dies einen Preisaufschlag von sieben Cent pro Liter Benzin sowie rund acht Cent pro Liter Diesel oder Heizöl. In den kommenden Jahren soll der CO2-Preis schrittweise auf mindestens 55 Euro pro Tonne im Jahr 2025 steigen. Dies würde sich dann mit Aufschlägen von rund 16 Cent pro Liter Benzin und knapp über 17 Cent für einen Liter Diesel oder Heizöl im Vergleich zum Jahr 2020 bemerkbar machen. Trotz dieser Preisentwicklung ist aber auch der Umstieg auf Alternativen für die meisten Autofahrer derzeit nicht wirklich ein Thema. Die Anschaffung eines Elektroautos ist der Forsa-Umfrage zufolge nur für ein Drittel (34 Prozent) der Befragten in den nächsten drei Jahren vorstellbar. (dpa, Tsp)

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