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Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht
© dpa

Bundestagswahlkampf der Linkspartei: Linke Familienaufstellung

Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht und ein Ex-Mann: Welcher Genosse wem im Bundestagswahlkampf hilft – und wem lieber nicht.

Oskar Lafontaine wird am kommenden Montag 70 Jahre alt. Seine Linkspartei hat nicht vor, ihren ehemaligen Vorsitzenden an diesem Tag zu feiern. Jedenfalls nicht wieder mit einem Empfang in Berlin, wo die Genossen vor fünf Jahren zum 65. in den Reichstag geladen hatten und Gregor Gysi seinen damaligen Kompagnon gegen den sozialdemokratischen Vorwurf verteidigte, ein Verräter zu sein. „Aberwitzig“, sagte Gysi dazu: „Im Kern bist du dir selbst treu geblieben.“

Was seinen ausgeprägten Machtinstinkt angeht, ist sich Lafontaine tatsächlich treu geblieben. Obwohl er gar nicht für den Bundestag kandidiert, wird der Wahlkampf als Begründung für den Verzicht auf eine offizielle Partei-Geburtstagsfeier genannt. „Oskar Lafontaines Wunsch ist ein gutes Wahlergebnis für Die Linke“, sagt ein Parteisprecher – und dass ein Empfang mit „bis zu zehn größeren Kundgebungen des Spitzenpersonals“ kollidieren würde.

Auch Lafontaine macht Wahlkampf. Der nordrhein-westfälische Landesgeschäftsführer Sascha Wagner berichtet, dass im größten Bundesland vor allem er und seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht auf Tour seien. „Sahra als unsere Spitzenkandidatin und Oskar als langjähriger Freund NRWs helfen überall, wo sie können und wir sie brauchen“, schwärmt Wagner. Beide lieferten mit ihren „brillanten“ Wahlkampfreden einen wichtigen Beitrag „für die Demokratie“.

"Unter der Decke wird mit harten Bandagen gekämpft"

Beifall für Lafontaines gezielte Hilfe spendet auch Albrecht Müller. Er war mal SPD-Bundestagsabgeordneter, Planungschef im Bonner Kanzleramt für Willy Brandt und Helmut Schmidt, aber das ist lange her. Dieser Tage mahnte er auf seinen „Nachdenkseiten“, zwar bemühten sich die neuen Linken-Vorsitzenden um Integration. „Aber unter der Decke wird mit harten Bandagen gekämpft. Offensichtlich legen es die Freunde um Dietmar Bartsch sogar darauf an, die Ergebnisse im Westen zu drücken, um ihre eigene Machtposition in der Partei und insbesondere in der künftigen Bundestagsfraktion zu stärken.“ Müller riet, im Osten nur „gezielt selektiv“ für die Linke zu werben. Auch von der Wahl der Partei im Saarland riet er ab – dort hatte sich Lafontaine im Machtkampf um die Spitzenkandidatur verschätzt. Der Ost-Reformer und Lafontaine-Gegenspieler Bartsch wundert sich nicht, dass sich Müller und Lafontaine die Bälle zuspielen. „Sind ja Kumpels“, sagt er.

Sahra Wagenknecht inszeniert sich als Frida Kahlo

Wagenknecht macht auch einen Schwerpunkt-Wahlkampf – fast nur im Westen. Lange hat man sie mit Rosa Luxemburg verwechselt, für die „Gala“ inszenierte sie sich nun als Malerin und Trotzki-Geliebte Frida Kahlo – und erzählte, sie sei privat auch „sehr emotional, jemand, der auch weinen kann“. In Brandenburg war Wagenknecht als Wahlkämpferin nur einmal, beim abtrünnigen Wolfgang Neskovic, der im Streit aus der Linksfraktion ausgeschieden war und nun parteiunabhängig für ein Direktmandat kandidiert. Drei Tage vor Lafontaines Geburtstag, an diesem Freitag, wird sie zwei Stunden lang in Wilhelmshaven Straßenwahlkampf für Ralph Niemeyer machen, Linken-Direktkandidat – und ihr Ex Mann. Sein Kampf um den Einzug in den Bundestag ist aussichtslos, er hat den letzten Platz auf der niedersächsischen Landesliste.

Niemeyer hat gerade Ärger mit den Müttern seiner Kinder. Drei hat er mit verschiedenen Frauen in der Zeit seiner Ehe mit Wagenknecht gezeugt (keines mit ihr). Im Streit um die Alimente spielte eine Mutter der Springer-Presse Dokumente zu, laut denen Niemeyer allerlei Aufträge von Linken-Politikern und der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat. Wagenknecht will mit diesen Vorgängen nichts zu tun haben. Niemeyer erklärt, er fühle sich so böse erpresst wie Peer Steinbrück mit der Putzfrau-Story. Der Dokumentarfilme Niemeyer stellt seine Filme gern bei Youtube ein. Eine dieser Arbeitsproben zeigt ihn im Gespräch mit Albrecht Müller, der dort über die SPD lamentiert.

Und, als Wagenknecht und Lafontaine 2011 ihre Liaison bekanntmachten, versprach Niemeyer seiner Ex platonische Liebe: „Wir haben eine andere Form der Liebe gefunden, die einschließt, dass ich mich auch Oskar verbunden fühle.“

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