Söder schwört CSU auf Kampf gegen Links ein: Leichter Dämpfer für den Kämpfer
Markus Söder ruft zum Kampf gegen Links - mit Armin Laschet. Er bekommt viel Beifall, aber ein recht mäßiges Wahlergebnis.
Markus Blume gibt sich reumütig. Einen Tag vor dem CSU-Parteitag war der Generalsekretär vom „Spiegel“ mit dem Satz zitiert worden: „Natürlich stünden wir mit Markus Söder besser da.“
Das sei doch nur auf Bayern bezogen gewesen, versichert Blume am Freitag. Wieso er es dann nicht gleich korrigiert hat, bleibt ein Rätsel. Schließlich passte der Satzn allzu gut zu dem Eindruck, dass Armin Laschets schärfste Kritiker in Bayern sitzen.
Es wirkt denn auch leicht schräg, als Blume am Nachmittag den Parteitag in Nürnberg mit der Versicherung eröffnet, es gehe nicht um „Was-wäre-wenn-Fragen“, und die CSU gebe „alles“ für einen Wahlsieg. Zwei Wochen vor dem Wahltag wird es dafür aber auch höchste Zeit.
Die CSU stand schon vor der Entscheidung in der K-Frage mäßig da. Aktuell wird sie nur noch auf 28 Prozent taxiert. In Söders fränkischer Heimatstadt drohen alle Direktmandate an die SPD zu fallen.
Dass das „Politbarometer“ zumindest keinen weiteren Absturz der Union meldet, sorgt unter Delegierten da schon für leises Aufatmen.
„Leider ist es kein einfacher Jubelparteitag, wie wir es gerne hätten“, räumt Söder gleich zu Anfang seiner Rede ein. „Nicht ausreichend“ seien die Umfragewerte.
Zugejubelt wird ihm dann aus dem Saal trotzdem ausgiebig. Söder gibt den Einpeitscher, den Kämpfer gegen einen rot-grün-roten Untergang der Republik. Ein „Erdrutsch“ drohe, in Europa eine Schuldenunion, in Deutschland Olaf Scholz als „erster deutscher Schuldenkanzler“.
Dabei hat der CSU-Chef noch einen weiteren Verdächtigen ausgemacht, dem er zutraut, für eine „verdünnte“ Linkskoalition die Hand zu reichen. Das sei eine rot-grün-gelbe Ampel nämlich, und Christian Lindner müsse jetzt sagen: „Wollen Sie die Ampel oder nicht?“
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Dem FDP-Chef trauen sie in München keine Sekunde über den Weg und alles zu. Söder vermerkt, Lindner rede nicht mehr von Steuersenkungen, sondern sei schon bei einer – verdächtigen – Abschwächung: „Steuererhöhungen dürfen nicht sein.“ Im Leitantrag für den Parteitag heißt es, nach dem Ausstieg aus Jamaika 2017 sei Lindner „zum Regieren verdammt“.
Das stimmt wohl, ist aber ungleich komfortabler als die Aussicht auf Opposition. Einen Wahlkampf der „Larifari-Diskussionen“ habe man bisher erlebt über Lebensläufe oder Lacher, schimpft Söder. „Lassen Sie uns aufhören, über Stilfragen zu diskutieren.“
Es gehe um die Sache. Um „bürgerliche Freiheit oder linke Umverteilungs- oder Umerziehungsmoral“ also oder eine höhere Pendlerpauschale.
„Wir werden den Linken zeigen, dass wir nicht aufgegeben haben“, ruft Söder. „Wir wollen keinen Linksruck in Deutschland, und – für alle Journalisten zum Mitschreiben: Wir wollen Armin Laschet als Kanzler haben und nicht Olaf Scholz oder Annalena Baerbock!“
Der Saal applaudiert demonstrativ. die Journalisten schreiben mit.
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Sie notieren, wie Söder die Kanzlerin preist: „Sie hat Deutschland gut beschützt.“ Sie vermerken auch, dass der CSU-Chef ein Wochenende ausruft, das „Geschichte macht“: Am Samstag Laschets Rede hier in Nürnberg, am Sonntag das zweite TV-Triell. „Wir setzen an diesem Wochenende einen neuen Trend!“
Immerhin klingt das nicht schon wieder wie ein Ultimatum an Laschet nach dem Motto: Streng' dich gefälligst an. Laschet hatte am Vormittag kühl auf die Drängeleien aus München reagiert. „Die Wahl wird entschieden am 26. September“, sagte der CDU-Chef in Berlin. „Am Sonntag beginnt der Endspurt.“
Die beiden haben am Freitag telefoniert. Vielleicht hat das Gespräch ja geholfen. Söder versprach jedenfalls in Nürnberg einen „warmen Empfang“.
Am Abend musste er sich selbst zur Wiederwahl als Parteichef stellen. Blume machte eingangs einen Vorschlag fürs Ergebnis: Der Impfstatus im Saal liege bei 97 Prozent. Das könnten die Delegierten als „kleinen technischen Hinweis“ nehmen.
Nahmen sie aber nicht. 87,4 Prozent sind sogar etwas weniger als bei Söders erster Wahl zum Parteichef nach dem Machtkampf mit Horst Seehofer. Söder kommentierte, wenn das in zwei Wochen das CSU-Ergebnis wäre, wäre er's zufrieden. Der Witz klang etwas gequält. Machtkämpfe, könnte man glatt denken, bekommen CSU-Vorsitzenden womöglich nicht.